Agroforstwirtschaft als Weg zur nachhaltigeren Landwirtschaft
Landwirtschaft und Flächennutzung stehen am Scheideweg. Wenn sie sich in eine Richtung bewegen, können sie weiterhin eine der wesentlichen Ursachen für den Klimawandel und geschädigte Böden sein. Wenn sie sich in die andere Richtung bewegen, können sie aber auch Teil der Lösung werden. Laut Ulrich Schmutz, Professor für ökologischen Gartenbau und ökologische Ökonomie an der Universität Coventry, ist diese andere Richtung die Agroforstwirtschaft. „Eine agrarökologische Landwirtschaft mit mehr Agroforstwirtschaft und gemischte Landwirtschaft bietet die Möglichkeit, Landschaften umzugestalten und eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel einzunehmen“, sagt er. Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts AGROMIX ist Schmutz federführend bei den Bemühungen, die Landwirtschaft in ganz Europa nachhaltiger zu gestalten. Im Rahmen des Projekts kommen landwirtschaftliche Betriebe, Forschende und Verantwortliche der Politik zusammen, um nicht nur agrarökologische Lösungen für eine widerstandsfähigere Flächennutzung zu erforschen, sondern auch praktische Instrumente für die Umsetzung dieser Lösungen zu entwickeln. „Das Projekt integriert die ökologischen, sozioökonomischen und politischen Aspekte der Agroforstwirtschaft, der gemischten Landwirtschaft und der Lieferketten zur Vermarktung dieser Innovationen“, fügt Schmutz hinzu. „Damit schließt es Wissenslücken über Bäume und darüber, wie wir die Agroforstwirtschaft durch partizipative Mitgestaltung sowohl in der Politik als auch in landwirtschaftlichen Betrieben unterstützen können.“
Das Potenzial der Agroforstwirtschaft vollends ausschöpfen
Mit dem Ziel, das vollständige Potenzial der Agroforstwirtschaft zu erschließen, wurden Informationen aus acht langfristigen, replizierten agroforstwirtschaftlichen Versuchsstandorten sowie die praktischen Erfahrungen in den Bereichen Landwirtschaft und Landbewirtschaftung gesammelt. „Diese Arbeit umfasste die Analyse der sozioökonomischen Leistung von Agroforstwirtschaft und gemischter Landwirtschaft, die Bewertung von Wertschöpfungsketten und die Erforschung der Motivation landwirtschaftlicher Betriebe für die Umstellung auf Agroforstwirtschaft“, erklärt Schmutz.
Instrumente beim Übergang zur Agroforstwirtschaft
Die Forschenden nutzten diese Erkenntnisse, um praktische Lösungen für den Übergang zu besseren Flächennutzungssystemen zu entwickeln. „Wir hatten den Beweis, dass die Einführung der Agroforstwirtschaft landwirtschaftlichen Betrieben hilft, ihre Produktion zu diversifizieren, ihre Abhängigkeit vom Erfolg eines einzigen Produkts zu verringern und ihre Einkommensstabilität zu erhöhen“, so Schmutz. Die Herausforderung bestand dann darin, diesen Beweis in die Praxis umzusetzen. „Wir haben gelernt, wie die Agroforstwirtschaft in alle Systeme integriert werden kann, und auf dieser Grundlage haben wir beschlossen, keine gemischte Landwirtschaft ohne Bäume zu fördern“, fügt Schmutz hinzu. Projektintern wurden intuitive Modelle und übersichtliche Instrumente mitgestaltet und entwickelt, um landwirtschaftliche Betriebe und Landbewirtschaftende bei der Umsetzung und Überwachung einer klimafreundlichen Flächennutzung auf der Grundlage von gemischter Landwirtschaft und Agroforstwirtschaft zu unterstützen. Viele dieser Instrumente wurden dann mittels 12 eingehender Pilotprojekte getestet, die in den atlantischen, kontinentalen und mediterranen Klimazonen Europas durchgeführt wurden.
Strategie für die Agroforstwirtschaft in Europa
Um die Wirkung und das Vermächtnis des Projekts zu maximieren, führten die Forschenden umfangreiche Schulungen und Informationskampagnen mit landwirtschaftlichen Betrieben durch und veröffentlichten ein Handbuch für kooperative Gestaltung zur Umsetzung der Agroforstwirtschaft. Die Forschenden führten auch eine von der Basis ausgehende Entwicklung der Politik für die Agroforstwirtschaft zusammen mit landwirtschaftlichen Betrieben durch, ein Prozess, der zu 14 Workshops in verschiedenen europäischen Ländern führte. Die auf die Politik ausgerichtete Projektarbeit wurde in länderspezifischen politischen Informationsblättern und einem umfassenden Weißbuch zusammengefasst, das die Grundlage für eine „Europäische Strategie für die Agroforstwirtschaft“ bildet. „Dadurch, dass wir sowohl landwirtschaftliche Betriebe als auch Verantwortliche der Politik aus ganz Europa in den Prozess einbeziehen, bin ich zuversichtlich, dass unsere Arbeit das Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Flächennutzung grundlegend verändern wird. Diese Veränderung wird letztlich der Umwelt und der Bevölkerung gleichermaßen zugute kommen“, so Schmutz abschließend.
Schlüsselbegriffe
AGROMIX, Agroforstwirtschaft, Landwirtschaft, Flächennutzung, landwirtschaftliche Betriebe, Nachhaltigkeit, Klimawandel, agrarökologische Lösungen, gemischte Landwirtschaft