Mit innovativen Technologien die europäische Rohstoffgewinnung stärken
Europa ist auf die Einfuhr einiger der Bausteine, die das moderne Leben unterstützen, aus aller Welt angewiesen. Diese kritischen Rohstoffe, bei denen eine hohe wirtschaftliche Bedeutung mit einem hohen Versorgungsrisiko einhergeht, werden für die Herstellung von Batterien, Bauwerkzeugen, Sensoren sowie elektronischen und medizinischen Geräten benötigt. Kritische Rohstoffe sind für strategische Sektoren wie die klimaneutrale und die digitale Industrie sowie die Luft- und Raumfahrt und die Verteidigungsindustrie von entscheidender Bedeutung. Die Nachfrage befindet sich auf Rekordhöhe, und es wird prognostiziert, dass sie aufgrund des grünen und digitalen Wandels weiter zunehmen wird. Beispielsweise wird die in der EU bestehende Nachfrage nach Lithium, das in Batterien für Elektrofahrzeuge und zur Energiespeicherung verwendet wird, bis 2030 voraussichtlich um das Zwölffache steigen.
Risiken für lebenswichtige Lieferketten
Die Versorgung mit kritischen Rohstoffen ist jedoch durch wachsende geopolitische, ökologische und soziale Herausforderungen bedroht. Vor allem bei mehreren kritischen Rohstoffen wie etwa Lithium und Seltenerdmetallen hat die EU mit dem Problem der Abhängigkeit zu kämpfen, da oft mehr als 90 % der EU-Versorgung aus einem einzigen Drittland stammen. Zudem verdeutlichen die durch COVID-19 verursachten Unterbrechungen der Lieferketten, die Verknappung von Mikrochips und die Energiekrise nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine, welche Risiken für die Wirtschaft und die Sicherheit der EU durch eine übermäßige Abhängigkeit von der externen Versorgung mit strategischen Rohstoffen entstehen. Europa muss seine eigene zuverlässige Versorgung mit erschwinglichen und verantwortungsvoll beschafften kritischen Rohstoffen sicherstellen, um sein Klimaneutralitätsziel für 2050 zu erreichen und Ressourcensicherheit für seine strategischen Sektoren zu realisieren.
Zugang und Nachhaltigkeit fördern
Das Ziel des europäischen Gesetzes zu kritischen Rohstoffen besteht darin, die Versorgung der EU mithilfe der Stärkung aller Stufen der europäischen Wertschöpfungskette für kritische Rohstoffe zu sichern. Das Gesetz trägt außerdem der Notwendigkeit zum Schutz der Umwelt Rechnung, da das Kreislaufprinzip und die Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit kritischen Rohstoffen verbessert werden. In diesem CORDIS Results Pack werden zehn im Rahmen des Programms Horizont Europa finanzierte Projekte vorgestellt, die für die Entwicklung innovativer, sauberer und nachhaltiger Lösungen zur Verarbeitung, Veredelung, Rückgewinnung und zum Recycling von Rohstoffen und Nebenprodukten stehen. Diese Initiativen tragen zu den Zielen des europäischen Gesetzes zu kritischen Rohstoffen bei, da sie die Abhängigkeit von importierten kritischen Rohstoffen verringern sowie zur Entwicklung nachhaltiger und kreislauforientierter Lieferketten beitragen. Im Rahmen des Projekts SEA4VALUE wurden wertvolle Mineralien aus konzentrierter Sole gewonnen, die bei der Entsalzung von Meerwasser anfällt. Das Team des Projekts SEArcularMINE konnte Energie, kritische Rohstoffe und weitere Spurenelemente aus Restsole in Salinen im Mittelmeerraum zurückgewinnen. Innerhalb des Projekts AlSiCal wurden aus Anorthositgestein ohne Abfall und mit Netto-Null-CO2-Emissionen Siliziumdioxid, Aluminiumoxid und Kalziumkarbonat gewonnen. Die Teams der Projekte BIORECOVER und RAWMINA entwickelten neue Verfahren zur nachhaltigen biotechnologischen Rückgewinnung von kritischen Rohstoffen aus Industrie- und Bergbauabfällen. Im Zuge des Projekts PEACOC konnten Edelmetalle aus Altprodukten wie Leiterplatten, Autokatalysatoren aus Fahrzeugen und Photovoltaikpaneelen zurückgewonnen werden. Im Rahmen des Projekts BlackCycle wurden aus Altreifen neue Reifen hergestellt. Das Projekt ICEBERG stand für die Nutzung wiederverwerteter Baumaterialien zur Entwicklung innovativer Bauprodukte mit hohem Recyclinganteil. Außerdem stellte das Team des Projekts SUNRISE ein Multisensor-Sortierwerkzeug zur Trennung und Reinigung von Polyvinylbutyral her, einem weitverbreiteten Kunststoffmaterial, das in Form von Windschutzscheiben für Fahrzeuge und Gebäudefenstern zum Einsatz kommt. Die Entwicklung von innovativen Recyclinglösungen zur Rückgewinnung und Wiederverwendung von Bauteilen aus ausgedienten Photovoltaikpaneelen stand im Mittelpunkt des Projekts PHOTORAMA. Die Ergebnisse dieser Projekte werden die EU in die Lage versetzen, wettbewerbsfähig zu bleiben, weiter zu gedeihen und ihre weltweit führende Position beim Übergang zu einer CO2-armen Kreislaufwirtschaft zu behaupten.