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Inhalt archiviert am 2024-05-16

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Kernenergie, Außenseiter im europäischen Energiemix

Das Wort „nuklear“ ruft starke Gefühle hervor, von denen viele, wenn wir ganz ehrlich sind, mit dem Gedanken an nukleare Sprengköpfe und den Atomkonflikt einhergehen. In der zunehmend instabilen Weltordnung von heute sehen sich die Bürger regelmäßig einer laufenden Berichterstattung über die Gefahr der Verbreitung von Kernwaffen ausgesetzt. Ein aktuelles Beispiel ist der gescheiterte USA-Nordkorea-Gipfel, der im Februar in Vietnam stattfand.

Hat Kernenergie noch eine Zukunft?

Selbst wenn es nicht um Bomben geht, sondern um die Kernenergie als praktikablen und akzeptablen Bestandteil des gegenwärtigen und zukünftigen Energiemixes von Europa, kann der Widerstand gegen die Kernenergie immer noch heftig sein. Vor allem ältere Europäer haben wahrscheinlich immer noch die schreckliche Katastrophe von Tschernobyl im Jahr 1986 in Erinnerung, aber das jüngste Reaktorunglück im japanischen Fukushima im Jahr 2011 war auch keine besonders gute PR für die Atomindustrie, insbesondere in Europa. Angesichts der Nachwirkungen von Fukushima beschloss die deutsche Regierung ihre Pläne zur Stilllegung aller Kernkraftwerke schon bis 2020 umzusetzen, die italienische Bevölkerung stimmte in einem Referendum gegen die Ausweitung von Kernenergie und sogar Frankreich, das schon seit langem zur Deckung seiner Energienachfrage bis zu 75 % auf Kernenergie angewiesen ist, kündigte an, es würde über einen Zeitraum von 20 Jahren seine nukleare Leistung um ein Drittel reduzieren. Die Kernenergie ist und bleibt jedoch auf absehbare Zeit ein wichtiger Bestandteil des europäischen Energiemixes. Nach Angaben der WNA (World Nuclear Association) ist die EU zu mehr als einem Viertel bei ihrer Stromversorgung und zu einem noch höheren Anteil an Grundlaststrom von der Kernenergie abhängig. Die Kernenergie ist für die ehrgeizigen Klimaziele der EU von großer Bedeutung, da sie mehr als die Hälfte des Bedarfs der Union an CO2-armer Energie deckt. Zusammen mit der Tatsache, dass die EU der weltweit größte Energieimporteur ist, und in den letzten Jahren viel Zeit darauf verwendet wurde, um ihre Energieunabhängigkeit durch Initiativen wie die Energieunion zu erhöhen, können die politischen Entscheidungsträger es sich nicht erlauben, die Vorteile der Kernenergie zu ignorieren. Das Stichwort lautet natürlich Sicherheit – die Kernenergie wird von den Europäern nur dann als geeignete Energiequelle willkommen geheißen, wenn diese überzeugt sind, dass politische Entscheidungsträger und Ingenieure alle notwendigen Schritte (und mehr) unternommen haben, um die Stabilität aller über den gesamten Kontinent verstreuten Kernkraftwerke sicherzustellen. Und dies ist ein wichtiges Thema – überschattet von den Geistern von Tschernobyl und Fukushima sind mehrere europäische Länder wie zum Beispiel Belgien, die stark auf Kernenergie angewiesen sind, mit älteren Kraftwerken belastet, die entweder komplett überholt und modernisiert oder vollständig ersetzt werden müssen. Daher ist es nur verständlich, dass einige der Projekte im Special Feature für diesen Monat den Schwerpunkt auf neue Innovationen legen, die die Sicherheitsstandards erhöhen und gleichzeitig die Technologien zur Nutzung der Kernenergie modernisieren sollen. Obwohl es natürlich wichtig ist, über Sicherheitsfaktoren zu sprechen, müssen auch andere Punkte in Betracht gezogen werden – da die Debatte über die Vor- und Nachteile der fortgesetzten Nutzung der Kernenergie komplex und vielseitig ist, haben wir uns bemüht, auch andere Blickwinkel zu zeigen. Hierzu zählen Projekte, die zu größeren regionalen Maßnahmen ermutigt haben, um die Zusammenarbeit im Nuklearbereich zwischen europäischen Ländern auszuweiten und tiefere Erkenntnisse in den Sozialwissenschaften zu Tage gefördert haben, um zu erforschen, wie fast 75 Jahre Kernenergie die europäische Zivilgesellschaft und deren Haltung gegenüber aktuellen und zukünftigen Energiequellen geprägt und beeinflusst haben. Wir freuen uns auf Ihr Feedback. Schicken Sie uns Ihre Fragen und Vorschläge an: editorial@cordis.europa.eu

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