Erforschung der Rolle von bürgerwissenschaftlichen Freiwilligen bei wissenschaftlichen Entdeckungen
Eine kürzlich veröffentlichte Studie, die im Rahmen der EU-finanzierten Projekte ASTERICS, ESCAPE und EOSC Future durchgeführt wurde, enthält neue Empfehlungen für den Einsatz von Bürgerwissenschaft zur Verbesserung von Forschungsergebnissen. Die Studie unterstützt die Forschung, indem sie wertvolle Erkenntnisse über die potenziellen Auswirkungen der Bürgerwissenschaft liefert.
Mensch gegen Maschine
Der Umfang und die Komplexität wissenschaftlicher Daten, die in verschiedenen Forschungsbereichen verwendet werden, haben sich in den letzten Jahren sprunghaft erhöht. Obwohl Technologien des maschinellen Lernens viel zur Bewältigung der für Forschungszwecke anfallenden Datenflut beitragen können, ist der Mensch bei der Klassifizierung bestimmter Daten oft immer noch viel besser. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn eine subjektive Bewertung erforderlich ist oder wenn es sich um seltene Themen oder kleine Stichproben handelt. Angesichts dieser Herausforderungen werden in immer mehr EU-finanzierten Forschungsprojekten neue Wege in der Wissenschaft eingeschlagen: Die Daten werden mithilfe von bürgerwissenschaftlichen Freiwilligen gesammelt. Dieser Ansatz wird in verschiedenen Bereichen angewandt, von den Sozialwissenschaften über die Genomik bis hin zur astronomischen Bildgebung. „Mit einer entsprechend sorgfältig kuratierten Interaktion mit den FAIRen Daten kann die Öffentlichkeit einen echten und wertvollen Beitrag zu wissenschaftlichen Entdeckungen leisten“, berichten Forschende der Open University, Vereinigtes Königreich, in ihrer in „The European Physical Journal Plus“ veröffentlichten Arbeit. Sie fassen die Bürgerwissenschaft in den Projekten ASTERICS und ESCAPE zusammen, bei denen Hunderttausende von Freiwilligen Millionen von Data-Mining-Klassifizierungen lieferten. Sie erläutern zudem die Arbeit, die mit der EOSC-Future-Finanzierung zur Entwicklung von Diensten für die Europäische Cloud für offene Wissenschaft (EOSC) durchgeführt wurde. Die Forschenden verweisen auf den Einfluss der Bürgerwissenschaft: „Dies hat nicht nur eine wesentlich größere wissenschaftliche und gesellschaftliche Wirkung als die herkömmliche Verbreitung, sondern erleichtert auch die direkte Einbindung der oft wohl am meisten vernachlässigten Interessengruppe in Horizont-Projekten, nämlich der wissenschaftsinteressierten Öffentlichkeit.“
Lektionen und Ambitionen
Aus den Projekten ASTERICS (Astronomy ESFRI and Research Infrastructure Cluster), ESCAPE (European Science Cluster of Astronomy & Particle physics ESFRI research infrastructures) und EOSC Future wurden einige Lehren gezogen. Erstens ist die Interoperabilität zwischen bürgerwissenschaftlichen Diensten nicht automatisch gegeben. Zweitens erfordert die Erstellung von Tutorials, Notebook-Ressourcen und anderem Schulungsmaterial auch finanzielle Mittel. Drittens werden trotz des umfangreichen Online-Schulungsmaterials immer noch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler benötigt, die bei der Einrichtung, der Umsetzung und der wissenschaftlichen Nutzung von bürgerwissenschaftlichen Projekten helfen. Schließlich wurden alle im Rahmen von ESCAPE geschaffenen bürgerwissenschaftlichen Demonstrationsprojekte von grundlegenden wissenschaftlichen Fragen geleitet und verfügten über spezialisierte wissenschaftliche Teams, die motiviert waren, Antworten auf die wissenschaftlichen Fragen zu finden. „Das Engagement der wissenschaftlichen Teams mit den Freiwilligen ist einer der Schlüsselfaktoren für den Erfolg bürgerwissenschaftlicher Projekte“, schreiben die Forschenden. Sie fügen jedoch hinzu: „Die Lektion aus EOSC ist tiefgreifender: Technische Entwicklungen werden und müssen von unten nach oben durch die wissenschaftlichen Anwendungsfälle vorangetrieben werden. Funktionen, die optional sind, werden nicht aufgebaut, es sei denn, sie haben auch wissenschaftliche Treiber. Dies gilt durchweg für bürgerwissenschaftliche Kontexte ….“ Mit diesen Lehren im Hinterkopf werden für die Zukunft eine engere Zusammenarbeit zwischen bürgerwissenschaftlichen Plattformen und der EOSC, eine tiefere technologische Integration und eine stärkere Entwicklung von Standards für offene Daten in der Bürgerwissenschaft angestrebt. Die Forschenden schließen mit wertvollen Empfehlungen für den Einsatz von Data Mining durch Schwarmauslagerung in den Naturwissenschaften und weisen darauf hin, dass das primäre Ziel immer die grundlegende Forschungsfrage ist. Sie stellen klar, dass, wenn die Einbeziehung der Öffentlichkeit das Hauptziel eines Projekts ist, andere, gezieltere Ansätze effektiver sein können als die Bürgerwissenschaft. Weitere Informationen: ASTERICS-Projektwebsite ESCAPE-Projektwebsite EOSC-Future-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
ASTERICS, ESCAPE, EOSC Future, Bürgerwissenschaft, Bevölkerung, Wissenschaft, Forschung, Europäische Cloud für offene Wissenschaft, EOSC, Daten