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Inhalt archiviert am 2024-04-18

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Den Verlust der biologischen Vielfalt in Gewässern mit ökosystembasierten Verwaltungsinstrumenten stoppen

Die Biodiversitätsstrategie der EU soll den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten und Ökosysteme erhalten. AQUACROSS (Knowledge, Assessment, and Management for AQUAtic Biodiversity and Ecosystem Services aCROSS EU policies) hat eine Methodik entwickelt, die eine noch nie da gewesene Bandbreite an politischen Überprüfungen, neuen Erkenntnissen und Bewertungen von Verwaltungspraktiken für die nachhaltige Bewirtschaftung von aquatischen Ökosystemen bietet.

Trotz ihrer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorteile werden aquatische Ökosysteme von irreversiblen Schäden durch menschliche Eingriffe bedroht. Zur Unterstützung der Biodiversitätsstrategie der EU wurden im Rahmen des EU-finanzierten Projekts AQUACROSS praktische Leitlinien zur Identifizierung von und dem Umgang mit Gefahren für die biologische Vielfalt der europäischen Seen, Flüsse, Küsten und Meere erstellt. Um mehr zu erfahren, traf sich CORDIS mit dem Projektkoordinator Manuel Lago und dem Koordinator der Fallstudien, Hugh McDonald. Beide sind am Ecologic Institute in Berlin tätig.

Können Sie auf das ökosystembasierte Management und den Beitrag, den der Bewertungsrahmen von AQUACROSS dabei leistet, eingehen?

Manuel Lago: Beim ökosystembasierten Management handelt es sich um einen auf Grundsätzen basierenden Ansatz, mit dem die Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit von Ökosystemen geschützt, wiederhergestellt oder gestärkt werden kann. Damit sollen ihre gesellschaftlichen Vorteile bewahrt und die biologische Vielfalt gleichzeitig aufrechterhalten werden. Der Bewertungsrahmen von AQUACROSS leitet die Umsetzung dieses Konzepts. Er wurde in Gemeinschaftsarbeit entwickelt, wobei die gleiche interdisziplinäre Methodik angewendet wurde, die das Projekt zur Bewirtschaftung der aquatischen Ressourcen vorgeschlagen hat. Er stützt sich auf Wirtschaft, Biologie und Ökologie, Politik, Resilienzdenken sowie praktische Erfahrungen, um Werkzeuge zur Bewertung komplexer Systeme vorzuschlagen und entsprechende Pläne auszuarbeiten.

Wie funktioniert der AQUACROSS-Ansatz in der Praxis?

Der Bewertungsrahmen ist in zwei Abschnitte gegliedert. Der erste, „Was soll bewertet werden“, unterstützt Fachkräfte dabei, Ökosysteme als komplex und anpassungsfähig wahrzunehmen, und betont damit die Bedeutung der Integration von interdisziplinärem Wissen und den Fachkenntnissen der Interessengruppen. Der zweite Abschnitt, „Wie soll die Bewertung erfolgen“, bietet einen praktischen und sequenziellen Leitfaden, um komplexe und miteinander verbundene Ökosysteme zu beurteilen und integrierte Managementtechniken zu implementieren.

Das klingt alles sehr theoretisch. Gibt es auch praktische Werkzeuge?

Manuel Lago: Natürlich. Wir haben auch eine anwenderfreundliche Version des Rahmens erstellt, die wir als „Kochbuch“ bezeichnen. Sie soll lokale politische Entscheidungsträger und Fachkräfte im Bereich Umwelt unterstützen und stützt sich auf Erkenntnisse aus unseren Fallstudien. Wir haben den Rahmen auch mit zusätzlichen Werkzeugen ergänzt. Anhand des Linkage Frameworks und des AquaLinks Tools sollen Anwenderinnen und Anwender die Kompromisse nachvollziehen können, die mit der Veränderung von Aktivitäten wie Fischfang, Freizeitmöglichkeiten und Klimaregulierung einhergehen. Wird eine Aktivität Änderungen unterworfen, kann dies unvorhergesehene und komplexe Auswirkungen auf andere haben – Fachkräfte müssen sich dazu ausreichend Gedanken machen.

Können Sie einige Erkenntnisse von AQUACROSS nennen?

Hugh McDonald: AQUACROSS hat den Bewertungsrahmen in acht Fallstudien angewendet, welche die europäischen Binnen-, Übergangs- und Meeresgewässer repräsentieren und vom 240 km² großen Faial-Pico-Kanal auf den Azoren bis zum Donaueinzugsgebiet reichen. In diesen Fallstudien wurden auch zahlreiche Bedrohungen berücksichtigt, darunter Nährstoffbelastung, Artenentnahmen, invasive fremde Arten und morphologische Veränderungen. Sie berücksichtigten auch die dazugehörigen Faktoren des Wandels, wie Landwirtschaft, Fischerei, Energie, Tourismus usw., und enthielten somit Beiträge von zahlreichen Interessengruppen. Diese Fallstudien wirkten sich nicht nur auf die lokale Politik aus, sondern zeigten auch, dass ein ökosystembasiertes Management die biologische Vielfalt effizienter schützen kann als ein nicht integratives Management. Die verschiedenen und konkreten Beispiele bieten Fachkräfte außerdem praktische Einblicke, wie und wann sich das ökosystembasierte Management am besten nutzen lässt.

In welcher Phase befindet sich das Projekt jetzt?

Hugh McDonald: Die AQUACROSS-Informationsplattform wurde als kostenloser, zentraler Zugangspunkt für Interessenten entwickelt, über den sie Daten zu verschiedenen aquatischen Ökosystemen, der biologischen Vielfalt und ökosystembasierten Managementpraktiken veröffentlichen können. Aktuell sind dort mehr als 655 Datensätze zu finden. Andere Organisationen können sich anmelden und ihre eigenen Daten auf der Plattform hosten. Sämtliche AQUACROSS-Ressourcen sind kostenlos auf der Projektwebsite verfügbar. Die Ergebnisse von AQUACROSS wirken sich auf die Fallstudien aus. So unterstützen die Ergebnisse der Fallstudien zum Beispiel die Bewirtschaftung geschützter Meeresgebiete auf den Azoren. Lokale politische Entscheidungsträger in Spanien werden anhand der AQUACROSS-Methoden weiterhin den Zustand der Lebensräume im Interkontinentalen Biosphärenreservat am Mittelmeer (Spanien/Marokko) beurteilen. Allgemein kann der Projektansatz einen praktischen Beitrag leisten, damit die Ziele der Biodiversitätsstrategie der EU erreicht werden, und die Entwicklung einer neuen Biodiversitätsstrategie nach 2020 fördern.

Wenn Sie auf das Projekt zurückblicken – worüber freuen Sie sich am meisten und worauf sind Sie am meisten stolz?

Manuel Lago: Als Umweltökonom brenne ich für die evidenzbasierte Entscheidungsfindung. Ich bin stolz, dass wir die für eine fundierte Entscheidungsfindung notwendige interdisziplinäre Forschung bei einem solchen komplexen Thema wie dem Schutz der biologischen Vielfalt der Gewässer durchführen konnten. Meiner Meinung nach konnte das Projekt die Kommunikation zwischen verschiedenen Disziplinen, wie der Meeres- und Süßwasserökologie, Wirtschaftswissenschaft, Umweltmodellierung und Datenwissenschaft, sehr erfolgreich fördern, um neue Forschungsinstrumente zu entwickeln und anzuwenden.

Länder

Deutschland

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