Nachhaltiges Wachstum als Ziel der Umgestaltung des Kulturtourismus in Europa
Der Kulturtourismus hat sich zu einem dynamischen Motor des Wirtschaftswachstums entwickelt, was insbesondere für den ländlichen Raum und die städtischen Randgebiete der europäischen Regionen gilt. Um dieses Potenzial auszunutzen, wurde im Zuge des EU-finanzierten Projekts SmartCulTour die Landschaft des Kulturtourismus neu definiert. Dabei kommen innovative Strategien zum Einsatz, welche die Interessengruppen in die gemeinsame Entwicklung nachhaltiger Praktiken im Kulturtourismus einbeziehen. Mithilfe der Zusammenführung traditioneller und nicht-traditioneller Datenquellen wurde ein umfassendes Entscheidungshilfesystem zur wirkungsvollen Überwachung der Regionen entwickelt. Anhand von Feldversuchen in sechs Reallaboren wurde durch die Arbeit des Projekts eine neue Perspektive für die Regionalentwicklung, insbesondere in ländlichen Randgebieten und am Stadtrand, eingebracht und die Bedeutung des nachhaltigen Kulturtourismus als Wachstumskatalysator hervorgehoben. Die umfassende Forschungsarbeit des Projekts hat nachhaltige Praktiken ergeben, die sich positiv auf die Regionen auswirken, wobei Vorschläge für lokale Maßnahmen formuliert wurden.
Zwischen Übertourismus und unzureichend erkundeten Zielen
SmartCultour hat ein bedeutendes, in vielen europäischen Reisezielen vorherrschendes Problem aufgezeigt, das das ungleiche Wachstum des Tourismus betrifft. Ineffiziente Ressourcennutzung und Ungleichheiten bei Kosten und Vorteilen sind dessen Folgeerscheinungen. Während einige Orte mit den negativen Auswirkungen des Übertourismus zu kämpfen haben, bleibt ein beträchtlicher Teil der europäischen Regionen zu wenig erforscht und hat ungenutztes Tourismuspotenzial zu bieten. „Auf einer stärker empirisch geprägten Ebene führte das Projekt durch eine breite Auswahl von Indikatoren auf der Ebene lokaler Verwaltungseinheiten zu einer statistischen Validierung der positiven Beziehung zwischen Kulturtourismus und lokaler Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit, wobei diese Beziehung oft implizit in Betracht gezogen, aber selten quantifiziert wurde“, kommentiert Bart Neuts, Koordinator von SmartCulTour.
Die Lektion über Datenknappheit
Eine der größten Herausforderungen stellten mangelnde Daten auf lokaler Ebene dar, wodurch neuartige Strategien zur Anreicherung der amtlichen Statistik erforderlich wurden. Zudem gab es projektintern Schwierigkeiten, gewinnorientierte Privatunternehmen in die Reallabore zu integrieren, und es fehlte an Mitteln für infrastrukturbezogene Interventionen. Diese Probleme zu überwinden, erforderte die Einführung gemeinsamer Leitlinien zur Datenerfassung, die Flexibilität, bei Bedarf neue Mitglieder in die Reallabore aufzunehmen, und die Erkundung zukünftiger Finanzierungsmöglichkeiten. „Um die mit der Datenknappheit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen, wurden die amtlichen Statistiken mit Big Data und Maschinenlernalgorithmen angereichert. Neue Wege zu finden, um große Datenmengen zu geringen Kosten zu sammeln, ist besonders für weniger besuchte, regionale Reiseziele wichtig, für die herkömmliche Besucherbefragungen unerschwinglich wären“, betont Neuts.
Ein Instrumentarium zur Weiterentwicklung des Kulturtourismus
Ein wesentlicher Aspekt des SmartCulTour-Ansatzes war die Anwendung einer kokreativen Bottom-up-Methode für die Planung und Entwicklung von Reisezielen. Durch die Förderung der Einbeziehung aller Interessengruppen mittels kunstbasierter und dienstleistungsorientierter Instrumente wurden innerhalb des Projekts gleiche Bedingungen für unterschiedliche Interessen und Visionen geschaffen. Das SmartCulTour-Instrumentarium wurde derart gestaltet, dass Reiseziele bei der Umsetzung lokaler Maßnahmen für nachhaltigen Kulturtourismus unterstützt werden. Mithilfe einer Mischung aus kreativen, visuellen und quantitativen Instrumenten gewährleistet das Instrumentarium einen ganzheitlichen Ansatz für die Entwicklung des Kulturtourismus.
Die Tourismuslandschaft der Zukunft
Mit Blick auf die Zukunft soll im Rahmen des Projekts die Wirkung ausgeweitet werden, indem das Instrumentarium in die Arbeit interessierter Regionen und europäischer Destinationsmanagement-Organisationen integriert wird. Von der Zusammenarbeit mit verwandten Projekten wie SPOT und IMPACTOUR werden Synergieeffekte erwartet, die den kollektiven Einfluss dieser Initiativen auf die europäische Kulturtourismuslandschaft verstärken. Mit seinem Schwerpunkt auf nachhaltigen Praktiken und der Einbeziehung der Gemeinschaft hat das SmartCulTour-Team einen Präzedenzfall für zukünftige Kulturtourismusinitiativen geschaffen, mit dem die Widerstandsfähigkeit und die gerechte Entwicklung in europäischen Regionen gefördert wird.
Schlüsselbegriffe
SmartCulTour, Kulturtourismus, europäischer Tourismus, nachhaltiges Wachstum, Resilienz, Widerstandsfähigkeit, Reallabore, Einbeziehung der Interessengruppen, regional