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European early warning system for systemic risk.

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Ein Frühwarnsystem zur Prävention potentieller Finanzkrisen

Die Folgen der Finanzkrise des Jahres 2008/2009 und die anschließende europäische Staatsschuldenkrise führten zu einer eingehenden Untersuchung der Bedeutung der Finanzmärkte bei der Entstehung und Verstärkung wirtschaftlicher Schocks. Um zu verhindern, dass sich eine solch große Krise erneut ereignet, wurde im Rahmen eines EU-finanzierten Projekts ein innovatives Frühwarnsystem (Early Warning System, EWS) entwickelt.

Die Finanzkrise versetzte die gesamte Weltwirtschaft in Aufruhr, und verlangte Regierungen die Durchführung signifikanter, teils nie dagewesener Maßnahmen ab, um den Schaden zu begrenzen. Dies beinhaltete die Rettung wichtiger Finanzinstitute und die Injektion von Milliarden Euro in die rezessionsbetroffenen Volkswirtschaften zur Wachstumsstimulierung. Die sozialen Kosten waren ebenfalls immens hoch, da Arbeitslosigkeit, stagnierende Löhne und politische Sparmaßnahmen Millionen Menschen Leid bescherten. Angesichts solch hoher Kosten ist der Wunsch groß, sicherzustellen, dass sich eine Finanzkrise in diesem Ausmaß nicht erneut ereignet. Daher wurde im Zuge des EU-finanzierten Projekts EARLINESS.eu (European early warning for systemic risk) ein eigenes Frühwarnsystem (EWS) entwickelt, um politischen Entscheidungsträgern und Aufsichtsbehörden den Empfang ausgeklügelter Benachrichtigungen über neue Risiken zu ermöglichen, die sich innerhalb des Finanzsystems zusammenbrauen. Wissen, wann Alarm zu schlagen ist „Systemische Ereignisse sind eng mit einer Bankenkrise verbunden. Selbst eine eingeschränkte Bankenkrise kann zur Zahlungsunfähigkeit der beteiligten Banken führen, und einen Zusammenbruch des gesamten Systems verursachen“, sagt Marie-Curie-Stipendiat Dr. Michele Costola vom SAFE-Forschungszentrum der Universität Frankfurt. „Zur Handhabung der Schwachstellen des Finanzsystems im Anschluss an die Krise wurde der Basel-III-Rahmen implementiert, damit die Kapital- und Liquiditätsregelungen im Bankensektor verbessert werden könnten.“ Einer der Kernaspekte des Rahmens ist der antizyklische Kapitalpuffer (countercyclical capital buffer, CCB), ein wichtiges makroprudenzielles Instrument, das auf die Einrichtung eines Kapitalpuffers zum Schutz des Bankensystems vor Perioden mit übermäßigem Kreditwachstum abzielt, welche zur Entstehung eines systemischen Risikos führen könnten. „Kurz gesagt, der CCB soll das Risiko einer Kreditkrise abschwächen, die einen destabilisierenden Faktor für die Realwirtschaft darstellt, da zusätzliche Kreditverluste in das Bankensystem getragen werden“, erklärt Dr. Costola. „Zu wissen, wann Mechanismen wie z. B. der CCB aktiviert werden müssen, ist das zentrale Rätsel, dass es zu lösen gilt. Aus diesem Grund kann ein EWS, ein System, das ein Signal aussendet, wenn die Wahrscheinlichkeit für eine Krise einen bestimmten Grenzwert überschreitet, in dieser Hinsicht eine entscheidende Rolle spielen.“ Ein Frühwarnsystem aus Bausteinen Das Frühwarnsystem von EARLINESS.eu ist als „Baustein“-Konfiguration aufgebaut und auf eine hierarchische Struktur ausgelegt. „Dies ist insbesondere aufgrund seiner Modularität und Flexibilität praktisch, die einfache Ad-hoc-Interventionen, -Erweiterungen und -Modifikationen der implementierten systemischen Risikomaßnahmen ermöglichen“, sagt Dr. Costola. Das System hat drei Ebenen – zunächst beinhaltet es „rohe“ Finanz- und Wirtschaftsdaten, spezielle Finanzdaten von einzelnen Finanzinstituten und es besteht aus Aktienmarktdaten (Preis, Marktwert und Handelsvolumen) sowie Bilanzdaten (z. B. Verschuldungsgrad). Die zweite Ebene des Systems betrifft die systemischen Mikro- und Makrorisikomaßnahmen, die auf Grundlage der Daten der ersten Ebene errechnet werden. Mikrofinanzielle systemische Risikomaßnahmen werden verwendet, um den Beitrag einer Einzelinstitution (Unternehmung) zu einem systemischen Ereignis zu erkennen, während makrofinanzielle systemische Risikomaßnahmen die oberste aggregierte Ebene des Systems repräsentieren. Auf der dritten Ebene wird letztlich die Prognosetauglichkeit dieser systemischen Risikomaßnahmen (Signale) im Hinblick auf Markt- und Bankenkrisen analysiert. „Das Ziel dieser Konfiguration besteht darin, (frühzeitige) Signale für ein systemisches Risiko zu erhalten, indem diese im Hinblick auf Quelle und Standort erfasst werden“, erläutert Professorin Loriana Pelizzon, die Projektleiterin. „Die Frühwarnsignale können auf globaler und europäischer Ebene und bezüglich einer bestimmten Quelle für ein systemisches Risiko beobachtet werden. So gesehen können diese Signale zur Prävention einer potenziellen Krise beitragen.“ Für jede Quelle eines möglichen systemischen Risikos innerhalb des Finanzsystems weist das EWS alternative Indikatoren auf, die während mancher Phasen ein unterschiedliches oder ähnliches Signal geben oder möglicherweise andere Signale vorwegnehmen, damit das große Ganze in Bezug auf den Gesamtzustand des Finanzsystems stets im Blick behalten werden kann. Weitere Schritte Das Projektteam tauschte sich intensiv mit politischen Entscheidungsträgern über die Machbarkeit und Anwendbarkeit seines Systems aus. Dr. Costola verbrachte seine Abordnungszeit bei der politischen Abteilung der Europäischen Zentralbank (EZB), die für den Umgang mit systemischen Risiken zuständig ist, wobei sich die enge Zusammenarbeit nach seinem Aufenthalt dort fortsetzt. Über das Projekt wurde zudem ein offener, abschließender Workshop in Frankfurt organisiert, der im Rahmen des ESOF 2018 (European Open Science Forum), dem größten interdisziplinären Gipfel zu Wissenschaft und Innovation in Europa, durchgeführt worden ist. Mit Blick auf die Zukunft werden Prof. Pelizzon und Dr. Costola ihre Arbeit am SAFE fortsetzen. Das EARLINESS.eu-Projekt hat zur Entwicklung des Dashboards für systemische Risiken (Systemic Risk Dashboard, SRDB) und der demnächst zugänglichen Plattform für systemische Risiken (Systemic Risk Platform, SFRP) beigetragen.

Schlüsselbegriffe

EARLINESS.eu, Frühwarnsystem, EWS, systemisches Risiko, Bausteinkonfiguration, Bankenkrise

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