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Sacralizing Security: Religion, Violence and Authority in Mega-Cities of the Global South

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Autorität, Ordnung und die Rolle religiöser Vigilanten

In Städten, in denen staatliche Stellen Schwierigkeiten haben, Sicherheit für alle zu gewährleisten, wird innerhalb ethnografischer Studien untersucht, wie religiöse Aktive Kontrolle ausüben und die Ordnung aufrechterhalten.

Sicherheit icon Sicherheit

Religiöse Vigilanten agieren Seite an Seite mit staatlichen Gremien. Sie setzen systematisch Gewalt ein, um die Kontrolle aufrechtzuerhalten, aber sie versuchen nicht, den Staat zu stürzen oder weltweit Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die Zahl der Megastädte in der Welt nimmt zu, ebenso wie die Zahl der Menschen, die einer Religion angehören. Sind staatliche Stellen nicht in der Lage, allen Bürgerinnen und Bürgern Infrastruktur und Sicherheit zu bieten, entstehen alternative Regierungsformen. Im Rahmen des EU-finanzierten Projekts SACRASEC wird erkundet, inwiefern Religion als eine machtvolle Komponente bei der Aufrechterhaltung der zivilen Ordnung dient.

Ethnografischer Vergleich

Das Aufkommen religiöser Vigilanten deutet auf eine Beziehung zwischen Gewalt und Religion hin, die anders ist, als in den meisten Studien über Terrorismus und Fundamentalismus hervorgehoben wird. Um diese Dynamik besser zu verstehen, hat das Projektteam einen ethnografischen Vergleich von drei Megastädten des globalen Südens durchgeführt: Jakarta, Lagos and Rio de Janeiro. Die Fallstudien konzentrierten sich auf islamische und indigene Religionen in Jakarta, christliche, islamische und indigene Religionen in Lagos sowie christliche und afrobrasilianische Religionen in Rio de Janeiro. Anhand des Vergleichs der Rolle der verschiedenen Religionen in verschiedenen Gemeinschaften konnten die Forschenden die Besonderheiten der einzelnen Kontexte analysieren sowie allgemeine Schlussfolgerungen über die Rolle der Religion innerhalb der alternativen Regierungsführung ziehen. Projektkoordinator Martijn Oosterbaan dazu: „Wir haben dokumentiert, auf welche Weise die städtische Form von religiösen Aktiven geprägt wird und wie dies mit den Stadtvierteln zusammenhängt, in denen die Ordnung umstritten ist und die Sicherheit auf dem Spiel steht.“ Das Projektteam führte in jeder Stadt zwei Fallstudien durch. Insgesamt waren sechs Forschende beteiligt, eine Kombination aus Stipendiatinnen und Stipendiaten im Rahmen des Doktorats und Postdoktorats. Die Forschenden nutzten eine Palette ethnografischer Instrumente, darunter teilnehmende Beobachtung, sensorische Ethnografie, Interviews, informelle Gespräche und digitale Ethnografie.

Religiöse Aktive im globalen Süden

Die Besonderheiten des religiösen Vigilantismus in den einzelnen Städten lassen erkennen, wie Religion und alternative Regierungsführung miteinander verwoben sind. Zudem wurden projektintern nicht nur mehrere Workshops veranstaltet, sondern auch mehrere wissenschaftliche Veröffentlichungen erstellt. Mit in Jakarta durchgeführter Forschung wurde analysiert, wie Porträts von Habib Rizieq, dem Führer einer verbotenen religiösen Bewegung, den in dem Stadtviertel, in dem er lebt, wohnenden Menschen ein Gefühl der Sicherheit vermitteln. In einem demnächst erscheinenden Artikel in Culture and Religion wird der Frage nachgegangen, wie die Schutzzauber, Rituale und Amulette, die von den Mitgliedern der Vigilante Group Nigeria verwendet werden, den Menschen der Viertel, in denen sie patrouillieren, ein Sicherheitsgefühl verleihen. In Rio de Janeiro wurde erforscht, wie das Sondereinsatzbataillon der Militärpolizei christliche Symbole und Praktiken zur Legitimierung von Gewalt einsetzt. Im Mittelpunkt des Projekts stand die Frage, warum die in Megastädten wohnenden Menschen religiösen Vigilanten Autorität verleihen und welche Rolle die Religion bei der Legitimation von Vigilantismuspraktiken spielt. Dazu sagt Oosterbaan: „In den Megastädten des globalen Südens ist die Religion Teil eines städtischen Umfelds, das die Menschen sozialen, umweltbedingten, wirtschaftlichen und politischen Risiken aussetzt. Um Autorität konkurrierende nichtstaatliche Aktive gewinnen an Legitimität, weil sie sich auf weltliche und spirituelle Weise einmischen.“ Angesichts der wachsenden Zahl der Megastädte weltweit ist ein besseres Verständnis der Rolle, die Religion innerhalb alternativer Regierungsformen spielt, unerlässlich. Die ethnografischen Erkenntnisse des SACRASEC-Teams werden den Verantwortlichen der Politik dabei helfen, die Rolle der Religion in der Staatsführung neu zu bewerten, womit wir uns schrittweise mehr Sicherheit in den Gemeinschaften überall annähern.

Schlüsselbegriffe

SACRASEC, globaler Süden, alternative Regierungsführung, religiöse Vigilanten, Megastädte, ethnografischer Vergleich

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