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FUnerals as public Services in long Eighteenth century London

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Bestattungswesen als wichtiger gesellschaftlicher Aspekt

Eine Studie zum Bestattungswesen in frühneuzeitlichen Gesellschaften lieferte Einblicke in Praxis und Modalitäten sowie dessen wichtigen gesellschaftlichen Stellenwert. Ein EU-finanziertes Projekt untersuchte den Umgang verschiedener Gesellschaften mit dieser Problematik.

Schwerpunkt des Projekts FuSEL war das 18. Jahrhundert, da dieser Zeitraum den besten Aufschluss über das frühneuzeitliche Konzept von Bestattung liefert. In dieser Zeit „gingen öffentliche Aufgaben, die zuvor auf lokaler Ebene erfüllt wurden, zunehmend in den Verantwortungsbereich der Zentralregierungen über, unterstützt von Intellektuellen und Sozialtheoretikern“, erklärt Marie Skłodowska-Curie-Stipendiat und Forschungsleiter Dr. Diego Carnevale. Einer der Forschungsschwerpunkte lautete: „Wie lösten diese vielschichtigen Gesellschaften Fragen von kollektivem Interesse, bevor es einen modernen öffentlichen Dienstleistungssektor gab?“ Vergleichende Fallstudie Die Studie baute auf den fachlichen Kompetenzen und Arbeiten der Projektkoordinatorin Prof. Vanessa Harding auf, deren Forschungsschwerpunkt auf Bestattungen und Begräbnissen im frühneuzeitlichen Paris und London liegt. Prof. Harding veröffentlichte zudem eine Monographie, die international als Meilenstein in urbaner und vergleichender Geschichtswissenschaft gilt. London war dabei der letzte Forschungsstandort für eine komparative Langzeitstudie, die Neapel, Paris und London verglich – die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bevölkerungsreichsten Städte in Europa. In diesen drei Hauptstädten waren der Druck und die Probleme, die großstädtische Ballungsräume mit sich bringen, in etwa gleich, wie auch das komplexe tägliche Zusammenspiel zwischen Monarchie, Gemeindeverwaltungen, Kirche und einer Vielzahl sozialer Einrichtungen. Öffentliche Dienstleistungen im sozialpolitischen Kontext Die Forschungen zeigten, dass London in der frühen Neuzeit, zu Beginn der modernen Neuzeit bei der Organisation sakraler Dienstleistungen, insbesondere bei Bestattungen, sehr fortschrittlich war. Dem lag die Idee zugrunde, dem generellen Bedarf nach einem kommunalen Bestattungswesen Rechnung zu tragen. Damit wurden Verfahrensweisen vereinheitlicht wie auch deren künftige Kommerzialisierung vorangetrieben. „Bedeutsam ist aber vor allem, dass die Kirche, die diesen öffentlichen Dienst erfüllte, bereits sehr früh konkrete Verwaltungsstrukturen aufbaute, nicht nur für sakrale Zeremonien, sondern auch für viele andere sozioökonomische, kulturelle und politische Aspekte, die damit einhergingen“, betont Dr. Carnevale. Für das Projekt FuSEL war dies beispielhaft für die Durchführung von Verwaltungsaufgaben, an denen sich weltliche Organisationen orientierten. Ein wichtiges Projektergebnis war zudem, dass konfessionelle Vielfalt offenbar kein besonders entscheidender Faktor bei der Differenzierung sozialer Praktiken war. „Und diese Problematik wurde“, wie die Studie betont, „in Paris und Neapel in gleicher Weise gelöst, obwohl die Maßnahmen und der Zeitpunkt der Umsetzung angesichts unterschiedlicher sozialpolitischer Kontexte natürlich differierten.“ Frühe städtische Ballungsgebiete gewähren weitere Einblicke Einen umfassenden Vergleichsrahmen für ganz Europa zu schaffen, war für Sozialhistoriker seit jeher nicht einfach. So können die Forschungsergebnisse von FuSEL Dr. Carnevale zufolge weitere vergleichende Forschungsvorhaben anregen: „Das Projekt wird den Kenntnisstand, nicht nur darüber erweitern, wie verschiedene Gesellschaften auf ähnliche Probleme reagierten, sondern auch über die Verbreitung von Ideen und Praktiken, mit denen sich solche Probleme lösen lassen.“ Erste Projektergebnisse werden nun auf internationalen Konferenzen und Workshops vorgestellt, bei denen Dr. Carnevale auch Meinungen und Vorschläge mit erfahrenen Kollegen erörtern kann. Dr. Carnevale plant zudem die Veröffentlichung einer abschließenden Monographie und wird vergleichende Forschungen weiterführen. „Nachdem ich mehrere Jahre lang untersucht habe, wie frühere urbane Gesellschaften vor allem mit kirchlichen und gesellschaftlichen Fragen und Aufgaben umgingen, befasse ich mich jetzt mit einem neuen Forschungsthema, und zwar, wie diese Gesellschaften eine materielle Ressource von kollektivem Interesse bewirtschafteten: die Wasserversorgung.“

Schlüsselbegriffe

FuSEL, frühneuzeitliches Bestattungswesen, kollektives Interesse, öffentliche Dienstleistungen, gesellschaftlicher Umgang, städtische Gesellschaften, vergleichende Forschung, Bestattungen

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