Abschnitt 4 - Effiziente, grüne Infrastruktur
Wenn es darum geht, den Schiffsverkehr nachhaltiger zu gestalten, sind Schiffe eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist die Infrastruktur. Im Jahr 2022 wurden die europäischen Häfen von 2,2 Millionen Schiffen angelaufen, die beinahe 3,5 Milliarden Tonnen Fracht, darunter 96 Millionen Container, umschlugen. Diese enormen Mengen zu bewältigen, erfordert viel Energie. Wenn diese Energie mit fossilen Brennstoffen erzeugt wird, führt dies zu einer erheblichen Menge an CO2-Emissionen und Umweltverschmutzung. Schiffe, die europäische Häfen anlaufen, verursachten 2018 rund 130 Millionen Tonnen CO2-Emissionen, fast ein Fünftel aller CO2-Emissionen, die der Schiffsverkehr in diesem Jahr weltweit verursachte. Auf dem Weg zu einem effizienteren und umweltfreundlicheren Schiffsverkehr muss auch die dazugehörige Infrastruktur einbezogen werden.
Verbrauchsärmere, umweltfreundlichere Häfen
Bilbao in Spanien, Rostock in Deutschland und Hanko in Finnland erzielen jeweils Fortschritte dabei, ihre Umweltauswirkungen zu verringern. Mit Unterstützung des Projekts BilbOPS unternimmt die Hafenbehörde von Bilbao Schritte zur Elektrifizierung eines Großteils ihrer Infrastruktur. Mithilfe der landseitigen Stromversorgung können Schiffe schon bald ihre Motoren abschalten und sich an das Stromnetz des Hafens anschließen, wodurch Emissionen während des Anlegens vermieden werden. Die Häfen Rostock und Hanko investieren ebenfalls in ihre wasser- und landseitige Infrastruktur. Durch die Anpassung der Liegeplätze für größere Schiffe und verbesserte Frachtabfertigung sichern die Häfen eine dauerhafte Verlagerung des Schiffsverkehrs und steigern so die Effizienz der gesamten Transportkette und ihre Umweltverträglichkeit.
Das europäische Wasserstraßennetz erneuern
Zwischen den Schiffen und den Häfen befindet sich ein komplexes Wasserstraßennetz, das in Europa aus Flüssen, Kanälen und Seen besteht. Was den Güterverkehr betrifft, so stellen diese Wasserstraßen eine potenzielle nachhaltige Alternative zur Straße dar. Es wird geschätzt, dass jede Tonne Fracht, die von der Straße auf das Wasser verlagert wird, zu einer vier- bis fünffachen Senkung der Emissionen führt. Um dieses Potenzial zu erschließen und den Frachttransport per Schiffsverkehr zu fördern, werden im Rahmen des Projekts Seine-Escaut umfangreiche Investitionen getätigt, um ein 1 100 km langes, für große Schiffe geeignetes Binnenwasserstraßennetz zwischen Frankreich und Belgien zu knüpfen und zu modernisieren. In naher Zukunft werden diese effizienteren Wasserstraßen mehr Verkehr und emissionsärmere Schiffe auf ihrem Weg zu und von saubereren Häfen aufnehmen – es handelt sich um einen dreigleisigen Ansatz zur Verringerung der Umweltauswirkungen des Verkehrssektors.