Bewertung gesellschaftlicher Auswirkungen neuer Maßnahmen für vernetzte, kooperative und automatisierte Mobilität
Bereits in naher Zukunft werden vernetzte und automatisierte Fahrzeuge direkt miteinander und mit der Straßeninfrastruktur interagieren. In großräumigen Demonstrationsprojekten wurden auf diesem Gebiet erhebliche Fortschritte erzielt, und die potenziellen gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Technologie sind unübersehbar. „Dabei ist wichtig, dass der menschliche Faktor nicht auf der Strecke bleibt“, sagt der Koordinator des Projekts Move2CCAM, Héctor Cañas von BABLE in Deutschland. „Bislang gibt es nur wenig Forschung, die sich ausschließlich auf diesen Aspekt konzentriert.“ Das Vorhaben Move2CCAM wurde eigens ins Leben gerufen, um in Betracht zu ziehen, wie sich vernetzte und automatisierte Mobilitätslösungen auf die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Gesundheit und die Umwelt auswirken könnten. Das Projektteam wollte die Interessen der Menschen und Bürgerorganisationen in den Mittelpunkt dieser Konversationen stellen, um es den Verantwortlichen der Politik zu erleichtern, die gesellschaftlichen Auswirkungen zu berücksichtigen. Das Team sammelte die Ansichten von Interessengruppen aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Spanien, dem Vereinigten Königreich und Zypern. „Diese Regionen wurden ausgewählt, da sie unterschiedliche Verkehrssysteme und -bedürfnisse aufweisen“, erklärt Cañas. Es wurden der Co-Creation gewidmete Aktivitäten organisiert, um die aktuelle Wahrnehmung der automatisierten Mobilität besser zu verstehen. Diese Aktivitäten umfassten Online- und persönliche Treffen. Insgesamt waren über 8 000 Bürgerinnen und Bürger beteiligt. „Auf dieser Basis konnten wir die Mobilitätsbedürfnisse und -herausforderungen in den einzelnen Regionen ermitteln und in kreativer Zusammenarbeit spezifische Mobilitätsanwendungsfälle erarbeiten“, fügt Cañas hinzu. „Die Bürgerinnen und Bürger hatten einige wirklich tolle Ideen, wie die automatisierte Mobilität ihren Gemeinden zugutekommen könnte.“ Zu diesen Ideen gehörten automatisierte Busse für den Pendelverkehr für den ländlichen Raum, Drohnen für die Auslieferung von Medikamenten und automatisierte Lastkraftwagen für den Güterfernverkehr. „Im Frachtverkehr gibt es Schwierigkeiten, aus dem Arbeitsleben ausscheidendes Fahrpersonal zu ersetzen, daher wurde diese Variante als eine Lösung angesehen“, erklärt Cañas.
Online-Ressourcen für vernetzte, kooperative und automatisierte Mobilität
Ausgehend von fünfzig erkannten Anwendungsfällen ermittelte das Projektteam eine Prioritätenliste mit fünfzehn Fällen und führte eine tiefergehende Analyse der verschiedenen sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen dieser Fälle durch. Diese Forschungsarbeit floss dann in das Hauptergebnis des Projekts ein: das Move2CCAM-Folgenabschätzungsinstrument. Diese Online-Ressource ist dazu vorgesehen, bei der Stadtplanung und Forschung einen besseren Überblick darüber zu geben, wie sich neue Technologien für vernetzte, kooperative und automatisierte Mobilität auf acht Kategorien wie beispielsweise die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Umwelt und die öffentliche Gesundheit auswirken werden. Mit dem Instrument können die Nutzenden die Region auswählen, die sie bewerten möchten. Dazu gehören gegenwärtig Helmond in den Niederlanden, die Metropole des oberschlesischen Beckens in Polen und die Nordägäis in Griechenland. „Sie wählen dann den Anwendungsfall aus, den Sie bewerten wollen, zum Beispiel selbstfahrende Taxis“, erläutert Cañas. Anhand von Ausgangsdaten, die in den ersten Projektjahren erhoben wurden, zeigt das Instrument die Auswirkungen auf, die diese Anwendungsfälle in den acht Kategorien bis 2050 haben könnten. Außerdem besteht die Möglichkeit, die hinter der Onlinezusammenfassung verborgenen Daten zu exportieren, um die Szenarien detaillierter zu analysieren.
Zukünftiger Großdemonstrator
In den nächsten Monaten werden ein Schulungskurs zur Nutzung des Instruments sowie Empfehlungen für großräumige Demonstrationen veröffentlicht. Derzeit diskutiert das Team, wie es am besten weiter vorgeht. „Einer der wichtigsten Aspekte, die definiert werden müssen, ist, wie wir das Instrument nach Beendigung von Move2CCAM weiterführen können“, sagt Cañas. „Wir prüfen die Möglichkeit, das Instrument mit verschiedenen Gebührenoptionen zu lizenzieren, einschließlich einer kostenlosen Version für universitäre Forschungsprojekte.“ Außerdem möchte das Projektteam sicherstellen, dass das Bewertungsinstrument für den Einsatz in zukünftigen großangelegten CCAM-Demonstrationsprojekten zur Verfügung steht. „Bei allen großräumigen Demonstrationsvorhaben müssen die gesellschaftlichen Bedürfnisse und Auswirkungen bewertet werden“, fügt Cañas hinzu. „Wir sehen dieses Instrument als eine Bereicherung für diese Projekte und hoffen, dass wir im Rahmen der Weiterentwicklung mehr Szenarien und Endnutzungsfälle einbeziehen werden können.“
Schlüsselbegriffe
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