Spanien führend im Kampf gegen den Kinderhandel in Haiti
Madrider Beamte haben ein von der spanischen Regierung angeführtes internationales humanitäres Projekt angekündigt. Es wird Haiti wichtige Unterstützung bei der Bewältigung der Folgen des verheerenden Erdbebens gewähren, welches das Leben von mehr als 3,5 Millionen Menschen beeinträchtigt hat. Das "DNA-Prokids in Haiti"-Projekt hat zwei Ziele: den Einsatz von DNA (Desoxyribonukleinsäure)-Tests, um in einem Versuch zur Verhinderung des Menschenhandels Kindern nachzuspüren. Außerdem wird es dazu beitragen, vermisste und vertriebene Kinder wieder mit ihren Familien zu vereinen. DNA-Prokids in Haiti wird zunächst 6.000 Proben genetischer Daten von Erwachsenen, die Kinder als vermisst gemeldet haben, von blutsverwandten Erwachsenen der vermissten Kinder und von vertriebenen Kindern nehmen, um in den Wirren nach dem Erdbeben Kinderhandel zu unterbinden. Vor dem Erdbeben gab es etwa 380.000 Waisenkinder in Haiti, inzwischen wird deren Zahl allerdings auf fast eine Million geschätzt. Der Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) und andere humanitäre Organisationen warnen vor dem Problem der Verschleppung unbegleiteter Kinder durch auf Kinderprostitution spezialisierte Menschenhändler - erleichtert durch das Chaos nach einer Katastrophe. Eine Situation, die auch nach dem Tsunami im Indischen Ozean 2004 befürchtet wurde. UNICEF-Direktorin Ann M. Veneman dazu: "Wir sind äußerst besorgt über die Lage der Kinder in Haiti. Viele von ihnen sind von ihren Familien und Bezugspersonen getrennt worden. Diese Kinder sind durch Unterernährung und Krankheiten, Kinderhandel, sexuelle Ausbeutung und ernste emotionale Trauma massiv gefährdet. Der Wettlauf, sie mit lebensrettenden Nahrungsmitteln und Medizin, sicherer Unterbringung sowie Schutz und Pflege zu versorgen, ist im Gange." Die spanische Regierung entwickelt und koordiniert DNA-Prokids in Haiti mithilfe des Labors für genetische Identifikation der Universität Granada, die an dem Projekt seit seinen Anfängen im Jahr 2004 beteiligt ist. Die haitianische Botschafterin in Madrid, Yollete Azor-Charles, begrüßte die Initiative und versprach, dass die haitianische Regierung alles tun werde, um diese Arbeit zu unterstützen. Die Arbeit an DNA-Prokids in Haiti wird in fünf Stufen erfolgen. Der Direktor des Genlabors der University of Granada, José Antonio Lorente, erläuterte das Projekt folgendermaßen: "Es gehören Vor-Ort-Schulungen zur Probenahme; die Verteilung der Probeentnahme-Kits für Speichel und Blut für die Eltern (oder Verwandten, wenn erforderlich), deren Kinder verschwunden sind; die DNA-Analyse der Fälle, der Entwurf und die Entwicklung von Ad-hoc-Datenbanken und schließlich die Lieferung der Daten an die zuständigen haitianischen Behörden dazu. Der Datenaustausch wird in einigen Fällen die Wiedervereinigung von Familien ermöglichen, wird in anderen Fällen zu einer verstärkten Suche führen und wird die Kinder auf alle Fälle vor Missbrauch und vor der organisierten Kriminalität schützen." DNA-Prokids in Haiti hat Notfallpläne für andere nationale und internationale Labors erstellt, die bei den Datenanalysen einspringen werden, falls die Universität Granada von der Zahl der zu analysierenden Fälle überfordert sein sollte. Das Projekt DNA-Prokids in Haiti wurde im Jahr 2004 an der Universität Granada gestartet. 2009 schloss sich das Health Sciences Department der University of North Texas, USA, an. Das Projekt bekommt von vielen Seiten finanzielle Unterstützung: Geldgeber sind die andalusische Regionalregierung in Spanien, spanische Finanzinstitute und die Life Technologies Foundation mit Sitz in den USA. Es arbeitet auch mit vielen weiteren Ländern zusammen, um seine Reichweite zu vergrößern, so etwa mit Guatemala, Mexiko, den Philippinen, Thailand und den USA.
Länder
Spanien, Haiti, Vereinigte Staaten