Detektor für nächtliche Anfälle verbessert Lebensqualität von Epilepsiepatienten und Pflegenden
Rund 50 Millionen Menschen weltweit müssen mit Epilepsie leben, sechs Millionen davon in Europa. Global werden jährlich schätzungsweise 2,4 Millionen Menschen mit dieser Diagnose konfrontiert. Wiederkehrende Anfälle mit dem Risiko auf Verletzungen, Herzinfarkt und Hirnschäden, die sogar zum Tod führen können, sind das Kennzeichen von Epilepsie. Etwa 20 % der Epilepsiepatienten erleiden auch nachts Anfälle. Pflegepersonen, meist die Angehörigen der Patientinnen und Patienten, reduzieren das Schädigungsrisiko, indem sie die ganze Nacht wachsam sind und versuchen, die Anfälle zu mildern, indem sie den Patienten festhalten, ihn in eine bestimmte Position bringen oder Medikamente verabreichen. „Viele Eltern schlafen nachts bei ihrem epileptischen Kind, um ihm bei einem Anfall zur Seite zu stehen“, erklärt Diego Polo, SEIZSAFE-Projektmanager bei Encore Lab, „denn nur so, im leichten Schlaf, wenn man die Bewegungen des Kindes spürt, wird man auch alarmiert. Die Folgen für die pflegenden Personen sind Schlaflosigkeit, Schlafstörungen und möglicherweise eine mangelnde Intimsphäre, was in letzter Konsequenz, je älter der Patient wird, auch immer mehr ihn selbst betrifft.“ Auf Nachtwache Das Projekt SEIZSAFE strebte mit der Entwicklung und Vermarktung eines leistungsfähigen und unauffälligen Geräts, das die Patienten überwachen und die Pflegepersonen bei nächtlichen Anfällen bei Bedarf alarmieren kann, eine Verbesserung der Lebensqualität der Patienten wie auch der Pflegenden an. Ein Detektionssystem und Bewegungssensoren überwachen alle Bewegungen des Patienten in Echtzeit. Ein integrierter Algorithmus findet automatisch die Anfälle heraus. Die Pflegepersonen werden über eine dazugehörige App gewarnt, und eine Kamera beginnt sofort mit dem Filmen der Krampfanfälle. So können die Pflegekräfte in dem Wissen, dass sie im Falle eines Anfalls vom System alarmiert werden, beruhigt schlafen. Daraus erwächst für die Patienten eine bessere Betreuung sowie ein Plus an Sicherheit, und das bei gleichzeitiger Verbesserung der Lebensqualität der pflegenden Personen. Überdies erhalten sowohl Patient als auch Pflegekraft mehr Privatsphäre und persönlichen Freiraum, da sie nun in getrennten Räumen schlafen können. Das System stellt außerdem für die medizinischen Fachleute ein hochwertiges Überwachungsinstrument für Diagnose- und Behandlungsprogramme dar, das passend auf jeden einzelnen Patienten zugeschnitten werden kann. Verschlüsselte Daten werden in eine Cloud hochgeladen, die eine vollständige Aufzeichnung des Verlaufs der Krampfanfälle liefert. Die Patienten können selbst entscheiden, ob sie ihre anonymisierten Informationen für eine Nutzung in der zukünftigen Forschung an die medizinische Fachwelt weitergeben möchten. „Langfristig ist es möglich, wertvolle Daten über die Wirksamkeit von Behandlungen und Medikamenten zu sammeln“, erläutert Polo. „Wir sind keine Ärzte und können nicht dabei helfen, Epilepsie zu heilen, aber zumindest können wir den Familien der Patienten dabei helfen, besser zu leben, und außerdem können wir bei der Suche nach einer Heilung helfen, indem wir Daten liefern.“ Den Markt erobern Im Lauf des Projekts tauchten einige technische Probleme auf, aber das Team fand Lösungen dafür. „Ein großes Problem war der Mangel an Daten, um den Algorithmus erproben und Funktionstests durchführen zu können. Deshalb wandte sich Encore an viele Patientenverbände, die nach Freiwilligen suchten, die uns bei der Entwicklung des Geräts unterstützen.“ Das Gerät wurde bereits in Haushalten und Krankenhäusern erprobt und hat eine hohe Erkennungsgenauigkeit zu bieten. SeizSafe soll im Juli 2019 auf den Markt kommen. Außerdem plant das Team, den Einsatz auf den europäischen Markt auszuweiten. Es gibt in Europa 1,2 Millionen Epilepsiepatienten mit nächtlichen Anfällen. Deshalb rechnet Encore damit, in fünf Jahren 6,5 % des Marktes übernehmen zu können, was ungefähr 80 000 Nutzern bis Ende 2022 entspricht.
Schlüsselbegriffe
SEIZSAFE, Epilepsie, Alarm, Pflegekräfte, Pflegende, Lebensqualität, Behandlung, Patient, Patientin, Schlaf