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Inhalt archiviert am 2023-02-27

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GFS: Institutionelle Zusammenarbeit ist für weltraumbasiertes Katastrophenmanagement wesentlich

Nach dem Tsunami in Asien am 26. Dezember 2004 kam es zu einer beispiellosen Reaktion vonseiten der Satellitenüberwachungsorganisationen weltweit, die die Hilfsbemühungen unterstützen wollten und dabei deutlich machten, welchen Nutzen die Raumfahrttechnologie für das Katastrop...

Nach dem Tsunami in Asien am 26. Dezember 2004 kam es zu einer beispiellosen Reaktion vonseiten der Satellitenüberwachungsorganisationen weltweit, die die Hilfsbemühungen unterstützen wollten und dabei deutlich machten, welchen Nutzen die Raumfahrttechnologie für das Katastrophenmanagement hat und wo ihre Grenzen liegen. Bei der Earth and Space Week in Brüssel brachten Vertreter einiger an den Hilfsbemühungen beteiligten Organisationen in einem Briefing am 15. Februar zum Thema 'Naturgewalten' ihre Meinung zu den aktuellsten und zukünftigen Entwicklungen in der Erdbeobachtung zum Zwecke der Katastropheneindämmung zum Ausdruck. Delilah Al Khudhairy von der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Kommission gab einen detaillierten Überblick über die Rolle, die die Erdbeobachtung bei der Reaktion auf den Tsunami spielte, sowohl direkt nach dem Ereignis als auch bei den längerfristigen Wiederaufbauarbeiten. Sie betonte zunächst die Bedeutung der 'International Charter on Space and Major Disasters', die es Organisationen weltweit ermöglicht, ihre Maßnahmen bei der Reaktion auf derartige Notfälle zu koordinieren und Daten auszutauschen, sowie die von der Europäischen Raumfahrtagentur (ESA) finanzierte GMES-Partnerschaft. In den ersten ca. 36 Stunden nach der Katastrophe, erklärte Khudhairy, seien die GFS und andere internationale Organisationen allerdings auf wesentliche Informationen aus den Weltmedien angewiesen, wie z.B. die Zahl der betroffenen Länder und die Art und das Ausmaß der Schäden. 'Als diese Informationen eingingen, haben wir begonnen, Satelliten zu programmieren, um die betroffenen Regionen zu fokussieren und die höchstmögliche Auflösung zu erreichen', gab sie an. Es wurde jedoch schnell deutlich, dass die Tsunami-Katastrophe ein beispielloses Ausmaß hatte. Insgesamt zehn Länder waren betroffen, was die Frage aufwarf: 'Wohin richten wir die Satelliten?' Um zu versuchen, die am schlimmsten betroffenen Gebiete zu fokussieren, trug die GFS zunächst sämtliche frei verfügbaren Daten zusammen, einschließlich Bevölkerungsdichtekarten aus den USA. Diese Daten wurden dann mit dem überlagert, was schon an Daten über die Auswirkungen der Wellen vorhanden war, um einen ersten groben Eindruck vom Ausmaß der Katastrophe und den wahrscheinlich meistbetroffenen Gebieten zu erlangen. 72 Stunden nach dem Tsunami begann die zeitraubende Arbeit, die Satelliten so zu programmieren, dass höher aufgelöste Bilder von den von der Katastrophe betroffenen Regionen erzielt werden konnten, zu Ergebnissen zu führen. Die GFS und ihre internationalen Partner konnten Vegetationsdichtedaten von städtischen Gebieten, Küsten und Stränden sammeln und beim Vergleich mit Bildern, die vor dem Tsunami aufgenommen wurden, sehen, wo sich die Flächen am drastischsten verändert hatten. Dies stellte einen Hinweis darauf dar, wo die stärksten Schäden zu erwarten waren. Die Daten wurden anschließend genutzt, um eine noch stärkere Satellitenbildauflösung - bis zu 62 Zentimetern - für die meistbetroffenen Gebiete zu erreichen. In Anbetracht der ultrahohen Auflösung solcher Daten und der hohen Kosten für das Erstellen der Bilder, war es für die Wissenschaftler von ausschlaggebender Bedeutung, genau zu wissen, wo sie diese Bilder sammeln sollten, damit diese den Notfallteams vor Ort den größtmöglichen Nutzen bringen. Trotz der Tatsache, dass die direkten Hilfsbemühungen nun abgeschlossen sind, werden immer noch Erdbeobachtungsdaten eingesetzt, um den nachhaltigen Wiederaufbau in den betroffenen Ländern zu unterstützen. Archivierte Daten können z.B. dabei helfen, herauszufinden, welche Infrastrukturen vorher vorhanden und wessen Eigentum sie waren. In Kombination mit den neusten Satellitenbildern können Wiederaufbauteams außerdem zu den kritischsten vom Tsunami zerstörten Infrastrukturen geführt werden, wie z.B. Brücken und Straßen. Khudhairy erklärt: 'Diese Erfahrung zeigt uns, dass wir nun die erforderliche Satellitentechnologie besitzen, um Informationen und Unterstützung für eine effektive humanitäre Reaktion zu liefern. Wir müssen jedoch unbedingt die Bereitstellung von Daten in den ersten Stunden nach der Katastrophe verbessern, da dieser Zeitraum entscheidend ist.' Eine weitere Schlussfolgerung von Khudhairy bezieht sich auf die Bedeutung institutioneller Rahmenwerke für die Zusammenarbeit nach derartigen Katastrophen, wie z.B. die 'Charter on Space and Major Disasters'. 'In gewissem Sinne haben wir beim Tsunami Glück gehabt, denn wir verfügten über ein bestehendes Archiv von hochaufgelösten Bildern vor der Katastrophe. Was wir wirklich brauchen, ist eine institutionelle Initiative zur Sammlung ähnlicher Daten für sämtliche potentiellen Krisengebiete, die im Falle einer Katastrophe genutzt werden können', fügte sie hinzu. Nachdem der Wert der Erdbeobachtungstechnologie für das Katastrophenmanagement deutlich gemacht worden war, führten weitere Redner auf der Veranstaltung an, dass Satelliten nur ein Element der effektiven Katastrophenbewältigung darstellen. Udo Gärtner vom Deutschen Wetterdienst erklärte: 'Es ist eine klare Kette von Maßnahmen erforderlich, die das Zusammentragen von Informationen, die Analyse, Folgenabschätzungen und vor allem die effektive Kommunikation umfasst. Den Menschen auf der Straße die Informationen zu übermitteln, wenn sie sie am dringendsten benötigen, ist eine sehr komplexe Aufgabe.' Maryam Golnaraghi, Leiterein des Programms Katastrophenvermeidung und -Eindämmung der Weltmeteorologieorganisation, betonte, was effektive 'End-to-End'-Katastrophenmanagementsysteme bereits bewirkt haben. 'In den letzten drei Jahrzehnten ist die Zahl der von Katastrophen betroffenen Menschen gestiegen genau wie der verursachte wirtschaftliche Schaden. Die Zahl der Menschen, die in diesen Katastrophen ums Leben kamen, ist jedoch dank effektiver Katastrophenmanagementstrategien gesunken', erklärte sie. Dr. Golnaraghi betonte, wie wichtig es sei, verbesserte Handlungsfähigkeiten in bessere Produkte, Dienste und Entscheidungen in der Folge einer großen Katastrophe umzusetzen. Die Rolle der nationalen meteorologischen und hydrologischen Dienste sei in dieser Hinsicht von wesentlicher Bedeutung, erklärte sie, und forderte eine weltweite Initiative, um diese Dienste zu verbessern. 'Nehmen Sie nur das Beispiel von Haiti, wo ein derartiges nationales System nicht existiert und 3.000 Menschen bei einem einzigen Hurrikan ihr Leben verloren', schloss Dr. Golnaraghi.

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