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Den wahren Wert von Energieeffizienz verstehen

Mit einem aus der Arbeit des EU-finanzierten Projekts MICAT hervorgegangenen Instrument können Verantwortliche der Politik den vollen Wert von Energieeffizienzmaßnahmen ermitteln und hervorheben, wodurch dazu beigetragen wird, Investitionen anzuregen und positive Veränderungen zu fördern.

Ist es besser, in neue Infrastrukturen zu investieren, um das Energieangebot zu erhöhen, oder sollten wir den Energiebedarf vorrangig auf kostenoptimale Weise senken? Für Menschen, die politische Entscheidungen treffen müssen, ist es schwierig, zu reagieren und Optionen zu vergleichen, wenn sie dabei nur auf die Energieeinsparungen achten. Um Optionen in Bezug auf verschiedene Politiken und Investitionsprogramme zu vergleichen, muss das Gesamtbild für die Gesellschaft Berücksichtigung finden. In diesem Sinne entwickelte das Team des Projekts MICAT ein frei verfügbares Online-Instrument, das auf allen Ebenen des Regierens dabei helfen soll, fundiertere Entscheidungen zu treffen.

Multiple Auswirkungen quantifizieren

„Wir haben versucht, einen umfassenderen Ansatz zur Quantifizierung und Monetarisierung der sogenannten multiplen Auswirkungen von Energieeffizienz zu entwickeln“, erklärt MICAT-Projektkoordinatorin Barbara Schlomann vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Deutschland. Im Zuge des Projekts wurden diese multiplen Auswirkungen in drei Kategorien eingeteilt: soziale, wirtschaftliche und ökologische Folgen. Eine soziale Auswirkung könnte zum Beispiel die Verringerung der Belastung durch Asthma sein, während die Schaffung von Arbeitsplätzen eine wirtschaftliche Auswirkung wäre. Auf dieser Grundlage erarbeitete das Projektteam das öffentlich zugängliche MICATool, in dem die Verantwortlichen der Politik ihre Regierungsebene (lokal, national oder EU-weit), den für sie interessanten Tätigkeitsbereich und die angestrebte politische Veränderung auswählen können. So könnte beispielsweise ein nationales Bahnunternehmen die Auswirkungen eines Treibstoffwechsels untersuchen. Das Instrument führt die Nutzenden zu einer Seite, auf der die potenziellen Auswirkungen für diese drei Kategorien berechnet werden.

Öffentlich verfügbare Instrumente

Begleitet wird das Instrument von einer ausführlichen Dokumentation und einer umfassenden Übersicht. In Informationsblättern wird die Größenordnung einer bestimmten Auswirkung, etwa die Linderung der Energiearmut, behandelt. Außerdem sind eine Diskussion über mögliche Überschneidungen mit anderen Auswirkungen sowie die angewandten Berechnungsschritte enthalten. Die erfolgreiche Arbeit des Projekts MICAT wird nun in einem Folgeprojekt mit dem Titel SEED MICAT weitergeführt. Das Projekt wurde im Dezember 2023 mit der Absicht gestartet, den Anwendungsbereich des MICATools noch stärker zu erweitern. „Der neue Artikel 3 der überarbeiteten Energieeffizienz-Richtlinie über den Grundsatz ‚Energieeffizienz an erster Stelle‘ erfordert nicht nur Kosten-Nutzen-Analysen, um die weitergehenden Vorteile (d. h. die multiplen Auswirkungen) von Energieeffizienzlösungen zu berücksichtigen, sondern auch transparente Methoden zum Vergleich von Klimaneutralitätsoptionen einschließlich der weiterreichenden Auswirkungen“, erläutert Schlomann. Das Instrument wird im Rahmen von SEED MICAT in den nächsten drei Jahren weiterentwickelt, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Dies wird die Analyse potenziell konkurrierender oder komplementärer Wege und Optionen in Richtung Klimaneutralität erleichtern. „Dieser weiter gefasste Blick auf die Energieeffizienz ist sehr wichtig“, sagt Schlomann. „Die Kosten des Energiesystems allein reichen nicht aus, vor allem dann nicht, wenn klimaneutrale Pfade, die auf einem hohen Anteil erneuerbarer Energien beruhen, von auf starken Energieeffizienzstrategien basierenden Pfaden unterschieden werden müssen.“ Schlomann weist darauf hin, dass zwar auf beiden Pfaden Kohlendioxid eingespart und die lokalen Emissionen verringert werden, jedoch der Flächenverbrauch, der Ressourcenbedarf und die wirtschaftlichen Auswirkungen unterschiedlich ausfallen können. „Die Einbeziehung der umfassenderen multiplen Auswirkungen – wie sie in den Projekten MICAT und SEED MICAT berechnet wurden –, kann dazu beitragen, dass die Energieeffizienz mit ihren wirtschaftlichen, ökologischen und gesellschaftlichen Auswirkungen gleichberechtigt mit anderen Optionen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bewertet wird“, merkt sie an. „Hier kann das MICATool den Verantwortlichen der Politik wirklich dabei helfen, multiple Auswirkungen umfassend zu bewerten und den wahren Wert von Energieeffizienz zu verstehen.“

Schlüsselbegriffe

MICAT, Energieeffizienz, Umwelt, Brennstoffe, Klima, Emissionen

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