Wie gut ist das Management aquatischer Ökosysteme tatsächlich?
Aquatische Ökosysteme sind Lebensraum für verschiedene Tierarten, bieten aber auch der menschlichen Gesellschaft zahlreiche Vorteile. Derzeitige politische Strategien haben nicht ausgereicht, den anthropogenen Druck zu vermindern und damit die Schädigung aquatischer Ökosysteme zu verhindern, unter der letztlich auch der Mensch leidet. Im Rahmen globaler Umweltschutzbemühungen legte die EU nun eine Reihe von Zielen für den Artenschutz vor. Hin zu einem neuen Ökosystemmanagement Managementstrategien sind von zentraler Bedeutung, um die Biodiversität von Ökosystemen zu erhalten und nachhaltige Ökosystemdienstleistungen für die Gesellschaft zu gewährleisten. Die EU-finanzierte Initiative AQUACROSS sollte daher einen Ökosystem-basierten Managementansatz entwickeln, mit dem die Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit aquatischer Ökosysteme geschützt, wiederhergestellt oder gestärkt werden kann. Bestehende EU-Richtlinien setzen dabei auf Managementlösungen, für die eine Koordination und Kooperationen der einzelnen, für Süßwasser-, Küsten- und Meeresökosysteme zuständigen Politikbereiche unerlässlich ist. „AQUACROSS analysierte die komplexen Wechselwirkungen zwischen natürlichen und menschlichen Systemen in aquatischen Ökosystemen“, erklärt Projektkoordinator Dr. Manuel Lago vom Ecologic Institut. Die Ursachen für den Artenrückgang in Gewässern sind komplex und vor allem in gesellschaftlichen Faktoren und menschlichen Aktivitäten zu finden, die in einem sozial-ökologischen System miteinander interagieren. Dies beeinträchtigt verschiedene Komponenten des Ökosystems, was sich wiederum auf die Produktion von Gütern wie Fisch oder Freizeitmöglichkeiten und Klimaregulierung auswirkt. Um die Artenvielfalt im Wasser wirksam zu schützen, müssen bestimmte Zielstellungen auf gesellschaftlicher Ebene erreicht werden. Ziel war daher eine detaillierte Analyse des Systems und die Festlegung von Prioritäten für das Management. Gemeinsam entwickelten die Partner einen Bewertungsrahmen, der theoretische Aspekte aus Ökonomie, Biologie und Ökologie sowie praktische Erfahrungen mit Ökosystem-basierten Managementmethoden für Meeres-, Küsten- und Süßwassergebiete kombiniert. Mit diesem Rahmen lassen sich nun komplexe Systeme analysieren und integrierte Managementpläne entwickeln. Nach einer Analyse der wichtigsten Umweltpolitiken zeigte AQUACROSS Synergien, Konflikte und Lücken bei der Umsetzung der Strategien auf und lieferte entsprechende Verbesserungsvorschläge. Von zentraler Bedeutung für den Erfolg des Vorhabens war dabei ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen menschlichen Aktivitäten, Ökosystemen und Ökosystemdienstleistungen. Die Forscher von AQUACROSS entwickelten einen Rahmen, der anthropogene Belastungen berücksichtigt, und implementierten, testeten und verfeinerten den Ansatz in acht europaweiten Fallstudien wie der Nordsee, dem Donaueinzugsgebiet und dem Natura-2000-Gebiet Ria de Aveiro in Portugal. Bei der Wahl der Standorte war ausschlaggebend, die Ziele der EU-Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt für 2020 zu demonstrieren, die Herausforderungen beim Artenschutz in Gewässern genauer zu verstehen und echte Erfolge bei deren Lösung zu präsentieren. Die Ergebnisse der Fallstudien wurden in der interaktiven und durchsuchbaren Datenbank AquaLinks Tool zusammengestellt, um politische Entscheidungsträger und Umweltmanager zu unterstützen. Die Datenbank enthält reale Ökosysteminformationen zu menschlichen Aktivitäten, damit assoziierten Belastungen, Ökosystemkomponenten und Ökosystemdienstleistungen. AquaLinks bietet auch Einblick in sensiblere Verknüpfungsketten und verweist auf optimale Managementstrategien. Wirkung von AQUACROSS Aus wissenschaftlicher Perspektive brachte AQUACROSS Praktiken des Ökosystem-basierten Managements mithilfe eines interdisziplinären Ansatzes voran. Erkenntnisse zum Schutz aquatischer Biodiversität und ein praktischer Leitfaden für Ökosystem-basiertes Management werden in der Broschüre zum Projekt vorgestellt. Die Aktivitäten von AQUACROSS und dessen Konzepte wurden einem breiteren Fachpublikum verschiedener Bereiche vorgestellt. Damit wurde der jetzige Kenntnisstand deutlich erweitert. Die kostengünstigen Maßnahmen und integrierten Managementpraktiken wurden in Fallstudien umgesetzt und gegenüber lokalen Interessengruppen kommuniziert, um Biodiversität und Ökosystemmanagement stärker ins öffentliche Blickfeld zu rücken. Mit Blick auf die Zukunft ist Dr. Lago überzeugt, dass „das AQUACROSS-Rahmenwerk die Widerstandsfähigkeit der aquatischen Artenvielfalt verbessern und dafür sorgen wird, dass aquatische Ökosysteme auch künftig ihre Leistung erbringen.“
Schlüsselbegriffe
AQUACROSS, Management, biologische Vielfalt, aquatisches Ökosystem, AquaLinks, Fallstudien, Meeres-, Küsten- und Süßwasser