Kartierung des Ökosystems im Atlantikbecken verbessert Meeresbewirtschaftung
Der Klimawandel schreitet weiter voran und menschliche Aktivitäten dringen bis in die Tiefsee vor. Daher bemühen sich Forschende um die Bereitstellung von Kenntnissen, die eine nachhaltige Bewirtschaftung der Meeresressourcen ermöglichen. Im EU-finanzierten Projekt iAtlantic werden neue Meerestechnologien eingesetzt, innovative Ansätze angewendet und Nachwuchsforschende gefördert, um die Ökosysteme des Atlantiks einem Gesundheitscheck zu unterziehen. Der Projektkoordinator J. Murray Roberts berichtet: „Der Ozean ist das Herzstück der Lebensgrundlage der Erde und verändert sich schneller als je zuvor. Bei iAtlantic haben wir einen einzigartigen koordinierten Ansatz ausgearbeitet, bei dem nicht nur die Wissenschaft im Mittelpunkt steht, sondern auch die gemeinsame Nutzung menschlicher und technischer Kapazitäten.“
Neue Erkenntnisse über das Atlantikbecken
Im Projekt wurden 12 Schlüsselzonen im Atlantik erforscht, die von internationaler Bedeutung für den Naturschutz sind. Im Rahmen von iAtlantic fanden an diesen Standorten und ihrer Umgebung 80 Missionen statt, bei denen Daten aufgezeichnet, Proben gesammelt und Fernversuche auf dem Meeresboden durchgeführt wurden. iAtlantic arbeitete nicht nur mit der Wissenschaft, sondern auch mit der Industrie und Politik zusammen, um eine verantwortungsvolle Entscheidungsfindung zu unterstützen. Der Höhepunkt des Projekts war das größte Symposium, da je zur Umsetzung des Hochseevertrags organisiert wurde. Dieser Vertrag ist ein rechtlicher Rahmen zum Schutz der Weltmeere. Durch Feld- und Laborexperimenten wurden Kipppunkte in Ökosystemen als Reaktion auf physikalische Veränderungen in der Umwelt ermittelt. Im Rahmen des Projekts wurden neue Erkenntnisse in Bezug auf bestimmte Stressfaktoren gewonnen, darunter Temperaturanstieg, Sauerstoffentzug, Sedimentation und Verunreinigungen durch den Tiefseebergbau. Bei dieser Arbeit wurden verschiedene innovative Verfahren und Technologien eingesetzt. Die Forschenden nahmen Proben von Umwelt-DNS in der Wassersäule, erweiterten die Bildgebung des Meeresbodens durch maschinelles Lernen und zeigten, dass sich die durch den Klimawandel verursachten Verschiebungen in den oberen Ozeansystemen negativ auf die darunterliegenden Ökosysteme auswirken. Durch iAtlantic wurden auch wichtige Datensätze von Interessengruppen aus der Industrie erschlossen, mit denen die Kartierung des Meeresbodens ausgebaut wurde, sodass die öffentlichen Aufzeichnungen um Bathymetriedaten zu 571 634 km2 ergänzt wurden.
Die Zukunft durch iAtlantic-Stipendien planen
Die Arbeit am Projekt iAtlantic erstreckte sich über vier Kontinente, wobei Zusammenarbeit und Informationsaustausch im Mittelpunkt standen. Mit mehr als 200 Forschenden aus 36 Organisationen haben die Partner eine Blaupause für die kooperative Atlantikforschung erstellt. Über das Projekt wurden mehr als 50 iAtlantic-Stipendiatinnen und -Stipendiaten aus Ländern rund um den Atlantik gefördert. Diese Nachwuchsforschenden bildeten das Rückgrat des Projekts, und ihre Zusammenarbeit lässt auf eine vielversprechende Zukunft für die Meeresforschung schließen. Sie erzielten viele erfolgreiche Ergebnisse in ihrer Forschung. Dazu gehören Beweise für die Tropikalisierung des Südatlantiks, in dem die polwärts gerichtete Bewegung von Warmwasserarten beobachtet wurde. Die Nachwuchsforschenden arbeiteten daran, die toxischen Auswirkungen des Tiefseebergbaus auf wichtige Kaltwasserkorallen zu ermitteln. Sie haben auch ökologische Zeitreihen erstellt, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die atlantischen Ökosysteme in ein neues Licht rücken. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten standen über Online-Veranstaltungen in Kontakt, darunter 16 Workshops und 27 Webinare. Die iAtlantic-Stipendiatin Beatriz Vinha erzählt: „Die generationen- und regionenübergreifende Erfahrung von iAtlantic ist von entscheidender Bedeutung, um eine integrativere und multidimensionale nächste Generation von Tiefseeforschenden auszubilden.“ Ein grundlegendes Ziel von iAtlantic war es, wissenschaftliche Erkenntnisse für eine nachhaltige Bewirtschaftung des Atlantiks bereitzustellen. Alle Veröffentlichungen aus dem Projekt können über Zenodo eingesehen werden. Die räumlich-zeitlichen Daten sind auf der Plattform GeoNode verfügbar.
Schlüsselbegriffe
iAtlantic, Ozean, Atlantikbecken, Umwelt, Klimawandel, Meeresbewirtschaftung, offener Ozean, blaue Wirtschaft