Skip to main content
European Commission logo
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Pressured to Attack: How Carrying-Capacity Stress Creates and Shapes Intergroup Conflict

Article Category

Article available in the following languages:

Neue Sicht auf Intergruppenkonflikte

Die Forschung legt nahe, dass Druck von außen die Menschen fürsorglicher werden lässt, wobei Konflikte eher als ein letztes Mittel gelten dürften, um die eigene Gemeinschaft zu verbessern.

Den Schlagzeilen nach zu urteilen, scheint der Mensch eine boshafte Spezies zu sein. „Die Geschichte ist voll von Beispielen, in denen sich Gruppen von Menschen gegenseitig bekämpften, was ein bedauerliches Muster darstellt, das bis heute anhält“, sagt Carsten De Dreu, Professor an der Universität Groningen. Aber ist dieses Verhalten darauf zurückzuführen, dass die Menschen darauf programmiert sind, „Außenstehende“ abzulehnen, oder ist es das Ergebnis anderer Faktoren? „Menschen sind auch sehr gut darin, sich um andere zu kümmern, sie sind oft bereit zu helfen und haben Mitgefühl mit denjenigen, die in Not sind, und sie sind normalerweise eher abgeneigt, anderen zu schaden“, fügt De Dreu hinzu. „Wie können wir diese Fähigkeit zur Fürsorge mit der allgegenwärtigen Tendenz zum Kämpfen in Einklang bringen?“ Mit Unterstützung des EU-finanzierten Projekts ATTACK wollte De Dreu hier Antworten finden.

Prozesse und Belastungen, die Intergruppenkonflikte hervorrufen

De Dreu zufolge konnte die verhaltenswissenschaftliche Forschung zwar unser Verständnis von Intergruppenkonflikten verbessern, aber sie konzentrierte sich ausschließlich auf Mikroebenenprozesse innerhalb von und zwischen sich im Konflikt befindlichen Gruppen. Dabei werden jedoch Belastungen auf der Makroebene wie etwa der Klimawandel oder die Ressourcenknappheit außer Acht gelassen, die zu Konflikten dieser Art beitragen könnten. „Unser Ziel war es, herauszufinden, ob dieser Druck auf der Makroebene mit den Prozessen auf der Mikroebene zusammenhängt, wobei wir uns besonders darauf konzentrierten, ob die erste Belastung die zweite auslöst und letztlich zu Intergruppenkonflikten führt“, erklärt De Dreu.

Die Rolle des Tragfähigkeitsstresses

Zunächst wurde im Rahmen des Projekts vorgeschlagen, die fehlende Verbindung zwischen den Belastungen auf der Makroebene und den Prozessen auf der Mikroebene durch den Tragfähigkeitsstress zu beschreiben, dem Gruppen ausgesetzt sind, wenn ihnen die für ihr Funktionieren erforderlichen Ressourcen fehlen. „Tragfähigkeitsstress ist eine Funktion der Belastungen auf der Makroebene und führt zu Intergruppenkonflikten, da er die Motivation auf der Mikroebene beeinflusst, zur Kampfkraft einer Gruppe beizutragen“, fügt De Dreu hinzu.

Vom Intergruppenkonflikt zum kooperativen Austausch

Die Forschenden erprobten ihre Hypothese auf der Grundlage der Spieltheorie anhand einer Reihe von Laborexperimenten in westlichen und nicht-westlichen Kulturen. Sie entdeckten, dass Tragfähigkeitsstress eine neuartige und bisher unbekannte Ursache für Konflikte zwischen Gruppen von Menschen ist, jedoch nicht auf die eigentlich zu erwartende Weise. Anstatt die Menschen boshaft gegenüber Außenstehenden werden zu lassen, bringt Tragfähigkeitsstress die Menschen dazu, sich mehr um die Menschen innerhalb ihrer eigenen Gruppe oder Gemeinschaft zu kümmern. Aggressive Angriffe auf Außenstehende werden daher als Mittel zur Verbesserung der Eigengruppe eingesetzt. „Im Gegensatz zu dem, was wir und andere vor uns oft annehmen, sind die Menschen nicht von Natur aus negativ gegenüber Fremdgruppen eingestellt“, merkt De Dreu an. „Der Kontext ist wichtig, und wenn Einzelpersonen nicht nur die Möglichkeit erhalten, Außenstehende anzugreifen, sondern auch die Möglichkeit, sich selbst Vorteile zu verschaffen, könnte dies dazu beitragen, die Intergruppenbeziehungen zu entspannen und Gruppen zu einem kooperativen Austausch zu bewegen.“

Neues Paradigma zur Betrachtung des Intergruppenkonflikts

Das Team des Projekts ATTACK verfolgt einen interdisziplinären Ansatz in der Verhaltenswissenschaft, der sich auf die Sozial- und politische Psychologie, die experimentelle Ökonomie und die kognitiven Neurowissenschaften stützt, und hat die Betrachtungsweise von Intergruppenkonflikten neu ausgerichtet. „Dadurch, dass wir ein mögliches neues Paradigma für das Nachdenken über und die Untersuchung von Intergruppenbeziehungen liefern, könnte unsere Arbeit die Tür zu neuen Wegen öffnen, um einzugreifen und einige der Konflikte zu verhindern und zu lösen, die immer noch so viel Leid verursachen“, schließt De Dreu. Das Team des vom Europäischen Forschungsrat unterstützten Projekts arbeitet gegenwärtig daran, die Auswirkungen seiner Forschung zu erweitern, wobei es zum Beispiel darum geht, zu untersuchen, wie Tragfähigkeitsstress die Zusammenarbeit zwischen Gruppen beeinflussen kann.

Schlüsselbegriffe

ATTACK, Intergruppenkonflikt, Verhaltenswissenschaft, Konflikt, Klimawandel, Ressourcenknappheit, ökologischer Tragfähigkeitsstress

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich