Digitale Innovationen für nachhaltige Fischerei in der EU
Das Fischereiwesen versorgt Millionen Menschen weltweit mit überaus nahrhaften essbaren Meerestieren und fördert gleichzeitig direkte und indirekte Arbeitsplätze in den Küstengebieten. Durch den Menschen verantwortete Aktivitäten wie Überfischung, Umweltzerstörung und Klimawandel tragen jedoch zum Rückgang der Fischpopulationen bei und bringen die biologische Vielfalt und die Ernährungssicherheit in Gefahr. Mit der Gemeinsamen Fischereipolitik der EU wird das Ziel verfolgt, Fischereitätigkeiten zu regulieren und sie mit einer nachhaltigen Nutzung der Fischbestände in Einklang zu bringen, wie es in der EU-Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ vorgesehen ist. Der Integration digitaler Technologien kommt entscheidende Bedeutung zu, um die Einhaltung von Nachhaltigkeitsstandards zu gewährleisten und die sozioökonomischen Ergebnisse für die vom Fischfang lebenden Gemeinschaften zu verbessern.
Digitaler Wandel in der Fischerei
Als Beitrag zur nachhaltigen Bewirtschaftung der handwerklichen Fischerei in der EU wurde im Rahmen des EU-finanzierten Projekts Fish-X eine sichere und interoperable digitale Plattform geschaffen. „Erfolgreiches Fischereimanagement hängt von mehreren Schlüsselfaktoren ab, zu denen eine strengere Durchsetzung der Verordnungen, die Einbeziehung der Interessengruppen und eine wissenschaftlich fundierte Entscheidungsfindung zählen“, erklärt Projektkoordinatorin Jana Stünkel. Um die Durchsetzung und Kontrolle von Fischereiverordnungen wirkungsvoller zu gestalten und gefährdete Fischbestände zu schützen, hat das Konsortium den Fish-X-Datenraum erschaffen. Er ist in die GAIA-X-Infrastruktur integriert und verbindet die Interessengruppen der Fischerei sowie ermöglicht den sicheren und kontrollierten Austausch von Fischereidaten. Die Insight-Plattform dient als kartografische Nutzungsoberfläche, auf der aggregierte und anonymisierte Fischereidaten angezeigt werden, wobei Datenschutz und Privatsphäre der Beteiligten gewahrt bleiben und gleichzeitig wichtige Erkenntnisse bereitgestellt werden. Anstatt Schiffsbewegungen zu verfolgen, werden Dichtekarten und statistische Fischereidaten angezeigt, um das Fischereimanagement und die Meeresraumplanung mit Informationen zu stützen. Die Rückverfolgbarkeits-Plattform greift auf Blockchain-Technologie zurück, um eine transparente und umfassende Abbildung eines Produkts aus dem Bereich der essbaren Meerestiere vom Fang bis zum Verkauf zu gewährleisten. Mithilfe einer verbrauchsfreundlichen Rückverfolgbarkeits-App können die Nutzenden Fischereiprodukte scannen, um detaillierte Informationen zu erhalten, wodurch Transparenz, Nachhaltigkeit und faire wirtschaftliche Erträge für die im Fischereisektor Tätigen gefördert werden.
Umsetzung in der realen Welt
Das Gemeinschaftsunternehmen nutzte bei der Entwicklung der digitalen Fish-X-Instrumente reale Daten aus Anwendungsfällen im Mittelmeer, im Atlantik und in der Ostsee. Die Erarbeitung der Insight-Plattform beruhte auf Informationen aus der handwerklichen Fischerei und der Freizeitfischerei. Um die Überwachung der Fischereitätigkeiten zu erleichtern, wurden auf den Schiffen und an den Fischfanggeräten satellitengestützte Vorrichtungen installiert. Vorrichtungen dieser Art unterstützen gleichermaßen die Bewirtschaftung der Fischereiressourcen. Die Ergebnisse der Pilotfragebögen weisen eine überwältigend positive Reaktion der Teilnehmenden nach, die mehrheitlich den Wunsch äußerten, die der Nachverfolgung dienenden Geräte zu behalten. Dieser Enthusiasmus hebt die Bedeutung der Schiffsnachverfolgung in einer zunehmend wettbewerbsorientierten Meeresumwelt hervor, in der Offshore-Windparks, Meeresschutzgebiete und weitere Sektoren um den Raum konkurrieren. Die im Fischereisektor Tätigen sehen den Wert der Geolokalisierungsdaten als Beweismaterial zur Durchsetzung der Erhaltung ihrer traditionellen Fanggründe während der Konsultationsprozesse. Die Rückverfolgbarkeitsanwendung beruht auf dem kontinuierlichen Feedback von Interessengruppen aus der gesamten Fischereilieferkette im deutschen Ostseeraum. In Absprache mit einigen ausgewählten Testpartnern gilt als Ziel, die Transparenz bei essbaren Meerestieren vom Fang bis zum Verbrauch zu gewährleisten.
Auf dem Weg zur nachhaltigeren Fischerei
Im weiteren Verlauf des Projekts wird die Entwicklung und Erprobung bis zu seinem Abschluss fortgesetzt. Außerdem wurden mehrere politische Empfehlungen veröffentlicht, die einen Beitrag zum fischereipolitischen Handeln der EU leisten. „Fish-X stellt sich nicht nur den unmittelbaren Herausforderungen im Fischereiwesen, sondern bereitet auch dem lang erwarteten digitalen Wandel den Weg, der sowohl der Umwelt als auch den von ihr abhängigen Gemeinschaften zugutekommen wird“, schließt Stünkel ihre Ausführungen.
Schlüsselbegriffe
Fish-X, Fischerei, Nachhaltigkeit, digitaler Wandel, Rückverfolgbarkeits-App, Insight-Plattform