Ausgleich zwischen Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit
Aufgrund des Drucks durch den Klimawandel, das Bevölkerungswachstum, die Umweltverschmutzung usw. sieht sich die Welt mit einem raschen Rückgang der Biodiversität konfrontiert. Da gut kontrollierte und effektiv bewirtschaftete Schutzgebiete eine bewährte Methode sind, um sowohl Lebensräume als auch Artenpopulationen zu schützen, arbeiten viele Regierungen daran, diesem Verlust an biologischer Vielfalt durch den Ausbau von Schutzgebieten entgegen zu wirken. Tatsächlich haben viele dieser Regierungen das Biodiversitätsziel von Aichi (Aichi-Ziel 11) unterzeichnet, dem zufolge bis 2020 mindestens 17 % der Land- und Binnengewässer sowie 10 % der Küsten- und Meeresgebiete erhalten werden sollen. Im Einklang mit diesen Zielen arbeiten die Regierungen daran, Schutzgebiete wie das Great Barrier Reef in Australien, den Banff-Nationalpark in Kanada, den Nationalpark Tablas de Daimiel in Spanien und den Tsavo-East-Nationalpark in Kenia zu erweitern. Damit dieses Vorhaben gelingt, müssen die Bemühungen zur Erhaltung dieser Gebiete jedoch ausgewogen sein, was bedeutet, dass ein Gleichgewicht zwischen dem Schutz der Natur und dem Schutz des Wohlergehens der lokalen Gemeinschaften geschaffen werden muss. „Schutzgebiete sollten für die lokalen Interessengruppen, die am meisten mit den Belastungen durch den Biodiversitätsschutz zu kämpfen haben, zumindest keinen Nachteil bedeuten, während viele Vorteile schon anderen Begünstigten auf breiterer Ebene zugute kommen“, erklärt Dr. Noelia Zafra-Calvo, Forscherin des EU-finanzierten TRECKQUITY-Projekts. Laut Dr. Zafra-Calvo ist u. a. die Unfähigkeit, multidimensionale soziale Bedenken hinsichtlich der Gerechtigkeit in Schutzgebieten auf globaler Ebene zu bewerten, ein Problem, das einem solchen Gleichgewicht noch im Wege steht. Zumindest bis jetzt. Dank TRECKQUITY haben Naturschützer nun Zugang zu einem innovativen Ansatz, der es ihnen erlaubt, die vielfältigen Dimensionen von sozialer Gerechtigkeit in ihren Naturschutzbemühungen nachzuvollziehen. Dazu gehören: Anerkennung (Rechte, kulturelle Identitäten und traditionelle Wissenssysteme), Verfahren (Rechenschaftspflicht, Zugang zur Justiz und Beteiligung an Entscheidungen, Transparenz) und Verteilung (Lasten und Vorteilsausgleich). „Wir haben zehn Kriterien für multidimensionale soziale Gerechtigkeit vorgeschlagen, die anhand von zehn Indikatoren leicht im Rahmen einer einfachen Umfrage in jedem Schutzgebiet weltweit bewertet werden können“, so Dr. Zafra-Calvo. Ein neuer methodischer Ansatz Die Forscher von TRECKQUITY gingen in ihrer Arbeit der ungelösten wissenschaftlichen Frage nach, „welche Fortschritte bei der Erreichung des gesellschaftlichen und politischen Ziels, soziale Gerechtigkeit in Schutzgebieten herzustellen, erzielt werden.“ „Unsere Einschätzung hat dazu beigetragen, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen, um die Integration aktueller multidisziplinärer Ansätze zur Bewertung der sozialen Gerechtigkeit im Bereich Naturschutz zu erleichtern“, fügt Dr. Zafra-Calvo hinzu. Der Abschluss dieses Projekts führte zu einem völlig neuen methodischen Ansatz sowie zu einem weiteren Datensatz für die Durchführung der Umfrage. „Zusammengenommen sind diese Ergebnisse der erste Beitrag zur Erfassung unserer Fortschritte bei der Erreichung von sozialer Gerechtigkeit bei Naturschutzmaßnahmen, die notwendig sind, um kritische Entscheidungen und Maßnahmen voranzutreiben“, so Dr. Zafra-Calvo. Ein erster Schritt Der TRECKQUITY-Ansatz ist nur der erste Schritt zur Verbesserung des Verständnisses der Beziehung zwischen sozialer Gerechtigkeit und der Erhaltung von Schutzgebieten. „Als nächstes können wir dieses Verständnis in globalen Entscheidungsprozessen nutzen, um gerecht verwaltete Schutzgebiete durchzusetzen oder zum Beispiel die nächsten Biodiversitätsziele zu definieren“, erklärt Dr. Zafra-Calvo. „Mit Hilfe unseres Ansatzes, der leicht in Form einer kurzen Umfrage von mehreren Interessengruppen mit Einfluss auf die Verwaltung von Schutzgebieten umgesetzt werden kann, sollten wir dringend gezielte Verwaltungsmaßnahmen ergreifen, um der sozialen Ungerechtigkeit in jedem einzelnen Schutzgebiet der Welt zu begegnen.“ Laut Dr. Zafra-Calvo erfordert dies jedoch eine Kombination aus einer TRECKQUITY-ähnlichen Umfrage und einem offeneren, langfristigen Ansatz unter Einbeziehung vieler Interessengruppen, der eine detailliertere Beschreibung des Status eines jeden Schutzgebiets hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit zulässt.
Schlüsselbegriffe
TRECKQUITY, Europäische Union EU, Umweltschutz, Schutzgebiete, soziale Gerechtigkeit