Neue Erkenntnisse über den zweitbesten Freund des Menschen
Egal ob verehrtes Symbol antiker Zivilisationen, Schädlingsbekämpfung auf vier Beinen oder Lieblingshaustier – unsere Verbindung zur Hauskatze reicht viele tausend Jahre zurück. Trotz dieser langen Beziehung ist jedoch nur sehr wenig darüber bekannt, welche biologischen und kulturellen Entwicklungen hinter dem Aufkommen der Interaktionen zwischen Katze und Mensch im Laufe der Zeit stehen. Diese Wissenslücke soll nun vom EU-finanzierten Projekt FELIX geschlossen werden, indem mittels modernster bioarchäologischer Methoden die Überreste von mehr als 800 Katzen vergangener Zeiten untersucht werden. Die Proben stammen aus dem Zeitraum von vor 10 000 Jahren bis ins 18. und 19. Jahrhundert. Sie wurden aus archäologischen Stätten in Europa, dem Nahen und Mittleren Osten sowie Nordafrika entnommen.
Katzen in mittelalterlichen Häfen
Seit Projektbeginn im Jahr 2021 haben die Forschenden Hunderte alter Katzenüberreste, darunter auch Katzenmumien, aus diesen Regionen untersucht. Anhand stabiler Isotope analysierten sie, wieviel Protein aus Meereserzeugnissen Hauskatzen verzehrten, die im Mittelalter in Hafenstädten in Nordeuropa lebten. Solche Isotope stellen eine reichhaltige Informationsquelle hinsichtlich der trophischen Ökologie von Katzen dar. Aufgrund der variablen Ernährung von Raubtieren wie Katzen, die ihre Beute abhängig von den Gegebenheiten aus einer breiten Palette von Nahrungsquellen auswählen, ist es teils nicht möglich, ein Isotopenmuster bei ihnen zu erkennen. Um zu beurteilen, wie nützlich die Isotopenmethode für ökologische Forschung zu Katzen ist, hat das Forschungsteam die Verhältnisse von Kohlenstoff- und Stickstoffisotopen in Hunderten archäologischen Katzenknochen gemessen. In ihrer Studie kam das Team zu dem Schluss, „dass die Analyse stabiler Isotope ein nützliches Verfahren sein könnte, um die Ernährung und Lebensweise einzelner Katzen aufzuklären. Dabei ist es jedoch wichtig, stets eine lokale/regionale Isotopen-Basislinie zugrundezulegen, da globale Wertespannen nicht willkürlich auf die besondere Ökologie einer Katze angewendet werden können.“ Zudem wurden stabile Isotope aus Katzen und anderen tierischen Überresten aus zwei mittelalterlichen Häfen in Iran und im Oman analysiert, um Entwicklungen bei den Ernährungsgewohnheiten der Katzen aufzudecken. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht. Das FELIX-Team stellte fest, dass diese Katzen höchstwahrscheinlich frei umherstreiften und sich sowohl von menschlichen Essensresten als auch von Abfällen aus der Fischerei ernährten, insbesondere im Oman. Aus den Isotopenanalysen geht hervor, dass sich Katzen von Fisch ernährten, wenn diese leichte Beute waren, und dass dies bei Hauskatzen häufiger der Fall war als bei Wildkatzen.
Katzen auf Wikingerschiffen
Die FELIX-Forschenden haben zudem im Museum für Archäologie Schloss Gottorf in Deutschland spannende Arbeiten durchgeführt, bei der sie Proben von 103 Katzen von archäologischen Stätten aus der Wikingerzeit analysierten. Dank hochmoderner DNS-Analysen gelangten sie zu neuen Erkenntnissen über die genetische Vielfalt der Katzen, die an Bord von Wikingerschiffen waren. Die bisher identifizierten genetischen Abstammungslinien lassen sich auf nordafrikanische Katzen zurückführen, die sich seit der Antike entlang der Seehandelsrouten der Menschen über die ganze Welt verbreiteten. Das Forschungsteam arbeitet nun daran, vollständige Genome von Katzen der Vergangenheit aus Europa sowie dem Nahen und Mittleren Osten zu rekonstruieren, um mehr über die vergangene Verbreitung von Wildkatzen und die Ausbreitung von Hauskatzen zu erfahren. FELIX (Genomes, food and microorganisms in the (pre)history of cat-human interactions) endet 2026. Weitere Informationen: FELIX-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
FELIX, Katze, Hauskatze, Isotop, isotopisch