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Inhalt archiviert am 2024-04-19

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Glauben die Menschen in Europa, dass soziale Medien schädlich sind?

Schenken die Durchschnittsbürgerinnen und -bürger den Behauptungen Glauben, die im Internet über die sozialen Medien und ihre Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen aufgestellt werden? Ein von der EU unterstütztes Forschungsteam hat eine Umfrage durchgeführt, um Antworten zu bekommen und herauszufinden, wie stark die Menschen bereit sind, Fakten zu prüfen.

Wenn Sie keine schlüssige Meinung dazu haben, ob soziale Medien tatsächlich für das psychische Wohlbefinden junger Menschen schädlich sind, dann sind Sie nicht allein. Auch die Wissenschaft ist sich über die Auswirkungen sozialer Medien auf die psychische Gesundheit von Teenagern nicht einig. Einige Forscherinnen und Forscher legen Beweise vor, dass es einen Zusammenhang zwischen der immer stärkeren Nutzung sozialer Medien und der Zunahme psychischer Probleme gibt, während andere argumentieren, dass soziale Medien positive Effekte haben könnten. Wieder andere vertreten die Meinung, dass die meisten Forschungsarbeiten auf diesem Gebiet von mangelhafter Qualität sind und ein effektiverer wissenschaftlicher Ansatz erforderlich ist. Angesichts dieser widersprüchlichen wissenschaftlichen Ansichten beschloss das vom EU-finanzierten Projekt TRESCA unterstützte Forschungsteam, dass ermittelt werden muss, was normale Menschen über dieses Thema denken. Die Antwort, die es erhielt, war eindeutig: Die meisten Leuten stimmten der Aussage zu, dass soziale Medien eine schädliche Wirkung haben. „Aber die Geschichte ist komplizierter, als sie auf den ersten Blick erscheinen mag“, schreibt Dr. Sara Degli Esposti in einem in „Science|Business“ veröffentlichten Artikel. Dr. Degli Esposti ist Forschungsstipendiatin am Institute of Public Goods and Policies des spanischen Nationalen Forschungsrates, der Projektpartner von TRESCA ist. Das Projektteam erkundigte sich in seiner Umfrage bei mehr als 7 000 Menschen aus sieben europäischen Ländern (Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Ungarn, den Niederlanden und Polen) nach ihrer Meinung über die sozialen Medien. Den in Bezug auf Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status ganz unterschiedlichen Befragten wurde eine Aussage vorgelegt, wonach „mehrere Studien beweisen“, dass es einen Zusammenhang zwischen Bildschirmzeit und schlechter psychischer Gesundheit gibt. Auf der Grundlage dieser Aussage stimmten 83 % der Befragten zu, dass ein Problem bestehe, und 57 % gaben sogar an, dass sie selber in Erwägung ziehen, einige ihrer Social-Media-Konten zu löschen.

Die Bedeutung der Faktenprüfung

Dann bot ihnen das Forschungsteam jedoch die Möglichkeit an, diese Aussage selbst zu überprüfen, „um sich eine fundiertere Meinung zu bilden“, wie Dr. Degli Esposti erläutert. Das Team war überrascht, dass 77 % der Befragten tatsächlich daran interessiert waren, die Behauptung anderweitig zu überprüfen. Von den Befragten, die diese Aussage prüften, bekundeten 86 % Interesse daran, mehr über die Auswirkungen der sozialen Medien zu erfahren. Der Prozentsatz der Personen, die eine Löschung ihrer Konten in den sozialen Medien erwogen, stieg gleichermaßen auf 62 %, also um insgesamt 5 %. „Es kommt eindeutig darauf an, wie man den Menschen diese Art kontroverser sozialwissenschaftlicher Daten präsentiert“, stellt Dr. Degli Esposti fest. „Noch wichtiger ist jedoch, dass sich hier zeigt, wie viele Menschen bereit sind, die Fakten selbst nachzuprüfen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Interessanterweise gab es bei dieser ‚Beweisen-Sie-es-mir‘-Einstellung einige recht deutliche nationale Unterschiede. Menschen in Italien waren am ehesten bereit, selbst einen Blick auf die Daten zu werfen. Die Deutschen waren am wenigsten interessiert, aber auch diejenigen, die den Institutionen am meisten vertrauten. Wie kommt es zu diesem Unterschied? Geschichte, Kultur, Medien, Politik – es gibt alle möglichen Faktoren, die sich von Land zu Land unterscheiden und sich darauf auswirken, wie die Menschen strittige Daten betrachten.“ Das Team plant nun, seine Forschung zum Thema soziale Medien und Falschinformation im Rahmen des Projekts TRESCA (Trustworthy, Reliable and Engaging Scientific Communication Approaches) fortzusetzen. Gegenwärtig entwickelt es eine App, das Misinformation Widget, kurz Ms.W. das den Leuten eine Hilfe dabei sein wird, im Internet zu findende wissenschaftliche Behauptungen nachzuprüfen. Dieses Instrument ist angesichts unserer Erfahrungen mit den verheerenden Auswirkungen von Fehlinformationen über Impfstoffe und Schutzmaßnahmen während der COVID-19-Pandemie als ziemlich wertvoll einzuschätzen. Weitere Informationen: TRESCA-Projektwebsite

Schlüsselbegriffe

TRESCA, soziale Medien, Jugendliche, Teenager, psychische Gesundheit, Fehlinformation, Falschinformation, Faktenprüfung, Bildschirmzeit

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