Gesunde Tiere für gesunde Menschen
Die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) schätzt, dass die Verluste in der Tierzucht aufgrund von Infektionskrankheiten weltweit bis zu 20 % betragen können. Ausbrüche epidemischer Krankheiten wie der Afrikanischen Schweinepest oder der Vogelgrippe sowie endemischer Krankheiten wie der Rindertuberkulose können Handelsstörungen verursachen, die sich auf die Weltwirtschaft auswirken. Noch schwerer wiegt allerdings, dass bestimmte Krankheitserreger, sogenannte Zoonosen, zwischen Tier und Mensch übertragen werden können. Nach Angaben der WOAH können 75 % der neu auftretenden Tierseuchen auf den Menschen übertragen werden. Richtig eingesetzt sind antimikrobielle Mittel in der Krankheitsbekämpfung sehr wirksam. Sie werden jedoch verschwenderisch verabreicht. Probleme mit der antimikrobiellen Resistenz sind durch den anhaltenden übermäßigen oder falschen Gebrauch von Antibiotika entstanden. Schätzungen in einer Studie des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) haben ergeben, dass allein in der Europäischen Union (EU) jährlich 33 000 Todesfälle auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen sind, wodurch sich die Gesundheitskosten in der EU jährlich um 1,5 Milliarden EUR erhöhen. Im Rahmen von EU-Forschungsprojekten werden genaue In-situ-Tests für Krankheiten entwickelt, bevor Therapeutika verschrieben werden, um die steigende Zahl arzneimittelresistenter Pathogene einzudämmen. Für einen nachhaltigen Schutz der Tiergesundheit ist eine genaue und schnelle Krankheitserkennung erforderlich. Forschung und Innovation zur besseren Vorbeugung und Bekämpfung von Tierkrankheiten leisten einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Viehzucht und zur Ernährungssicherheit. Die Initiativen in diesem Results Pack betreffen verschiedene Aspekte der EU-Politik. Hervorzuheben sind der europäische Grüne Deal und seine Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, die darauf abzielt, die EU als nachhaltigen Erzeuger von hochwertigen und sicheren Lebensmitteln zu positionieren. Der Europäische Aktionsplan zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen im Rahmen des Konzepts „Eine Gesundheit“ wird die Forschungsagenda zu AMR strategisch verstärken und die EU in die Lage versetzen, globale Maßnahmen aktiv zu fördern und eine Führungsrolle bei der Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenz einzunehmen. Ein weiteres übergeordnetes Ziel des EU-Aktionsplans „Eine Gesundheit“ besteht darin, die EU in eine Best-Practice-Region zu verwandeln. Die Abkehr von Antibiotika stellt eine Herausforderung dar und muss mit Änderungen in der Tierhaltung und neuen Behandlungsmethoden einhergehen. Mit anderen Worten, es muss eine völlig neue Denkweise in Bezug auf die landwirtschaftlichen Methoden und die Aufzucht von Tieren für die Lebensmittelerzeugung angewandt werden. Das Ergebnis wird ein Landwirtschaftssystem sein, das die Gesundheit von Mensch und Tier schützt, den Verbraucherinnen und Verbrauchern qualitativ hochwertige Produkte bietet und einen nachhaltigeren Ansatz für die Lebensmittelherstellung anwendet. Zur wirksamen Überwachung und Bekämpfung von Krankheiten wurden von SWINOSTICS, VIVALDI und RAID erschwingliche Schnelltests für eine Reihe von viralen und bakteriellen Erkrankungen entwickelt. Zur Bewältigung des Problems der antimikrobiellen Resistenz beschleunigen die Projekte DISARM, HealthyLivestock, PIGSs und PHAGOVET den Übergang der Lebensmittelindustrie zu Prävention, Biosicherheit, gezielter Antibiotikaverabreichung und der Verwendung von Alternativen zu Antibiotika. Als solide Grundlage für alle Forschungsarbeiten haben fünf der Projekte das Wissen über eine Reihe von Tierseuchen erweitert. DIGDEEP untersucht die Genetik der Vogelgrippe, und DELTA-FLU erforscht die Dynamik der Virusausbreitung. VetBioNet fördert Netzwerke zur Bekämpfung neu auftretender Tierseuchen und zoonotischer Krankheiten. SIRCAH hat Fahrpläne und eine Zusammenarbeit in der Bekämpfung von Tierkrankheiten entwickelt. Schließlich ist es von größter Bedeutung, dass die neue Generation Studierender über aktuelles Wissen verfügt. Daher wurden im Rahmen des Projekts HONOURs 15 vielversprechende junge Forschende an der Schnittstelle zwischen Veterinär- und Humanmedizin, Virologie, Biostatistik und Pathogenforschung ausgebildet.