Datenschutz: Neue Technologien zum Schutz der Privatsphäre
Wo Europa wirklich weltweit führend ist
Aber warum geben Menschen so einfach Ihre personenbezogenen Daten preis? Zum einen aufgrund des Komforts. Bei der Angabe der eigenen Bankdetails wird der brandneue Artikel, auf den man es abgesehen hat, bis morgen Abend zugestellt, ohne überhaupt die eigenen vier Wände verlassen zu müssen – auf die viele von uns selbst vor COVID-19 beschränkt waren. Alle medizinischen Unterlagen an einem einfach zugänglichen Online-Raum? Ausgezeichnet, kein Grund bei Ärztinnen und Ärzten nachzuhaken oder eine bestimmte Krankenhausunterlage aus einem Berg ungeordneter Papiere rauszusuchen. Und im Jahr 2020, in dem sich Milliarden Menschen noch weiter in die Online-Welt zurückgezogen haben, um der Realität der Pandemie, die sich ihren Weg in der physischen Welt bahnt, etwas zu entfliehen, haben sich noch mehr Menschen von ihren personenbezogenen Daten verabschiedet, für die dies anderenfalls möglicherweise nicht in Frage gekommen wäre. Aufgrund des Datenbooms über die vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte und wegen schwindelerregender Mengen personenbezogener Daten, die jeden Tag weltweit bewegt werden – von rechtlichem Zuständigkeitsbereich zu rechtlichem Zuständigkeitsbereich und mit der überaus realen Möglichkeit, dass solche Daten in die falschen Hände gelangen oder in einer Weise verwendet, die den betroffenen Personen nicht mitgeteilt wird – nimmt Europa den Datenschutz sehr ernst. Tatsächlich hat Europa bezüglich der Maßnahmen zum Schutz personenbezogener Daten eine weltweit führende Stellung eingenommen. Neben einer Reihe aktueller Gesetze zum Online-Datenschutz ist das Vorzeigebeispiel die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), die im Jahr 2016 verabschiedet wurde und seit Mai 2018 uneingeschränkt Anwendung findet. Nach Jahren der Vorbereitung und zahlreicher, bisweilen hitziger politischer Debatten in ganz Europa sollte die Verordnung das EU-Datenschutzrecht modernisieren, das letztmals in den 1990er Jahren, ganz am Anfang des digitalen Zeitalters, aktualisiert worden war und somit reichlich veraltet und ab Anfang der 2010er Jahre einer Überarbeitung bedurfte. Seitdem die DSGVO als Rechtsvorschrift verabschiedet wurde, müssen sich alle Unternehmen in der EU an ein und dasselbe Regelwerk halten, was die Verarbeitung und Speicherung personenbezogener Daten anbelangt. Das Ergebnis ist ein starker Schutz der betroffenen Personen, die außerdem mehr Selbstbestimmung erlangten, da sie mehr Kontrolle über ihre Daten haben. Unternehmen, ganz gleich ob sie in Lissabon, Vilnius oder Nikosia ansässig sind, befinden sich allesamt im gleichen Wettbewerbsfeld. EU-finanzierter Forschung kam ebenfalls eine wichtige Rolle im EU-Datenschutzbereich zu, da im Rahmen von Projekten hart an der Unterstützung europäischer und nationaler Maßnahmen gearbeitet wurde, um die Änderungen zu verbreiten und Privatpersonen wie auch Unternehmen bei der Anpassung an die DSGVO zu unterstützen. Die sieben in dieser Sonderausgabe vorgestellten Projekte bildeten die Speerspitze der Datenschutzforschung, da im Fokus mehrerer dieser Projekte die Entwicklung zugänglicher Tools stand, die Unternehmen und Organisationen nicht nur dabei helfen werden, ihre Pflichten vollständig nachzuvollziehen, sondern auch die Regeln der DSGVO einzuhalten. Über weitere Projekte wurden innovative Methoden untersucht, um neue digitale Technologien wie bspw. die Cloud-Technologie, die rasant weiterentwickelt werden, „DSGVO-kompatibel“ zu machen. Insgesamt gesehen werden die in dieser Ausgabe beleuchteten Ergebnisse zweifelsohne dazu beitragen, dass Europa in der anhaltenden weltweiten Debatte zum Thema Datenschutz weiterhin eine wichtige und führende Rolle spielt. Wir freuen uns auf Ihr Feedback. Schicken Sie uns Ihre Fragen und Vorschläge an editorial@cordis.europa.eu.