Erfolgreiche Bildungsmaßnahmen für einen gerechten Start von geflüchteten Kindern
Nach Angaben von UNICEF sind ein Drittel der Flüchtlinge und Migrierten in Europa Kinder. Diese Kinder sind oft unbegleitet und traumatisiert und stehen vor massiven Umbrüchen und Unsicherheiten. Eine wichtige Herausforderung ist, ihnen mentale Unterstützung und eine solide, reguläre Bildung zu bieten. Das sollte im Projekt REFUGE-ED mit evidenzbasierten Bildungsmaßnahmen und Förderansätzen zur psychischen Gesundheit erreicht werden. „Wir wollten kein neues Wissen schaffen, sondern Maßnahmen aufstellen, die bekanntermaßen Wirkung zeigen“, erklärt die Projektmitarbeiterin Emilia Aiello von der Autonomen Universität Madrid.
Aufnahmeklassen
Das REFUGE-ED-Team hat zunächst zentrale Maßnahmen aus der bestehenden Literatur ermittelt, mit denen die Bildung und die psychische Gesundheit gefördert werden kann. Dann wurden Vertretungspersonen aus der Forschung und von NRO eingeladen. „Wir wissen zum Beispiel, dass Kinder manchmal nur einige Monate in Aufnahmezentren verbringen, bevor sie weiterziehen“, so Aiello. „Sie brauchen dennoch Bildung.“ Eine mögliche Maßnahme war, das Personal in Aufnahmezentren darin zu schulen, Kindern Themen wie Mathematik und Naturwissenschaft zu vermitteln. Damit kann verhindert werden, dass migrierte Kinder große Wissenslücken in Kernfächern haben und zurückfallen. Die Maßnahmen wurden an 46 Standorten in sechs Ländern eingesetzt: Bulgarien, Dänemark, Griechenland, Irland, Italien, Spanien und Schweden. Die Standorte wurden nach verschiedenen Migrationskontexten in Europa und auch nach den formalen und nicht-formalen Bildungsumfeldern ausgewählt (d. h. Flüchtlingslager, Aufnahmezentren und Schulen). Jede Maßnahme wurde an die Anforderungen des jeweiligen Kontextes angepasst.
Kernfächer
Über REFUGE-ED konnte hervorgehoben werden, wie wichtig es ist, migrierten und geflüchteten Kindern Kernkompetenzen wie Mathematik und Naturwissenschaften zu vermitteln. Das ist möglich und notwendig, unabhängig vom Kontext. „Irgendwann leben diese Kinder in der Gesellschaft und brauchen Kompetenzen, um sich in dieser Gastgesellschaft zurechtzufinden“, sagt Aiello. „Es reicht nicht, ihnen nur das Kochen beizubringen.“ Eine zweite wichtige Erkenntnis ist, wie wichtig es ist, die Bildungsmaßnahmen gemeinsam mit der Gemeinschaft zu erstellen, damit sie den Bedürfnissen gerecht werden. Auch die Bedeutung des Dialogs wurde hervorgehoben. „Wir konnten beobachten, dass es den Kindern hilft, die Sprache und neue Wörter zu lernen und sich auszudrücken, wenn ihnen klassische Werke wie ‚Die Odyssee‘ oder ‚Don Quijote‘ vorgelesen werden“, berichtet Aiello. „In einem Aufnahmezentrum in Spanien erzählten die Kinder, wie sie sich in der Reise von Odysseus selbst wiedergefunden haben.“ Das Projektteam bestätigte auch den Ansatz der „Ausbildung der Ausbildenden“. An allen 46 Standorten wurden Mitglieder der Gemeinschaft und Lehrkräfte über Co-Creation darin geschult, die Maßnahmen umzusetzen. So kann das Personal auch neue Mitarbeitende einarbeiten, sollten sie den Standort wechseln.
Die Maßnahmen ausweiten
Das REFUGE-ED-Team hat die Brokering Knowledge Platform eingerichtet, die als zentrale Anlaufstelle zum Wissensaustausch und für die Umsetzung wirksamer Maßnahmen dient. Diese Maßnahmen können oft ohne zusätzliche Mittel umgesetzt werden. Das Projektteam regt Fachkräfte wie Sozialarbeitende, Entwicklungshelfende und Lehrkräfte an, die Plattform zur Vernetzung zu nutzen und das Fachwissen abzurufen, das ihnen fehlt. So können die Bildungsmaßnahmen in andere Regionen getragen werden. Aiello und ihre Mitstreitenden planen jetzt, ihre Arbeit in anderen Teilen der Welt weiterzuführen, auch an Brennpunkten wie Nordsyrien und der südlichen Türkei. „Hunderte Kinder dort erhalten keine Bildung“, sagt sie. „Wenn wir die Wirkung von nur einem Pilotprojekt nachweisen können, dann können wir unsere Maßnahmen ausweiten.“
Schlüsselbegriffe
REFUGE-ED, migriert, Kinder, Bildung, psychische Gesundheit, Flüchtling, Naturwissenschaft, Mathematik