KI, wird das Gewicht so bleiben?
Zuweilen scheitern alle Versuche mit Diäten und Sport, und die Betreffenden haben mit den ernsten, manchmal sogar lebensbedrohlichen Gesundheitsproblemen zu kämpfen, die mit Adipositas einhergehen. In solchen Fällen kann die bariatrische Chirurgie eine wirkungsvolle Lösung darstellen – jedoch garantiert sie keine dauerhafte Gewichtsabnahme. Wie also kann eine Ärztin oder ein Arzt Ihre Chancen einschätzen, das Gewicht auf Dauer zu halten? Ein international validiertes KI-Instrument, das im Rahmen des EU-finanzierten Projekts SOPHIA entwickelt wurde, kann dem ärztlichen Personal eine Hilfe dabei sein, den langfristigen Gewichtsverlust von Personen vor einem bariatrischen Eingriff vorherzusagen. Laut Prof. Carel le Roux, Koordinator des SOPHIA-Projekts am University College Dublin, Irland, fällt der Gewichtsverlust nach einem bariatrischen Eingriff meist sehr unterschiedlich aus, was eine Vorhersage der Gewichtsabnahme erschwert. „Mithilfe von künstlicher Intelligenz haben wir ein neues Instrument für Prognosen vor der Operation entwickelt, das anhand von Daten aus acht Ländern in Europa, Amerika und Asien erstellt wurde“, berichtet er in einer Pressemeldung der „Irish Medical Times“. Wie in der in „The Lancet Digital Health“ veröffentlichten Studie beschrieben wird, können Ärztinnen und Ärzte mit dem neuen, auf maschinellem Lernen beruhenden Modell eine genaue Vorhersage des Gewichtsverlusts für fünf Jahre nach drei gängigen Typen der bariatrischen Chirurgie treffen: Roux-en-Y-Magenbypass, Schlauchmagenbildung und Magenbandoperation. Das KI-Instrument schätzt den zu erwartenden Gewichtsverlauf bei einer Person bis zu einem Zeitraum von fünf Jahren nach einem bariatrischen Eingriff auf der Grundlage von sieben einfachen Variablen ein: Alter, Gewicht, Größe, Rauchgewohnheiten, Typ-2-Diabetes-Status, Dauer der Typ-2-Diabetes-Erkrankung und Art der in Betracht gezogenen Adipositaschirurgie. Diese Variablen sind leicht verfügbar und erfordern keine Interpretation oder Labortests.
Eine fundiertere Entscheidung
„Das Instrument wird die Unsicherheit für die Betroffenen erheblich verringern, da sie nun eine viel fundiertere Entscheidung über den auszuwählenden chirurgischen Eingriff treffen können“, erklärt der Hauptautor der Studie, Prof. François Pattou von der Université de Lille, Frankreich, in der Pressemitteilung. „Deshalb haben wir dieses nutzungsfreundliche Instrument entwickelt und validiert, um den Gewichtsverlust einer Person nach den gängigsten bariatrischen Operationen für fünf Jahre vorhersagen zu können.“ In ihrer multinationalen Studie verwendeten die Forschenden Daten von Patientinnen und Patienten im Alter von 18 Jahren oder älter, die erstmalig für einen bariatrischen chirurgischen Eingriff vorgeschlagen worden waren. Mehr als 10 000 Betroffene, davon 75 % weiblich, wurden in die Analyse einbezogen. Die Studie schloss Betroffene mit einer Vorgeschichte mit bariatrischer Chirurgie und großen Verzögerungen zwischen geplanten und tatsächlichen Arztbesuchen aus. „Dieses zugängliche und interpretierbare Modell ist das erste, das präoperative Vorhersagen über den Gewichtsverlauf bis zu fünf Jahre nach dem Eingriff liefert, und zwar gleichzeitig für drei der gängigsten Operationsarten“, schreiben die Autorinnen und Autoren in ihrer wissenschaftlichen Arbeit. „Die vorliegende Studie zeigte außerdem den Einfluss der Diabetesdauer und des Rauchens, die bisher nicht in den Vorhersagemodellen für Operationen zur Gewichtsabnahme berücksichtigt wurden.“ SOPHIA (Stratification of Obesity Phenotypes to Optimize Future Therapy) wird von der Initiative Innovative Arzneimittel unterstützt, einer Partnerschaft zwischen der EU und der europäischen Pharmaindustrie. Das Projekt endet im Mai 2025. Weitere Informationen: SOPHIA-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
SOPHIA, bariatrisch, Adipositaschirurgie, Gewichtsabnahme, Chirurgie, KI, Fettleibigkeit, Adipositas