Trockenhülsenfrüchte ins Rennen schicken: wie landwirtschaftliche Betriebe den wachsenden Appetit der Verbrauchenden auf Hülsenfrüchte stillen können
Grüne Le Puy-Linsen, Santorini Fava-Bohnen aus Griechenland – Hülsenfrüchte sind derzeit in Europa sehr beliebt, und das aus gutem Grund. Sorgen um die eigene Gesundheit, Bedenken im Hinblick auf den Klimawandel sowie Anliegen in den Bereichen Schutz natürlicher Ressourcen und Tierwohl treiben die Nachfrage nach Pflanzenprotein als Alternative zu Fleisch an. Körnerhülsenfrüchte, zu denen Sojabohnen sowie Trockenhülsenfrüchte, also zum Beispiel Erbsen, Ackerbohnen, Linsen und Kichererbsen, gehören, stellen wichtige Quellen von Pflanzenprotein für die menschliche Ernährung dar. Allerdings ist dieser Markt in der EU im Vergleich zu anderen Regionen nach wie vor recht klein. Das EU-finanzierte Projekt LEGVALUE (Fostering sustainable legume-based farming systems and agri-feed and food chains in the EU) unterstützt agrarisch tätige Personen dabei, das volle Potenzial zu nutzen, das diese Entwicklung mit sich bringt. Dazu stellen die Projektbeteiligten die Informationen zusammen, die die Landwirtschaft benötigt, wenn sie diese neuen Gelegenheiten ergreifen möchte. Das wiederum ermöglicht es Landwirtinnen und Landwirten, fundierte Entscheidungen zur Frage zu treffen, ob und, falls ja, wie sie in ihren Betrieben künftig Hülsenfrüchte anbauen sollten oder ob dies keine günstige Option für sie darstellt. „Wir tauschen Wissen und Erfahrungen aus, um die Entwicklungen rund um die Produktion und den Verzehr von Hülsenfrüchten in Europa anzukurbeln“, erläutert Frédéric Muel, wissenschaftlicher Leiter bei Terres Inovia, dem landwirtschaftlichen Institut, das für die Koordination des Projekts verantwortlich zeichnete. „Unser oberstes Ziel besteht darin, landwirtschaftlichen Betrieben in der Frage zur Seite zu stehen, wie sich Hülsenfrüchte gewinnbringend in ihr Anbausystem einbringen lassen.“
Der Geschmack der näheren Umgebung
Das Projekt rief Interessengruppen aus zahlreichen verschiedenen Bereichen zusammen, um einen Rundumblick über sämtliche Aspekte zu erhalten, die für die Landwirtinnen und Landwirte von Belang sind. So gewann das Forschungsteam umfassende Einblicke, wie etwa dazu, wo Hülsenfrüchte am besten gedeihen, gegen welche Umwelteinflüsse sie gewappnet sein müssen und welche Qualitätsanforderungen bestehen. Zudem konnte es Informationen zu Wertschöpfungsketten, Preisbildungsmechanismen und Marktentwicklungen zusammentragen. Drei verschiedene Ebenen sind zu bedenken: wie lassen sich Hülsenfrüchte in das Anbausystem integrieren, wie kann die Wertschöpfungskette eingerichtet werden und wie lässt sich das neue Angebot auf dem Markt positionieren? „Eine gute Triebfeder ist heutzutage die Nachfrage der Verbrauchenden nach mehr lokal erzeugten Lebensmitteln. Dieser Sachverhalt hilft uns, Wertschöpfungsketten auf lokaler Ebene einzurichten, was für Landwirtschaftsbetriebe rentabler ist“, merkt Muel an. Die Marktpreise für Körnerhülsenfrüchte sind oft an den Futtermittelmarkt gekoppelt, wo die Gewinnspannen geringer ausfallen. Eine konkrete Empfehlung zu diesem Thema an die Landwirtschaft ist, den Preis vor der Aussaat per Vertrag zu vereinbaren: „Wir müssen uns darum bemühen, sämtliche Glieder der Wertschöpfungskette gerecht an der Wertschöpfung zu beteiligen.“
Entscheidungsunterstützung
Zu den wichtigsten Leistungen von LEGVALUE zählt die Entwicklung des Prototyps eines Systems zur Entscheidungsunterstützung, das im kommenden Jahr in Frankreich eingeführt werden soll. Genanntes System gibt maßgeschneiderte Empfehlungen aus. Landwirtschaftlich tätige Personen erfahren so nach der Eingabe von Informationen zu den geografischen Gegebenheiten bei ihnen vor Ort, welche Hülsenfruchtarten sich für ihre Anbausysteme optimal eignen. Das System wird über die Website von LEGVALUE zugänglich sein. Um eine Expansion in weitere europäische Länder zu ermöglichen, soll es durch die Einpflegung zusätzlicher Daten kontinuierlich aktualisiert werden. Die wohl größte Herausforderung des Projekts war die Erarbeitung einer umfangreichen Datenbank, die quantifiziert, welche Vorteile mit verschiedenen Arten von Hülsenfrüchten auf Betriebsebene zu erreichen sind. „Beispielsweise berücksichtigen wir nach wie vor beim Vergleich des Werts unterschiedlicher Kulturpflanzen auf Betriebsebene lediglich die Gewinnspannen. Hülsenfrüchte können aber auch zu einer Ertragssteigerung bei der Folgefrucht beitragen“, merkt Muel dazu an. Da bisher noch nicht genügend entsprechende Studien und Daten zur Verfügung stehen, ist die Analyse noch nicht abgeschlossen. Derzeit arbeitet das Team zusammen mit anderen Partnern auf die Einrichtung eines europäischen Innovationsnetzwerks zum Thema Hülsenfrüchte hin, welches auf den Ergebnissen von LEGVALUE aufbauen und den Wissensaustausch auf diesem Gebiet erleichtern wird. Als Beitrag zur Entwicklung nachhaltigerer Lebensmittelsysteme für Europa hat das Projekt darüber hinaus Empfehlungen für die Politik erarbeitet.
Schlüsselbegriffe
LEGVALUE, Pflanzenprotein, Hülsenfrüchte, Linsen, Kichererbsen, Sojabohnen, Landwirtinnen und Landwirte, landwirtschaftliche Betriebe, Entscheidungsunterstützung, Wertschöpfungskette, Markt, rentabel, gewinnbringend