Skip to main content
European Commission logo
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Technological innovation and knowledge networks: a multidisciplinary approach to Greco-Roman stone vases

Article Category

Article available in the following languages:

Antike Steinvasen geben Aufschluss über damalige Fertigungstechniken

Thema eines EU-Forschungsprojekts war die Herstellung von Steingefäßen im griechischen, hellenistischen und römischen Altertum, um Aufschluss über die Entwicklung handwerklicher Techniken und deren Verflechtung zu erhalten.

Auch Jahrhunderte später gehören steinerne Gefäße aus der griechisch-römischen Antike zu den wichtigsten Informationsquellen über diese Zeit. Mit Unterstützung über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen untersuchte das Projekt TECHNET eine Auswahl an Gefäßen aus weißem Marmor und mehrfarbigem Stein, die teilweise oder vollständig erhalten sind und aus der griechischen (500-400 v. Chr.), hellenistischen (300-200 v. Chr.) und römischen (100 v. Chr.-100 n. Chr.) Antike stammen. Erstmals hat TECHNET diese Materialien gesammelt, erfasst, Digitalaufnahmen erstellt und die Daten in einer digitalen Daten- und Bilddatenbank erfasst. Die Objekte wurden digital aufbereitet und mithilfe vielfältigster komparativer Methoden und Expertise aus verschiedensten Fachbereichen wie Ethnologie, Anthropologie, Geschichte und Philologie untersucht.

Steinbearbeitungskunst als historischer Beleg für Wirtschafts-, Gesellschafts- und Kulturgeschichte

Steingefäße aus der griechisch-römischen Antike enthüllen wichtige technologische Neuerungen, insbesondere Steindrehbank und rohrförmige Bohrer. Die Anwendung und Anpassung dieser neuen Techniken für die Steinbearbeitung resultierte in ausgeprägterer Formgebung, vielfältigeren Gefäßformen und präziserem Arbeiten. „Die Ergebnisse legen nahe, dass die Drehbank eine volle Drehbewegung ausführen konnte und in der Römerzeit offenbar vor allem durch Wasserkraft angetrieben wurde“, erklärt Projektkoordinatorin Simona Perna. Der Skeuomorphismus (Reproduktion gleicher Form mit unterschiedlichem Material) dieser Gefäße enthüllt die Verflechtung zwischen Handwerk und Werkzeugen sowie gemeinsame Produktionsmethoden und den Austausch von Fertigkeiten. So tauschten Handwerke verschiedener Bereiche Techniken und Werkzeuge aus und fertigten möglicherweise sogar in denselben Räumen Gegenstände aus unterschiedlichem Material. „Dies bestätigt, dass damals auch Mobilität und kulturelle Interaktion die Einführung neuer Technologien förderten“, erklärt Perna. Die Gefäße waren eine fast ausschließliche, zutiefst semiotische Form materieller Kultur für besondere Zwecke und sind Ausdruck insbesondere der weiblichen Geschlechtsidentität und des sozialen Status, was sich in der hohen Kunstfertigkeit und Ästhetik der Gefäße, dem kostbaren Steinmaterial sowie in Form und Gestaltung zeigt.

Neue Forschungserkenntnisse zu antiken Techniken

Ergebnisse von TECHNET sind eine genauere chronologische Einordnung von Techniken zur Gefäßherstellung und die Erstellung eines vollständigen Katalogs mit 28 verschiedenen Formen. So konnte die insgesamt bekannte Anzahl von Gefäßen (auf etwa 400 Exponate) deutlich erweitert werden. Auch wurden bislang unbekannte Stücke graphisch und digital dokumentiert und Daten zu Abmessungen, physikalischen Eigenschaften und genauer Verwendung ergänzt. Nach Abschluss der Digitalisierung wird TECHNET über seine Website kostenfreien quelloffenen Zugang zur Projektdatenbank in Form eines Archivs und Referenzkatalogs zur Verfügung stellen, damit wissenschaftliche Institutionen, Forschung und breite Öffentlichkeit auf Objekteinträge zugreifen können. Die Projektarbeit bot auch den Anstoß für weitere wichtige und unabhängige Forschungsrichtungen. „Dass Steingefäße wichtiges Wissen zu antiken Fertigungstechniken und Handwerk vermitteln können, ist von großer gesellschaftlicher Bedeutung, da es eine Verbindung zwischen Forschung, Öffentlichkeit und modernem Handwerk schafft. Das Handwerk wiederum kann sein Wissen und seine Fertigkeiten als Teil des kulturellen und geistigen Erfahrungsschatzes der modernen wie auch antiken Steinbearbeitung begreifen“, betont Perna. „Damit könnte traditionellen Handwerksberufen wie der Steinbearbeitung wieder mehr Ansehen verschafft werden, damit sie sich in der modernen Welt behaupten können und auch künftig wertgeschätzt werden.“

Schlüsselbegriffe

TECHNET, Steingefäße, Steinvasen, Steinbearbeitung, antike Herstellungstechniken, Steinmetzkunst, griechisch-römische Antike

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich