Citizen Science zur Ermittlung radioaktiver Belastung
Radon ist ein unsichtbares, radioaktives Gas, das durch Zerfall von langlebigem Uran in Böden und Gemäuer entsteht. Die Konzentration des Gases, das von unten in Gebäude eindringen kann, kann selbst in benachbarten Stadtteilen stark variieren. „Mitunter werden in Gebäuden Radonwerte gemessen, die so hoch sind wie im Untertage-Bergbau“, erläutert Konstantin Kovler, Leiter des Projekts RadonACCURACY an der Fakultät für Bau- und Umweltingenieurwesen des Israel Institute of Technology. „Das ist hochgefährlich, denn hohe Radonwerte in geschlossenen Räumen erhöhen das Risiko für Lungenkrebs, wie Studien zeigten.“ Problematisch bei der Bestimmung des Jahresdurchschnitts von Radon in Innenräumen (annual average indoor radon, AAIR) sind vor allem die stark zeitabhängigen Schwankungen der Werte. Dies wirft die Frage auf, wie genau AAIR-Messungen in nur wenigen Testtagen überhaupt sein können. Vorrangiges Ziel von RadonACCURACY waren daher Kurzzeittests für die genaue Bestimmung der AAIR-Werte und den zuverlässigen Abgleich mit Referenzdaten.
Citizen Science – Förderung bürgernaher Forschung
Das über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen unterstützte Projekt sollte statistische Algorithmen und Verfahren zur Überwachung der Radonbelastung in Innenräumen entwickeln, die solche zeitlichen Schwankungen miteinbeziehen. Ein Großteil der Kurzzeittests wurde von israelischen Schülern in ihren eigenen Häusern durchgeführt, die dabei über die Webseite Taking Citizen Science to School Research Centre unterstützt wurden und hochmoderne Messgeräte verwendeten, die auf der Adsorption von Radon an Aktivkohle beruhen. Insgesamt waren mehr als 14 Schulen in verschiedenen Regionen Israels in die mehr als 400 Messungen eingebunden. Die Ergebnisse wurden auf einer anonymisierten Radonkarte veröffentlicht. Gebäude mit hoher Radonbelastung wurden identifiziert. Mittels synchroner jährlicher Überwachung konnten dann zeitliche Schwankungen der Werte in Innenräumen wie auch Einflüsse von Witterung, Bodenausgasung und seismischen Aktivitäten ermittelt werden. „RadonACCURACY machte sich dabei auch Erfahrungen beim Monitoring von Radon in den Vereinigten Staaten zunutze, wo vor allem Kurzzeittests durchgeführt werden“, erklärt Kovler. „Da die Tests einfach und preisgünstig sind, führen die Anwohner die Radonmessungen selbst und gern auf eigene Kosten in ihren Innenräumen durch.“
Zuverlässige Bestimmung der Radonwerte
Die Projektgruppe erhob neue Daten zu zeitlich variierender Radonbelastung in Innenräumen in heißen und geologisch instabilen Regionen, wie sie in Israel häufig vorkommen. Zudem wurden neue Erkenntnisse zum Einfluss von Umweltfaktoren und zur Ausgasung von Bodenradon in Gebäude gewonnen. Das Online-Testsystem www.radontest.online (RadonTest) ist frei abrufbar und informiert darüber, wie sich flächendeckende Radontests auch in anderen Ländern durchführen lassen. „Vor allem werden davon Regulierungsbehörden, Wissenschafts- und Normungsorganisationen sowie Unternehmen profitieren, die Radonmessungen durchführen“, sagt Kovler. „Das Projekt kommt den Anwohnern selbst zugute und förderte die bürgernahe Forschung.“ In weiteren Schritten soll nun in Europa die Zahl der Radontests in Innenräumen gesteigert werden, zusammen mit der Einrichtung weiterer kostengünstiger Radonlabors. Schließlich soll die Öffentlichkeit über die Risiken von Radon informiert und auch in Radonmessungen mit einfacher Technik eingebunden werden, was über eine entsprechende Webseite angeleitet wird. RadonACCURACY kam in all diesen Bereichen deutlich voran. „Nun haben wir uns zur Aufgabe gestellt, auch in anderen Ländern jährliche Radonmessungen in geschlossenen Räumen voranzutreiben“, schließt Kovler. „Auf dieser Grundlage könnten wir dann erstmals Grenzwerte für Radon in Innenräumen und einen angemessenen internationalen Standard entwickeln.“
Schlüsselbegriffe
RadonACCURACY, Radon, Gas, Krebs, Gebäude, AAIR, Boden, Umwelt