Konstruktive Kommunikation in der Ära der Falschmeldungen
Welche Lehren des konstruktiven Journalismus können für die Wissenschaftskommunikation in einer Welt genutzt werden, die mit Falschmeldungen bombardiert wird? Sabrina Heuwinkel und Ramona Hägele vom German Institute of Development and Sustainability geben in der Ausgabe vom 27. März 2024 von „Die aktuelle Kolumne“, einer Publikation, die sich mit zentralen Themen und Entwicklungen der internationalen Entwicklungspolitik befasst, einige Leitlinien vor. Der Artikel wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts PRODIGEES veröffentlicht, in dem die Auswirkungen der Digitalisierung auf Umwelt, Wirtschaft, Governance und Gesellschaft untersucht werden. Mit PRODIGEES werden Partner aus acht Ländern auf der ganzen Welt zusammengebracht – Brasilien, Deutschland, Indien, Indonesien, Italien, Mexiko, Österreich und Südafrika –, um die sozialen, staatlichen, wirtschaftlichen und klimatischen Auswirkungen der Digitalisierung aus lokaler, regionaler, nationaler und globaler Sicht zu untersuchen. Heuwinkel und Hägele betonen die Gefahren einer digitalisierten Gesellschaft, die zahlreiche Krisen gleichzeitig erlebt: „Fake News gehen in wenigen Sekunden um die Welt und können Leben kosten. Desinformationen schwächen die Demokratie und den sozialen Zusammenhalt. Vor diesem Hintergrund ist es dringend notwendig, evidenzbasiertes Wissen besser zu kommunizieren.“ Angesichts der wichtigen Rolle, die der Wissenschaftskommunikation in diesem Zusammenhang zukommt, kann konstruktiver Journalismus wichtige Impulse geben. Aber was genau ist konstruktiver Journalismus? Den Autorinnen zufolge wird er mit „einem ausgeprägten Lösungsfokus; einem Perspektivenreichtum … und einem konstruktiven Dialog“ beschrieben und sein Schwerpunkt liegt nicht nur auf der Beschreibung eines Problems, sondern auch auf der Frage, wie es weitergeht.
Wissenschaft gegen Falschmeldungen
Die Autorinnen schreiben, dass bei der Gestaltung der Wissenschaftskommunikation von Anfang an konstruktive Ansätze berücksichtigt werden sollten. Sie betonen auch, wie wichtig es ist, mehr Ressourcen wie Podcasts, Infografiken, Animationen und Erklärvideos zu nutzen. „Nur so bekommt evidenzbasierter wissenschaftlicher Content im unerbittlichen Wettbewerb um Aufmerksamkeit auf den Social Media Plattformen [sic] eine Chance“, schreiben sie. „KI-basierte Tools werden wichtige Unterstützung leisten. KI-Anwendungen können lange Texte schnell und unkompliziert in Social Media tauglichen [sic] Snack-Content verwandeln, Inhalte in viele Sprachen übersetzen sowie Texte als Audio ausspielen und anbieten.“ Die Wissenschaftskommunikation, die auf evidenzbasierten Forschungsergebnissen beruht, kann als Ausgangspunkt für eine konstruktive Debatte über die Probleme der Gesellschaft dienen. Heuwinkel und Hägele kommen zu dem Schluss: „Eine Wissenschaftskommunikation, die sich am Vorbild des konstruktiven Journalismus auf den Weg macht und in Zeiten der Polykrise zielgruppenorientiert auch auf den großen Plattformen kommuniziert, leistet einen notwendigen Beitrag für sozialen Zusammenhalt, die Sicherung unserer Demokratie und das Erreichen der Agenda 2030.“ In PRODIGEES wurde außerdem eine Videoserie mit „Synergetischen Geschichten über Nachhaltigkeit und Digitalisierung“ im Amazonasgebiet produziert, die auf den Prinzipien des konstruktiven Journalismus basieren. Die Videos befassen sich mit Themen wie nachhaltige und digitale Lebensmittelindustrie, Bildung und Gleichstellung der Geschlechter durch Sport, nachhaltige Kakaoproduktion, biologischer Açaí-Anbau und Ökotourismus. PRODIGEES (Promoting Research on Digitalisation in Emerging Powers and Europe towards Sustainable Development) endet im Juni 2025. Weitere Informationen: PRODIGEES-Projektwebseite
Schlüsselbegriffe
PRODIGEES, Wissenschaftskommunikation, konstruktiver Journalismus, Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Fake News, Falschmeldungen, Social Media