Herschel liefert spektakuläre Ergebnisse
Die ersten Versuche mit den Instrumenten des europäischen Satelliten Herschel haben bereits spektakuläre Aufnahmen aus dem Weltraum geliefert. Die Ergebnisse dieser Testbeobachtungen waren besser als erwartet und die Astronomen äußern sich über die wissenschaftlichen Studien, die für Herschel in den kommenden Monaten und Jahren geplant sind, optimistisch. Professor Robert Kennicutt von der Universität Cambridge im Vereinigten Königreich, der Herschel für die Erforschung naher Galaxien nutzen möchte, sagte, er sei von den Bildern der beiden von ihm untersuchten Galaxien begeistert. "Sie zeigen den kalten Staub und die Sternformation in diesen Galaxien in verblüffenden Einzelheiten und bieten einen kleinen Vorgeschmack auf die künftigen Observationen, die unser Verständnis von der Sternenbildung im Universum von Grund auf verändern werden", kommentierte er. Herschel wurde am 14. Mai 2009 gestartet. Das 3,4 Tonnen schwere Observatorium ist mit dem größten jemals in den Weltraum geflogenen Teleskops ausgestattet und verfügt über drei wissenschaftliche Instrumente: das abbildende Photometer/Fourier-Transform-Spektrometer SPIRE (Spectral and Photometric Imaging Receiver), das abbildende Photometer/Integral Field Spektrometer PACS (Photodetector Array Camera and Spectrometer) und das hochauflösende Heterodyn-Spektrometer HIFI (Heterodyne instrument for the Far-Infrared). Diese Instrumente werden die Astronomen bei ihren Forschungen zur Geburt von Sternengalaxien sowie bei der Untersuchung der Zusammensetzung von Kometen und Planetenatmosphären im Sonnensystem unterstützen. Auch soll mit diesen Instrumenten der Staub untersucht werden, der von sterbenden Sternen ausgestoßen wird und Rohstoffe für Planeten wie die Erde liefert. Die wissenschaftlichen Instrumente wurden nur wenige Wochen nach dem Start des Satelliten zum ersten Mal in Betrieb genommen. Seitdem werden sie abgestimmt und diese Prozedur wird bis Ende Juli dauern. Am 24. Juni wurde SPIRE auf zwei Galaxien gerichtet: M74, eine 24 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernte Spiralgalaxie im Sternbild Fische, und M66, eine Balkengalaxie, die sich 36 Millionen Lichtjahren entfernt im Sternzeichen Löwe befindet. Die von SPIRE gelieferten Aufnahmen geben den Astronomen die bislang besten Bilder von diesen Galaxien auf dieser Wellenlänge. Die Aufnahmen zeigten nicht nur die Galaxiearme in großen Einzelheiten, sie ließen auch den kalten Staub zwischen den Sternen in der Galaxie erkennen. Auf den Aufnahmen sind auch viele schwache Punkte zu sehen: das sind ferne Galaxien im Hintergrund. "Von solchen Aufnahmen haben wir lange Zeit geträumt - mehr als zehn Jahre. Und sie sind ein Fortschritt: die ersten echten Aufnahmen im fernen Infrarot-Bereich öffnen ein neues Fenster in der Astronomie", meint Laurent Vigroux von CEA/IRFU Saclay und dem Institut d'Astrophysique de Paris, Frankreich. "Diese Bilder sind der Beginn weiterer zehn Jahre Arbeit, um alle von SPIRE gelieferten wissenschaftlichen Ergebnisse auszuschöpfen." Auch die anderen wissenschaftlichen Instrumente von Herschel arbeiten gut. Die Untersuchung des Katzenaugennebels, einem sterbenden Stern, der 1786 von William Herschel entdeckt worden war, war der erste Test des PACS. Die Aufnahmen des PACS-Spektrometers zeigen zum ersten Mal, wie der Sternenwind dem Nebel seine dreidimensionale Form gibt. Auch das HIFI-Instrument lieferte bei seiner ersten Aufgabe bereits wertvolle Informationen und deckte Elemente in einer Region auf, in der sich neue Sterne bilden. "Diese ersten kurzen Beobachtungen haben bereits zu erstaunlichen Ergebnissen geführt, obwohl sie nur am ersten Tag gemacht wurden", bemerkte co-SPIRE-Forschungsleiter Professor Matt Griffin von der Universität Cardiff, Vereinigtes Königreich. "Die Astronomen, die SPIRE benutzen wollen, sind begeistert, weil sie direkt sehen können, dass die mit diesem Instrument geplanten wissenschaftlichen Forschungen sehr gut klappen werden", hob er weiter hervor. "Alle drei wissenschaftlichen Instrumente von Herschel haben gezeigt, was sie leisten können und die Ergebnisse sind durchwegs spektakulär." Der Herschel-Satellit nähert sich jetzt seinem Zielorbit, rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Etwa 60 Tage nach dem Start werden die Forscher die ersten Tests durchführen, um sicherzustellen, dass die Betriebsarten der wissenschaftlichen Instrumente und die Software zur Verarbeitung der wissenschaftlichen Daten optimiert und betriebsbereit sind. Versuchsbeobachtungen werden 150 Tage nach dem Start aufgenommen und sechs Monate nach Start wird der Routinebetrieb für die Dauer von drei Jahren aufgenommen.