Das MAELSTROM-Projekt und die Abfälle in Meeren
Kunststoffabfall gelangt vor allem aus Flüssen in unsere Meere und landet in den marinen Ökosystemen, in denen es für die freie Natur und die menschliche Gesundheit bekanntermaßen schädliche Auswirkungen hat. Die nachhaltige Rückgewinnung von Kunststoff aus den Ozeanen ist komplex und teuer. Für eine langfristige Sanierung sind die konzertierten, multidisziplinären Forschungsanstrengungen des 14-köpfigen Teams von MAELSTROM-Partnern erforderlich. Exzellenzzentren zur Tier- und Pflanzenwelt der Meere, künstlicher Intelligenz und Robotik, Recyclingunternehmen und Spitzenforschende zu Kunststoff sind allesamt wichtige Parteien in diesem Konsortium. Das gilt auch für ein Marketingberatungsunternehmen, das den Verkauf der recycelten Produkte unterstützt, sowie für alle Medienagenturen, die das soziale Bewusstsein für das Problem der Abfälle im Meer schärfen. Über MAELSTROM wurden die sogenannten Ansammlungsbrennpunkte für Meeresabfälle in Europa bestimmt: der Ave in Portugal und das Küstengebiet um Venedig in Italien. Wo die Abfälle letztendlich landen – und auch der beste Sanierungsplan –, hängt von deren Eigenschaften ab, ob sie sinken, sowie von den Winden und Strömungen.
Blasen und Roboter
Ein Luftblasenvorhang im Ave verhindert, dass der Kunststoff ins Meer gelangt. Das vom niederländischen Partner The Great Bubble Barrier® entwickelte, ausgeklügelte Design ermöglicht das Passieren von Fischen und Verkehr, während die Abfälle durch eine Art Luftblasenvorhang in ein Auffangsystem am Flussufer geleitet werden. Für die Lagune von Venedig wurde von den Partnern Tecnalia Research and Innovation, LIRMM und Servizi Tecnici eine Roboterplattform zur Reinigung des Meeresbodens entwickelt. Das KI-System identifiziert Abfälle und sammelt jeden einzelnen Gegenstand ein, um die Auswirkungen auf die Ökosysteme zu minimieren. Es ist mit einem Sauger für kleine Abfälle und einem Greifer für größeres Material ausgestattet.
Und nach der Entfernung …
Ein KI-gesteuerter Sortierroboter trennt die Abfälle, die dann den modernsten Recyclingverfahren unterzogen werden. Zu den regenerierten Materialien, die nun wieder in die industrielle Lieferkette einfließen können, gehören chemische Vorläuferstoffe und Polymere. Ein gutes Beispiel für die Kreislaufwirtschaft: Geschredderte Fischernetze wurden zu Platten und Laminaten verarbeitet. Bisher wurden mit diesen Technologien insgesamt 7 Tonnen Meeresmüll eingesammelt. Ein Teil des in Venedig gesammelten Materials wurde einer Niedertemperatur-Pyrolyse unterzogen, um Schiffskraftstoff der zweiten Generation herzustellen. Es handelt sich um ein weiteres Beispiel für den Kreislaufcharakter des Systems, da die Technologien des Projekts zur Beseitigung von Abfall im Meer mit diesem Kraftstoff betrieben werden. Die MAELSTROM Traceability App zeichnet den Verlauf der Abfälle auf, von der Sammlung bis zur Integration in Recyclingprodukte, und erstellt ein Zertifikat zum „MarineLitterOrigin“. Um die Effizienz der Beseitigungstechnologien zu ermitteln und die langfristigen Auswirkungen auf die Ökosysteme zu bewerten, führt das MAELSTROM-Team spezielle Beobachtungen an den Standorten durch. Außerdem laufen Lebenszyklusanalysen nach den internationalen ISO-Normen 14040 und 14044, um die Auswirkungen der Technologien auf die Umwelt zu bewerten.
Gesellschaftliches Bewusstsein
Das gesellschaftliche Bewusstsein muss im Mittelpunkt der Bemühungen stehen, das Problem der Meeresabfälle zu stemmen. Über MAELSTROM wird das Wissen über die Meere aktiv gefördert und über soziale Medien werden Aufräumaktionen an Stränden und Kanälen angeregt. Das Projektteam nahm an der Aktion „World's Biggest Butt Pick Up“ teil, bei der 1 Million Zigarettenstummel gesammelt werden sollten. Es folgt außerdem der Kampagne #EUBeachCleanUp und der EU-Mission zur Wiederbelebung unserer Ozeane und Gewässer. Alle bisher im Rahmen von MAELSTROM entwickelten Technologien werden auf TRL 6 ausgereift. Die Sammlung von Meeresmüll ist außerdem effizient und hat minimale Auswirkungen auf die Umwelt. Das Projekt endet Ende Dezember 2024, doch MAELSTROM hat bereits die ersten wichtigen Schritte auf dem Weg zu einer Kunststoffabfall-freien Politik geschafft.
Schlüsselbegriffe
MAELSTROM, Kunststoff, Meeresabfall, Ozean, KI, Roboter, recyceln