Zusammenhang zwischen Biozid- und Antibiotikaresistenzen
Die immer häufiger auftretenden Antibiotikaresistenzen pathogener Bakterien beeinträchtigen in hohem Maße die Wirksamkeit medikamentöser Therapien. Mehrere Studien zu solchen Resistenzen ließen vermuten, dass Mutanten, die unempfindlicher gegen Biozide sind, auch Abwehrmechanismen gegen Antibiotika entwickeln. Das EU-finanzierte Forschungsprojekt BIOHYPO (Confronting the clinical relevance of biocide induced antibiotic resistance) untersuchte den Zusammenhang zwischen Einsatzhäufigkeit von Bioziden und dem Auftreten von Antibiotikaresistenzen bei Humanpathogenen. An Humanpathogenen wurden daher vier Biozide getestet - Benzalkoniumchlorid, Chlorhexidin, Triclosan und Natriumhypochlorit, um die so genannten ECOFF-Werte des Biozids (ecological cut offs) zu ermitteln, d.h. die minimale Hemmkonzentration (MIC) und die minimale bakterizide Konzentration (MBC). Genauer können diese Werte unter nachgelesen werden, um herauszufinden, welche Bakterien gegen bestimmte Biozide Abwehrmechanismen entwickelt haben. Untersuchungen der Resistenzmechanismen ergaben zwei neue Signalwege bei Staphylococcus aureus, die mit einer Triclosanresistenz assoziiert werden. Bei gramnegativen Bakterien und Candida-Pathogenen wurde ein Zusammenhang zwischen Biozidresistenz und der Überexpression von bestimmten Efflux-Systemen hergestellt. Die Projektpartner entdeckten zwar keinen signifikanten Zusammenhang zwischen der reduzierten Suszeptibilität gegenüber Bioziden und Antibiotikaresistenzen (außer im Fall von Chlorhexidin und Benzalkoniumchlorid), jedoch könnte sich dies künftig ändern. Typ-I-Integrone wurden bei mehreren humanen Pathogenen nachgewiesen, die die Gene qacA und sh (S. Haemolyticus)-fabI tragen, welche mit erhöhter Biozid- und Antibiotikaresistenz einhergehen. Zusammen mit neuen Methoden zur Ermittlung der bioziden Aktivität und Resistenz lieferte BIOHYPO wichtige Informationen auch für die klinische Anwendung. Die Forschungsergebnisse können damit Entscheidungsträgern helfen, geeignete Interventionsmaßnahmen in die Wege zu leiten, die verhindern sollen, dass der Einsatz von Bioziden bakterielle Antibiotikaresistenzen verstärkt.