Gemeinschaftliche Forschung in der Arktis fördern
Die Auswirkungen des Klimawandels sind zwar weltweit zu spüren, in der Arktis sind sie jedoch am stärksten ausgeprägt. Hier erwärmt sich das Klima dreimal schneller als im globalen Durchschnitt. Dieser beschleunigte Wandel hat beispiellose und unvorhersehbare Folgen, d. h. Konsequenzen, die aufgrund der miteinander verbundenen atmosphärischen und ozeanischen Strömungsprozesse weltweit spürbar sind. „Die Arktis ist eine einzigartige transnationale Region, in der Veränderungen globale Auswirkungen haben und Lösungen internationale Zusammenarbeit erfordern“, sagt Margareta Johansson, außerordentliche Professorin für Physische Geographie und Ökosystemwissenschaften an der Universität Lund in Schweden. Johansson führt mit Unterstützung des Projekts INTERACT die Bemühungen um eine derartige internationale Zusammenarbeit an.
Ressourcen bündeln
Projektziel ist der Aufbau von Forschungs- und Überwachungskapazitäten in der gesamten Arktis sowie in den angrenzenden hochalpinen und borealen Gebieten. Es wird Zugang zu einem Netzwerk aus 74 terrestrischen Forschungsstationen geboten, die sich in den meisten arktischen Ländern, in Nordeuropa und in den nördlichen Alpengebieten sowie in subarktischen borealen Regionen befinden. „Die Beobachtung der Umweltveränderungen, die in der Arktis, einer riesigen und dünn besiedelten Region, vor sich gehen, bleibt eine Herausforderung“, erklärt Johansson. „Wir wollen diese Herausforderung meistern, indem wir den Forschenden die modernsten Einrichtungen zur Verfügung stellen, die sie benötigen, um gemeinsam an der Erkennung, dem Verständnis, der Vorhersage und der Reaktion auf diese Veränderungen zu arbeiten.“ Bis heute haben mehr als 1 000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt im Rahmen des INTERACT-Netzwerks Verbundforschung durchgeführt. Zu den Ergebnissen dieser Forschungsarbeiten gehört die Entdeckung einer neuen Hummelart. Weitere Initiativen, die im Rahmen des Projekts finanziert wurden, konzentrierten sich auf die Bewertung des Einsatzes von Radar und Fernerkundung, die Untersuchung der Treibhausgasdynamik in der Subarktis, die Erkundung der Isolierung von Permafrostböden durch die Schneedecke und die Erforschung der Auswirkungen des Klimawandels auf die indigene Bevölkerung. Ein einzigartiges Merkmal des Netzwerks ist der länderübergreifende Zugangspool, in den die Stationsverantwortlichen nicht benötigte Mittel zurückgeben können, die dann von einer anderen Station mit höherem Bedarf genutzt werden können. „Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie alle unsere Partner einander helfen und sich nicht auf den individuellen Nutzen, sondern auf das Allgemeinwohl konzentrieren“, so Johansson.
Ergebnisse weitergeben
Ein zentrales Ziel des Projekts INTERACT lautet sicherzustellen, dass diese Art der Forschung nicht in Silos stattfindet. Deshalb werden projektintern nicht nur die Forschungszentren selbst vernetzt, sondern es wird auch die gemeinsame Nutzung von Daten und Ergebnissen mithilfe des Datenportals erleichtert. Im Zuge von INTERACT werden außerdem regelmäßig informative Artikel über dringende gesellschaftliche Herausforderungen in der Arktis wie beispielsweise extreme Wetterereignisse, Arktistourismus, die Reduzierung des Plastikverbrauchs und die Verschmutzung durch Kunststoffe veröffentlicht. Innerhalb des Stationsmanagerforums des Projekts kann die Zusammenarbeit zwischen Forschungsstationen in einer modernen Infrastrukturgemeinschaft gefördert werden, was im Austausch bestmöglicher Verfahren mündet. Sie lässt außerdem Brücken zwischen diesen fortgeschrittenen Infrastrukturen und wissenschaftlichen Gemeinschaften und Industriesektoren, lokalen Gemeinschaften und Infrastrukturen in anderen Regionen entstehen. Um zu gewährleisten, dass dieser Geist der internationalen Zusammenarbeit auch nach Abschluss des Projekts fortbesteht, haben die Projektpartner eine gemeinnützige Vereinigung gegründet, damit die langfristige Nachhaltigkeit des Netzwerks gesichert ist. „Die Rolle von INTERACT als Grundbaustein der zukünftigen Forschung und Überwachung der terrestrischen Arktis sowie der angrenzenden hochalpinen und borealen Gebiete ist international anerkannt, und wir hoffen, dass die gemeinnützige Vereinigung auch in Zukunft weitere Möglichkeiten erschließen wird“, so Johansson abschließend.
Schlüsselbegriffe
INTERACT, Arktis, Wissenschaftlerinnen Wissenschaftler, Klimawandel, Forschungsstationen, Fernerkundung, indigene Völker, indigene Bevölkerung, extreme Wetterereignisse, Kunststoffverbrauch, Plastikverbrauch