Mobile App für Diabetes
Dass mobile Gesundheitsfürsorge, Sensoren und Telemonitoring die medizinische Versorgung wesentlich unterstützen können, wird immer deutlicher. Gerade bei chronischen Erkrankungen fördern mobile medizinische Geräte die Eigenständigkeit der Patienten, verbessern die Therapietreue und senken das Rezidivrisiko. Neben der Befähigung des Patienten wird aber auch dessen kontinuierliche Überwachung einfacher, da medizinische Fachkräfte aus allen Bereichen einbezogen werden können. Das EU-finanzierte Projekt MedicSen entwickelte zur besseren Diabetesbehandlung nun einen personalisierten telemedizinischen Dienst. „Langfristig ist unser Ziel, Diabetes und andere chronische Krankheiten mit ganz neuen Ansätzen zu behandeln, und so haben wir eine App entwickelt, die vom Patienten lernt“ erklärt Projektkoordinator Dr. Eduardo Jørgensen. Das Design der Diabetes-App Die neue App misst verschiedene Patientenparameter wie Temperatur, Blutdruck und Herzfrequenz, berechnet daraus die Insulindosis und passt so die Therapie individuell an. Routinekontrollen sind bei Diabetes unerlässlich, und die App ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung. Dabei kann auch eine Verbindung zu anderen tragbaren Geräten hergestellt werden, um automatisch Daten etwa von kontinuierlichen Blutzuckermessgeräten und Smartwatches abzurufen und zu speichern. Mit einem Lernalgorithmus wird der Glukosespiegel präzise eine Stunde im Voraus berechnet und Maßnahmen empfohlen, um Risiken zu vermeiden. Die für MedicSen konzipierte benutzerfreundliche Interaktion liefert dem Patienten tägliche Informationen per Sprach- oder Textnachrichten. Gleichzeitig werden gesundes Verhalten und Lebensweise gefördert, da das Programm zum Beispiel Rezepte und Alltagsaktivitäten vorschlägt, mit denen sich die Blutzuckerwerte senken lassen. Das System lernt dabei aus dem Tagesablauf des Patienten und berücksichtigt individuelle Aspekte wie Allergien, Vorerkrankungen und Diabetes-Typ, um ein optimales Behandlungsprogramm zu erstellen. Verfügbar ist die MedicSen-App über Google Play, auf dem die Patienten auf einer Spieleoberfläche mehr über Diabetes erfahren können. Vor allem kann das MedicSen-System mit einem patentierten nadelfreien Injektionssystem verbunden werden, das über den Algorithmus gesteuert wird, sodass der Patient automatisch die personalisierte Dosis erhält. Die Bedeutung der mobilen Diabetesüberwachung Um Innovationen bei Geräten für Krankheitsmanagement und therapeutische Behandlungen erfolgreich umsetzen zu können, müssen Patienten, Pfleger und Fachkräfte aktiv eingebunden werden. Im nächsten Schritt werden die MedicSen-Forscher nun sehen, ob das System in klinischer Umgebung besteht. Laut Internationaler Diabetesstiftung waren 2017 mehr als 420 Mio. Menschen zwischen 20 und 79 Jahren von Diabetes betroffen. Abgesehen von den enormen Gesundheitsausgaben ist auch die Sterblichkeitsrate bei Diabetes hoch: 2017 starben rund 4 Mio. Menschen an der Krankheit. Das MedicSen-System soll nun strukturelle Veränderungen bei der Behandlung chronisch Erkrrankter einleiten und damit die personalisierte Telemedizin fördern. Langfristig soll auf dieser Basis eine nicht-invasive künstliche Bauchspeicheldrüse entwickelt werden. Da das Unternehmen beim EU-Startups-Gipfel den ersten Preis erzielte und Geschäftsleiter Dr. Jørgensen als einer der besten europäischen Innovatoren in der Altersklasse unter 35 Jahren ausgezeichnet wurde, ist der Blick in die Zukunft hoffnungsvoll. Und wie es Dr. Jørgensen umreißt, ist „die Fallstudie Diabetes erst der Anfang. Danach will MedicSen das System für andere chronische Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Adipositas weiterentwickeln.“
Schlüsselbegriffe
MedicSen, Diabetes, mobile App, Spieleoberfläche