Transparente Methoden zur GVO-Folgenabschätzung
GVO sind in Europa umstritten, vor allem im Hinblick auf Sicherheitsprüfungen von GVO in Nahrungsmitteln und Futter. Da die Befürwortung oder Ablehnung von Tierversuchen je nach Eigeninteressen der Stakeholder variiert, stellt die Europäische Kommission ethische Aspekte und Tierschutz in den Vordergrund, um Tierversuche zu reduzieren, zu ersetzen oder erträglich zu gestalten. Daher muss der zusätzliche Nutzen der Tierfütterung mit gentechnisch veränderten Lebens-/Futtermitteln und alternativer Testsysteme genauer geprüft werden. Im Hinblick auf Toxizitätstests bei GVO führte das EU-finanzierte Projekt GRACE (GMO risk assessment and communication of evidence) seit 2013 zwei Reihen 90-tägiger Fütterungsversuche und eine einjährige Studie mit GV-Mais MON810 durch, in denen keine toxikologisch relevanten Effekte nachweisbar waren. Die Forscher testeten auch, ob Fütterungsstudien künftig durch In-vitro-Zellkultursysteme ersetzt werden können und untersuchten mit Omics-Analysen umfassend Pflanzen- und Tiergewebe sowie die Zusammensetzung des Pflanzenmaterials. Der Vergleich verschiedener getesteter Ansätze bei der Analyse möglicher toxischer Effekte von gentechnisch veränderten Pflanzen zeigte, dass die Standardzusammensetzung von Pflanzen wichtige Informationen zu möglicherweise vorhandenen kritischen Substanzen liefern kann. In-vitro-Zellkulturen und –Omics-Analysen pflanzlicher und tierischer Gewebe könnten potenzielle Werkzeuge für Toxizitätstests sein, müssen jedoch für den Einsatz in Routineanalysen weiter getestet werden. Die Fütterungsversuche mit GVO/Futtermitteln lieferten keinerlei Daten, die für eine Risikobewertung aussagefähig genug sind. Die Bewertung potenzieller Effekte von GVO ist oft schwierig, da Entscheidungsträger und andere Interessenvertreter nur begrenzt Zugang zu wissenschaftlichen Daten haben. GRACE prüfte daher mit der Methode der Evidenzsynthese Studien zu Effekten gentechnisch veränderter Pflanzen auf Gesundheit, sozioökonomische Aspekte und Umwelt. Es förderte die umfassende, transparente und zugängliche Präsentation der (Evaluierung) wissenschaftlicher Daten zu GVO-Effekten und erstellte eine Reihe von Protokollen für 14 vorrangige Prüfungsaspekte für so genannte Evidence Maps. Zudem wurden systematische Reviews konzipiert, die derzeit noch ausgearbeitet werden. Die von GRACE eingerichtete Datenbank (CADIMA) dient als Drehscheibe, um offenen Zugang zu Primärdaten aus diesem Projekt und aus Partnerprojekten zu ermöglichen. Sie bietet Werkzeuge und Formate zur Durchführung systematischer Reviews und Evidenzkarten und stellt Verknüpfungen mit anderen Datenbanken zur GVO-Sicherheit her. Im Wesentlichen untersuchte GRACE den Nutzen von 90-tägigen Fütterungsversuchen an Ratten mit gentechnisch veränderten Lebens-/Futtermitteln und erforschte alternative Ansätze, um Tierversuche zu reduzieren oder zu ersetzen wie auch ihren spezifischen Nutzen zu definieren. Gleichzeitig entwickelte das Projekt einen tragfähigen Ansatz, um die Qualität vorliegender wissenschaftlicher Daten zum Effekt gentechnisch veränderter Pflanzen zu erfassen und zu bewerten. Vor allem kommt das Projekt zum Schluss, dass Stakeholder-Dialoge sowohl bei der Planung von Studien als auch der Interpretation der Ergebnisse sinnvoll sind. Der Stakeholder-Dialog und die von CADIMA erbrachten Leistungen können Stakeholder unterstützen, sich mit der GVO-Forschung auseinanderzusetzen und Risiken besser einzuschätzen.
Schlüsselbegriffe
GVO, genetisch veränderte Organismen, Fütterungstests, Risikobewertung, CADIMA