Ein Jahrzehnt nach der Katastrophe: Was wir aus der Wirtschaftskrise lernen
Aus dem langen Schatten der Wirtschaftskrise treten
Im September 2008 schaute die Welt zu, wie Lehman Brothers, eines der größten Finanzdienstleistungsunternehmen der Welt, mit wehenden Fahnen unterging. Obwohl sich der Wirtschaftshimmel schon ab 2007 bedrohlich zuzog, versteht man inzwischen allgemein den Niedergang von Lehman Brothers als den „wahren” Anfang der schlimmsten Finanz- und Wirtschaftskrise seit der Großen Depression der 1930er Jahre, wie es der frühere Leiter der US-Notenbank, Ben Bernanke, beschrieben hat. Die sich entfaltende Krise stürzte wirklich fast alle fortgeschrittenen Volkswirtschaften in eine tiefe Rezession. Europa wurde besonders schwer getroffen und unter allen EU-Ländern schaffte es 2009 lediglich Polen, ein positives Wachstum gegenüber dem Vorjahr zu erzielen. Als sich dann 2010 die Flut der ursprünglichen Katastrophe langsam zurückzog, brach die Eurokrise aus - angefangen bei der Rettung Griechenlands durch die Troika, kurz darauf gefolgt von ähnlichen Finanzplänen für Irland, Portugal, Spanien und Zypern. Regierungen versuchten der untragbaren Schuldenberge Herr zu werden und die Sparpolitik fasste in ganz Europa Fuß, was nur zu einem starkem Anstieg der Arbeitslosigkeit und weit verbreiteter sozialer Not führte. Seit dieser schweren Zeit zwischen 2008 und 2010 kommt die EU mit großen Schritten einem nachhaltigen Aufschwung näher. Doch die Krise wirft lange Schatten und es gibt immer noch viele tiefsitzende soziale und wirtschaftliche Probleme: vom Kampf gegen Langzeitarbeitslosigkeit bei jungen Leuten zur Umsetzung eines gerechteren Steuerwesens, vom jüngsten Aufschwung populistischer Politik in ganz Europa, dem man begegnen muss, zur Linderung der unterschwelligen Angst, dass wir für einen weiteren Flächenbrand dieser Art, der schon vor der Tür stehen könnte, nicht wirklich vorbereitet sind. In dieser Ausgabe des Magazins research*eu Ergebnisse wollen wir zum zehnten Jubiläum der Pleite von Lehman Brothers 14 bereits oder demnächst abgeschlossene Projekte vorstellen, die sich intensiv mit den Gründen, Folgen und Lehren aus dieser Krise befasst haben. Viele der Projekte bringen die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Erkenntnisse von politischen Entscheidungsträgern in positiver Weise aufgegriffen werden können, um die gesellschaftlichen Herausforderungen anzugehen, die in Anbetracht der Krise zwischen 2008 und 2010 nach wie vor ungelöst sind, während im Rahmen anderer Projekte innovative Lösungen erarbeitet wurden, die Aufsichtsbehörden und politische Entscheidungsträger bei der Vorhersage und/oder Abschwächung der Auswirkungen zukünftiger Rezessionen unterstützen. Außerdem finden Sie im Magazin wie üblich unsere neun weiteren Themenbereiche sowie eine Übersicht über bevorstehende Veranstaltungen, die von EU-finanzierten Forschungsprojekten ausgerichtet werden oder an denen derartige Projekte beteiligt sind. Wir freuen uns auf Ihr Feedback. Schicken Sie uns Ihre Fragen und Vorschläge an: editorial@cordis.europa.eu