Meeresmüll von der Quelle bis zum Meer verhindern
Meeresmüll kommt direkt an der Küste, aber auch auf dem offenen Meer, Tausende Kilometer vom Land entfernt, am Grund der tiefsten Meeresgräben und sogar im Meereis des Polargebiets vor. Meereslebewesen können verletzt werden, wenn sie den Meeresmüll verschlucken, sich darin verfangen oder anderen Schadstoffen ausgesetzt sind, die im Müll enthalten sind. Die Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind noch größtenteils unbekannt. Laut Definition umfasst Meeresmüll sämtliche von Menschen stammende feste Gegenstände, die in der Küsten- oder Meeresumwelt landen. Kunststoff, darunter Beutel, Flaschen und entsorgte Fanggeräte, bildet den größten, schädlichsten und dauerhaftesten Anteil des Meeresmülls. Jedes Jahr gelangen etwa 19 bis 23 Millionen Tonnen Kunststoff in die aquatische Umwelt. Sofern nicht umgehend gehandelt wird, steigt dieses Volumen bis 2030 vermutlich auf 54 Millionen Tonnen an. Mit der Zeit verwittern Kunststoffabfälle und zerfallen in winzige Teilchen – solche mit einem Durchmesser von weniger als 5 Millimeter gelten als Mikroplastik. Nanoplastik ist noch kleiner, mit einem Durchmesser von weniger als einem Tausendstel Millimeter. Mikro- und Nanoplastik sind eine globale Bedrohung für die Umwelt und die menschliche Gesundheit. Die Auswirkungen sind zwar noch nicht vollständig bekannt, doch Mikro- und Nanoplastik sowie die enthaltenen Zusatzstoffe und Schadstoffe in diesen Teilchen haben einen Effekt auf Meeresorganismen und Ökosysteme. Daher sind innovative Strategien und Instrumente notwendig, um diese Herausforderung zu bewältigen. Über die EU-Mission: Wiederbelebung unserer Ozeane und Gewässer bis 2030 soll der Kunststoffabfall in Meeren um mindestens 50 % reduziert werden. Außerdem soll die Freisetzung von Mikroplastik in die Umgebung um 30 % verringert werden. Beide Ziele stehen im Einklang mit dem EU-Aktionsplan „Schadstofffreiheit von Luft, Wasser und Boden“. Im Rahmen der Mission sollen innovative Lösungen erarbeitet, vorgestellt und eingesetzt werden, um die Umweltbelastung zu verhindern und zu beseitigen und Wasser-Ökosysteme sowie die biologische Vielfalt zu schützen und wiederherzustellen. Auch über die EU-Biodiversitätsstrategie 2030, die ein zentraler Bestandteil des Europäischen Grünen Deals ist, soll die Gesundheit der Meere gestärkt werden. Das Ziel ist, 30 % der EU-Meere bis 2030 zu schützen, wobei 10 % unter strengen Schutz gestellt werden. Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, untersuchen Forschende über EU-Finanzierung, wie Kunststoff in die Meere gelangt, welche nachhaltigen und biologisch abbaubaren Alternativen zu Kunststoffverpackungen bestehen oder wie die Abfall- und Abwasserwirtschaft ausgebaut und Recyclingmethoden verbessert werden können.
Ein Ozean ohne Kunststoffabfälle
In diesem Results Pack werden 12 im Rahmen des Horizont-Programms EU-finanzierte Projekte vorgestellt, in denen die Auswirkungen des Meeresmülls durch Vermeidung, Beseitigung, Eindämmung und Überwachung abgeschwächt wird, von der Quelle bis zum Meer. Im Results Pack wird beschrieben, wie die Lösungen von verschiedenen Interessengruppen, die dafür zuständig sind, Maßnahmen gegen die Verunreinigung auf lokaler und regionaler Ebene durchzusetzen, genutzt, ausgebaut, nachgebildet und übernommen werden können. Mit den Projektergebnissen wird das Ziel der EU gefördert, die Plastikverschmutzung auf ein Niveau zu senken, das nicht schädlich für die Gesundheit und natürlichen Ökosysteme ist und innerhalb der Belastungsgrenzen des Planeten liegt. So entsteht eine schadstofffreie Umwelt.
Wegweisende EU-Forschung
Über die Projekte LimnoPlast und PlasticPiratesEU wurden gemeinsam mit der Jugend und der Bevölkerung Daten zur Plastikverschmutzung in Flüssen und an Küsten in ganz Europa erhoben, um den Einfluss in Meere zu verhindern. Das Team von EUROqCHARM validierte Methoden und Referenzmaterialien und vereinheitlichte Protokolle zur Überwachung und Bekämpfung der Plastikverschmutzung. Im Rahmen von MONPLAS wurden Nachwuchsforschende zur Entwicklung von Technologien geschult, mit denen Mikroplastik erfasst und die Auswirkung auf die menschliche Gesundheit und Umwelt gemessen werden kann. Über B4PNow wurde ein wasserlösliches, vollständig biologisch abbaubares Material für Haushaltsgeräte als Alternative zu Kunststoff konzipiert. Die Forschenden im Projekt EcoFLEXY entwarfen als Ersatz für Kunststoff ein vollständig kompostierbares Biomaterial für Verpackungen, das aus Zellulose besteht, die von Bakterien produziert wird. Bei VORTEX wurden spezielle Mikroorganismen bestimmt, die verschiedene Arten von Kunststoff abbauen können. Im Rahmen des Projekts LEON-T wurde die Verbreitung und der Verbleib von Mikroplastikemissionen aus Reifen modelliert. Die Forschenden entwarfen auch neue Reifen, um die Emissionen zu senken. Über Glaukos und SEALIVE wurden neue biologisch abbaubare und kompostierbare Materialien mit schnelleren Zerfallsraten synthetisiert. Die Materialien sind für Fischernetze und Kisten sowie Kleidung gedacht. Das Team von In-No-Plastic schließlich entwickelte Säuberungswerkzeuge, um Kunststoffe aus der Meeresumwelt und Industrieabwässern zu entfernen. Aus SeaClear gingen autonome Roboter für die Müllsammlung unter Wasser hervor.