Bäume in Städten vor gebietsfremden Schädlingen und Krankheiten schützen
Insbesondere Monokulturen und durch Trockenheit gestresste Bäume sind anfällig für Schädlinge und Krankheiten. Bisher ging es in der Forschung meist um Wälder in ländlichen Regionen, sodass erhebliche Wissenslücken zu Stadtgebieten bestehen. „Dieses wachsende Risiko zu verstehen ist entscheidend, um wirksame Strategien für Bäume in Städten und Wälder zu entwickeln“, so die Hauptforscherin bei TREEPACT, Susanne Raum vom Lehrstuhl für Strategie und Management der Landschaftsentwicklung an der Technischen Universität München. Raum betrachtete städtische Bäume in Deutschland. „Deutsche Städte leiden oft unter der Rosskastanienminiermotte, einem Eichen-Prozessionsspinner, und dem Falschen Weißen Stängelbecherchen.“ Letzterer wird durch den Pilz Hymenoscyphus fraxineus verursacht und führt in vielen Städten und darüber hinaus zum Absterben von Eschen. Auch in München ist der sehr schädliche Asiatische Laubholzbockkäfer, Anoplophora glabripennis, mehrfach aufgetreten, der zu weitreichendem Baumsterben vieler Laubbäume führen kann, nicht nur der Eschen. Raum erklärt: „Die meisten dieser Schädlinge und Krankheiten sind nicht in Europa heimisch. Der wachsende Handel mit ganzen Bäumen oder Sträuchern, Verpackungsmaterialien aus Holz wie Paletten oder sogar Feuerholz kann als unbeabsichtigter Träger für möglicherweise sehr schädliche Baumschädlingen und -krankheiten dienen.“ Über das TREEPACT-Projekt, das über die Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen unterstützt wurde, sollten die Auswirkungen von Schädlingen und Krankheiten auf städtische Bäume untersucht und mögliche Lösungen für die wachsende Bedrohung gefunden werden.
Neue Erkenntnisse über Risikobewusstsein und Prävention
Das Team hat Studien aus aller Welt zusammengetragen, um soziale, ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen von Baumschädlingen und Krankheitserregern zu untersuchen. Der Fokus lag dabei auf Stadtgebieten. Bei ausgewählten Studien wurden auch Reaktionen der Bewirtschaftung berücksichtigt. „Dann haben wir eine Online-Umfrage in Deutschland durchgeführt, an der verschiedene Menschen teilnahmen, die mit städtischen Bäumen oder Wäldern arbeiten, darunter aus der Grünflächenverwaltung in Städten, Stadtwaldbewirtschaftung, Baumpflege, Stadtplanung, Hobbygärtnerei sowie Grundstücksinhabende“, fährt Raum fort. Dabei wurden das Risikobewusstsein und das konkrete Wissen zu Schädlingen und Krankheiten für städtische Bäume abgefragt und erfasst, wie die Menschen mit dieser wachsenden Bedrohung umgehen. Um ein vollständiges Bild zu erhalten, hat das Team auch einschlägige Umweltvorschriften, -strategien und -programme zu Grünflächen, Bäumen und Wäldern in München ausgewertet.
Lücken zwischen lokalen Maßnahmen und nationaler Politik zur biologischen Sicherheit
Bei der Untersuchung wurden zahlreiche Auswirkungen von Schädlingen und Krankheiten städtischer Bäume aus 28 Ländern erfasst, von Baumschäden und -sterben bis zu ästhetischen und landschaftlichen Veränderungen, Kosten für die Schädlings-/Krankheitsbekämpfung und wirtschaftlichen Verlusten. „Wir haben eine Menge nützlicher Daten zusammengetragen. Bei der Studie kam zum Beispiel heraus, dass Menschen das hohe Risiko zwar anerkennen und die Hälfte angab, über Schädlinge und Krankheiten informiert zu sein, das Wissen zu bestimmten Quarantäneschädlingen und -krankheiten und Bekämpfungsmöglichkeiten jedoch gering war.“ Das Team merkt auch an, dass die konkreten Probleme von Schädlingen und Krankheiten auf städtischer Ebene zu wenig beachtet werden, sodass eine mögliche Lücke zwischen lokalen Maßnahmen und (inter-)nationalen Strategien zur biologischen Sicherheit aufkommt. „Wir haben in der Forschung Wissen zu den Auswirkungen von und Lösungen für invasive Baumschädlinge und -krankheiten zusammengeführt. Dieses Wissen kann jetzt in neue Strategien und Bekämpfungsmaßnahmen für städtische Bäume und Wälder einfließen“, schließt Raum.
Schlüsselbegriffe
TREEPACT, städtische Bäume, Krankheitserreger, Biosicherheit, Pilz, Krankheiten, Risikobewusstsein, Prävention, Baumschädlinge, Klimawandel, gebietsfremde Schädlinge, Eschensterben