Hitzewellen und Luftverschmutzung: Europas lautlose Killer
Die Luftverschmutzung stellt eine große Herausforderung für die Umwelt dar und erhöht die Sterblichkeitsrate in ganz Europa. Dieses Problem wird durch Hitzewellen aufgrund des Klimawandels noch verschärft, was zu einem Anstieg der Werte von Ozon und Feinstaub führt. Waldbrände und Rauch verschärfen die Auswirkungen auf die europäische Bevölkerung noch weiter und führt zu einer Häufung von vorzeitigen Todesfällen und Krankenhausaufenthalten aufgrund von Lungen- und Herzerkrankungen. Die Ermittlung von Vulnerabilitätsfaktoren innerhalb von Gemeinden und Regionen ist für die Klimapolitik unerlässlich.
Gesundheitliche Auswirkungen von extremer Hitze und Luftverschmutzung
Ziel des EU-finanzierten Projekts EXHAUSTION war es, die Veränderungen in der Sterblichkeit und Morbidität von Herz-Lungen-Erkrankungen aufgrund von extremer Hitze und Luftverschmutzung zu bemessen. Die Forschenden untersuchten verschiedene Klimaszenarien und ermittelten Strategien zur Abmilderung negativer Auswirkungen. Um die Auswirkungen verschiedener möglicher Zukunftsszenarien auf die Sterblichkeit in europäischen Städten zu visualisieren, entwickelten sie ein interaktives Instrument. Mithilfe epidemiologischer Methoden wurde in der Studie der Zusammenhang zwischen der Temperatur und der täglichen Zahl der Todesfälle in Europa hergestellt und die gesundheitliche Belastung abgeschätzt. Außerdem wurden die Auswirkungen gleichzeitig auftretender Luftschadstoffe wie Feinstaub und Ozon auf die Beziehung zwischen Wärme und Gesundheit analysiert. „Wir haben festgestellt, dass die Luftverschmutzung einen deutlichen Einfluss auf die Auswirkungen der Hitze auf die Gesundheit hat, wobei die Zahl der Todesfälle durch Atemwegserkrankungen bei hoher Luftverschmutzung anstieg“, betont Projektkoordinatorin Kristin Aunan. EXHAUSTION untersuchte auch die Vulnerabilitätsfaktoren in verschiedenen Städten und stellte ein erhöhtes Risiko von 60 % der Sterblichkeit und Morbidität bei Hitzeeinwirkung fest. Ältere Menschen und Frauen waren stärker gefährdet, es gab dabei geografische und saisonale Unterschiede. Außerdem beeinflussten städtische Faktoren das Risiko hitzebedingter Sterblichkeit. Es zeigte sich, dass Menschen, die in städtischen Gebieten mit hoher Bevölkerungsdichte, hoher Luftverschmutzung und wenig Grünflächen leben, anfälliger für Hitze sind.
Vorhersagen zu Hitze und Luftverschmutzung: die Rolle von Waldbränden
EXHAUSTION prognostizierte Hitzestressindikatoren für die zunehmende Dauer und Intensität von Hitzewellen und damit verbundene Veränderungen der Luftverschmutzung. Obwohl die Oberflächenkonzentrationen der Luftverschmutzung den Prognosen zufolge abnehmen werden, nimmt der Anteil der Waldbrandemissionen zu, wodurch es erschwert wird, die Luftqualitätsziele zu erreichen. Waldbrände entwickeln sich zu einer wesentlichen Ursache für Feinstaubbelastung, insbesondere in Osteuropa.
Folgen für die Klimapolitik und die öffentliche Gesundheit
In Zukunft könnten selbst bei geringeren Emissionen mehr Menschen an Hitze sterben als Menschen vor dem Kältetod gerettet werden, was insgesamt zu einem Anstieg der temperaturbedingten Todesfälle führen würde. In einer kürzlich veröffentlichten Modellierungsstudien über 854 europäische städtische Gebiete heißt es, dass der Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts zu über 2,3 Millionen zusätzlichen temperaturbedingten Todesfällen führen könnte. „Um den Nettoeffekt des Klimawandels auf die Sterblichkeit umzukehren, müssten wir das hitzebedingte Sterberisiko fast vollständig verringern (90 % Rückgang)“, betont Aunan. Zusammenfassend unterstreicht die Arbeit des Projekts EXHAUSTION, wie wichtig es ist, die städtische Umwelt umzugestalten und die Lebensbedingungen in Europa zu verbessern, um die sich verstärkenden Auswirkungen von Luftverschmutzung und steigenden Temperaturen zu bekämpfen. „Es wird immer deutlicher, dass Luftqualität und Klimawandel miteinander verwobene Herausforderungen darstellen und gemeinsam angegangen werden müssen“, betont Aunan. Die Angleichung der EU-Maßnahmen zur Verringerung der Luftverschmutzung an die neuen Luftgüteleitlinien der WHO dürfte klare gesundheitliche Vorteile mit sich bringen. Diese Maßnahmen müssen vorrangig dem Schutz der am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppen dienen, um Erfolg zu versprechen. Die Ergebnisse von EXHAUSTION werden in zukünftige Studien einfließen.
Schlüsselbegriffe
EXHAUSTION, Luftverschmutzung, Sterblichkeit, Klimawandel, Hitzewelle, Feinstaub, Ozon, Waldbrände, Herz-Lungen-Erkrankung