Der hohe Preis aufgrund der Veränderungen in der Arktis
Veränderungen in der Arktis setzen eine komplexe Kettenreaktion in Gang, deren Folgen für Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft weit über die Region hinausreichen. Diese Folgen voherzusagen und sich entsprechend vorzubereiten ist eine respekteinflößende Aufgabe. Dazu muss nicht nur die ganze Bandbreite der vorhandenen Expertise koordiniert werden, es müssen sich auch alle einheimischen und hier ansässigen Gemeinschaften einbringen. Das EU-finanzierte Projekt ICE-ARC hatte es sich zum Ziel gesetzt, ein ganzheitliches Verständnis für die Folgen der Veränderungen in der Arktis zu entwickeln. Dazu sollten die globalen ökonomischen und gesellschaftlichen Kosten quantifiziert werden, die bei Gegenmaßnahmen anfallen oder für den Fall, dass keine Maßnahmen getroffen werden. Mit disziplinübergreifenden Kooperationen von Wirtschafts-, Sozial- und Naturwissenschaftlern sowie der Beteiligung einheimischer Gemeinschaften der Region wollten die Forscher die direkten sozialen und wirtschaftlichen Folgen des Rückgangs von arktischem Meereis bewerten. „Um das ganze Ausmaß der Veränderungen in der Arktis zu begreifen, sind extrem viele und unterschiedlichste Informationen nötig“, erklärt Projektkoordinator Dr. Wilkinson. „ICE-ARC löst dieses Problem mit interdisziplinärer Forschung, die die Bedürfnisse der Gesellschaft mit Technologie, Beobachtungen und Modellen kombiniert.“ Die Gesellschaft profitiert von präzisen Vorhersagemodellen Die Forscher nutzten fast 50 Roboterplattformen aus einem Dutzend Expeditionen im ganzen Nordpolarmeer. Diese Systeme haben ganzjährig Daten gesammelt und übermittelt, die dann in die ozeanischen und atmosphärischen ICE-ARC Modellsysteme der jeweiligen Region eingespeist wurden, um die wichtigsten Prozesse in der Arktis besser verstehen zu können. Daraus ergaben sich verfeinerte mathematische Algorithmen innerhalb der globalen Klimamodelle, die wiederum zu genaueren Klimaprognosen beitrugen. Um die globalen Kosten des arktischen Wandels zu bestimmen, hat ICE-ARC die aktuellsten Simulationen für Meereis und Permafrost aus topmodernen Klimamodellen mit Daten zur Umwelt und Sozioökonomie verknüpft. Ziel war es, ein präziseres integriertes Modell zur Kostenabschätzung im Zusammenhang mit dem arktischen Wandel zu erstellen. Tauender Permafrost und schmelzendes Meereis werden den Klimawandel stark beschleunigen. Den Ergebnissen zufolge könnte das weltweit zusätzliche wirtschaftliche Verluste von bis zu 130 Billionen US-Dollar verursachen, wenn in den nächsten drei Jahrhunderten alles so weitergeht wie bisher. Sollte die globale Erwärmung auf 1,5°C begrenzt werden, würden die zusätzlichen Kosten auf unter 10 Billionen USD sinken. Gemeinsam für mehr Wissen „Niemand versteht die Arktis besser oder ist sensibler für Veränderungen vor Ort als die Menschen, die hier leben“, so Dr. Wilkinson „Darum hat ICE-ARC gemeinsam mit den Ureinwohnern Nordwest-Grönlands Trends ermittelt und versucht, die Folgen, die der arktische Klimawandel bereits in der Region verursacht, vor allem im Kontext des sozioökonomischen Wandels zu verstehen.“ In entsprechenden Treffen und Workshops mit Gemeinschaften der Arktis konnten neue Erkenntnisse und ein besseres Verständnis in all diesen verschiedenen Bereichen gewonnen werden. Das Team hat dieses Wissen auf mehreren Wegen an die Öffentlichkeit gebracht, sei es in wissenschaftlichen Beiträgen mit starkem Einfluss oder Bildungsprogrammen, bei Runden Tischen mit der Industrie, hochrangigen Verhandlungsrunden und Diskussionen mit politischen Entscheidungsträgern oder bei öffentlichen Veranstaltungen mit großer Reichweite einschließlich Besuchen in Schulen. Herausforderungen und Erkenntnisse Dank ICE-ARC verstehen wir die Folgen und langfristigen Auswirkungen des arktischen Wandels deutlich besser. Doch das Projekt hat gleichzeitig das Ausmaß der Herausforderungen verdeutlicht, vor denen unser Planet steht. Dr. Wilkinson fasst zusammen: „Wir müssen die Verbindungen zwischen Wissenschaft, Politik und Gesellschaft weiterhin stärken. Bereichsübergreifende Programme wie ICE-ARC schaffen solche Verbindungen und erlauben es politischen Entscheidungsträgern, evidenzbasierte Maßnahmen zu entwickeln, die gleichzeitig dem Klimaschutz gerecht werden und das Potenzial für Wirtschaftswachstum nutzen, das eine emissionsarme Gesellschaft bietet.“ Die Arbeiten aus ICE-ARC werden im Rahmen des EU Arctic Clusters fortgesetzt – einer Kooperation der EU-finanzierten Arktis-Programme unter Federführung von EU-PolarNet – sieh #EUArcticCluster.
Schlüsselbegriffe
ICE-ARC, Arktis, ökonomisch, Klimawandel, Gesellschaft, Wissenschaft