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Europas bruchstückhafte Datenlandschaft zur Artenvielfalt auf dem Prüfstand

Wie lässt sich die Erfassung der Artenvielfalt in Europa verbessern? Ein neuer Bericht bewertet die gegenwärtigen Beobachtungsmethoden und deren Grenzen und sucht nach Lösungen, um diese zu überbrücken.

Wie wirksam sind die europäischen Daten zur Artenvielfalt für die EU-Politik? Eine vor kurzem durchgeführte Analyse, die von dem EU-finanzierten Projekt EuropaBON unterstützt wurde, kam zu dem Ergebnis, dass die Datenlandschaft zur Artenvielfalt uneinheitlich und daher untauglich ist, relevante politische Fragestellungen zu beantworten. Unter dem Titel Europa Biodiversity Observation Network: User and Policy Needs Assessment (Nutzer- und Politikbedarfsbewertung) zeigen die vollständige Analyse und der Bericht die Probleme auf, mit denen die verschiedenen europäischen Länder und die zuständigen EU-Behörden in Bezug auf die Erfassung der Artenvielfalt konfrontiert sind. In der stark bruchstückhaften Datenlandschaft der EU machen die unterschiedlichen Methoden zur Erhebung und Analyse von Daten zur Biodiversität den Vergleich von Informationen aus verschiedenen europäischen Ländern praktisch unmöglich. „Darüber hinaus haben viele Länder Mühe, selbst das von der Europäischen Kommission geforderte Mindestmaß an Beobachtung der Artenvielfalt zu erfüllen“, stellt der leitende Mitautor der Analyse, Prof. Henrique Pereira vom EuropaBON-Projektkoordinator, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, in einer Pressemitteilung fest, die auf der Website „EurekAlert!“ veröffentlicht wurde. „Die Gründe dafür sind vielschichtig: unzureichende finanzielle Mittel, fehlende technische Kapazitäten, mangelnde Unterstützung durch langfristige politische Ziele, unzugängliche Daten aus dem Agrar-, Energie- und Fischereisektor, aber auch eine gewisse Skepsis gegenüber der Umstellung der bestehenden Methoden“, merkt die Studien-Ko-Erstautorin, Juliette Martin vom EuropaBON-Partner, dem International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), Österreich, an. Die Beobachtungssysteme konzentrieren sich in der Regel auf Arten und Schutzgebiete, während Lebensräumen und Ökosystemen weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird und die genetische Vielfalt noch seltener erfasst wird.

Ein umfassendes Bild der europäischen Beobachtung der Artenvielfalt

Für den Bericht befragten die Forschenden über 350 Fachleute aus Politik, Wissenschaft und Umweltschutz. Dabei ging es nicht nur darum, einen Einblick in die derzeitigen Beobachtungsmethoden und die damit verbundenen Herausforderungen zu gewinnen, sondern auch darum, Lösungen zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu finden. „Die Antworten zeichnen ein umfassendes Bild der aktuellen Situation in vielen europäischen Ländern und dienen nun als Grundlage für die Gestaltung eines neuen, länderübergreifenden Netzwerks zur Beobachtung der Artenvielfalt in Europa“, erklärt IIASA-Forscher und leitender Mitautor Ian McCallum in derselben Pressemeldung. Zu den Lösungen gehören eine bessere Gesamtkoordinierung, Zusammenarbeit und Synchronisierung der Beobachtungsmaßnahmen, eine bessere Datenerfassung, eine stärkere Standardisierung und gemeinsame Nutzung von Daten sowie ein vermehrter Einsatz von Modellen und neuen Technologien. „Diese Lösungen können jedoch nur mit entsprechender Finanzierung und dem Aufbau von Kapazitäten in Abstimmung mit allen Interessengruppen in Partnerschaft realisiert werden“, so die Schlussfolgerung im vollständigen Bericht. Konsistente, qualitativ hochwertige Biodiversitätsdaten werden benötigt, um eine sektorübergreifende, integrierte Politik zu gewährleisten und die Ziele der EU-Biodiversitätsstrategie für 2030 zu erreichen. In der Analyse werden die 15 wichtigsten Variablen für die Biodiversität sowie die entscheidenden Variablen für die Ökosystemleistungen aufgeführt, die von den Interessengruppen als am wichtigsten für die politischen Vorgaben erachtet wurden. Zu den Variablen gehörten: die Häufigkeit von Vogel-, Säugetier- und Meeresfischarten, die Verbreitung von Pflanzen, Süßwasserfischen, Säugetieren und invasiven Arten, die Verteilung von Habitaten, die Veränderung der Landnutzung, die Häufigkeit von Bestäubergruppen und die Kontrolle der Wasserqualität. Weitere Schlüsselvariablen waren der Kohlenstoffgehalt im Boden, die Fischerträge, der wirtschaftliche Wert von Bestäubung und Saatgutverbreitung sowie schädliche Algenblüte. Die meisten der am höchsten eingestuften Variablen werden jedoch entweder nur unzureichend oder gar nicht beobachtet. Die Ergebnisse des Berichts werden die Partner von EuropaBON (Europa Biodiversity Observation Network: integrating data streams to support policy) in ihren Bestrebungen unterstützen, wesentliche Variablen für die biologische Vielfalt und Ökosystemleistungen auszuwählen, Beobachtungslücken in den bestehenden Methoden zu bestimmen und Arbeitsabläufe gemeinsam mit verschiedenen Interessengruppen zu gestalten. Das Projekt endet im November 2023. Weitere Informationen: EuropaBON-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

EuropaBON, Artenvielfalt, Beobachtung, Daten, Ökosystem, Politik

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