Sagen Sie mir die Temperatur und ich sage Ihnen, wie hoch Ihr Sterberisiko ist
Durch den Klimawandel und die daraus resultierenden extremen Temperaturen kommt es weltweit jedes Jahr zu Millionen vorzeitigen Todesfällen. Daher sind Frühwarnsysteme notwendig, um vorherzusagen, wie sich Temperaturen auf die Gesundheit der Menschen auswirken könnten. Jetzt haben Forschende mit Unterstützung der EU-finanzierten Projekte EARLY-ADAPT, HHS-EWS und FORECAST-AIR eine frei zugängliche Plattform namens forecaster.health entwickelt. forecaster.health ist die erste Plattform ihrer Art und gibt anhand von geschlechts- und altersspezifischen epidemiologischen Modellen das Sterberisiko durch die Umgebungstemperaturen für einzelne Bevölkerungsgruppen an.
Das Risiko in ganz Europa
Nutzende können das Datum und die Bevölkerungsuntergruppe (nach Geschlecht oder Altersgruppe) auswählen, für die sie eine temperaturbedingte Vorhersage zur Sterblichkeit erhalten möchten. Die Ausgaben sind bis zu zwei Wochen in die Zukunft möglich. Das System gibt dann eine Karte mit Warnungen zu 580 Regionen in 31 europäischen Ländern aus. Die farblich gekennzeichneten Warnungen zeigen fünf kälte- und hitzebedingte Stufen des Sterberisikos an: keine, gering, moderat, hoch und extrem. „Bisher basierten Temperaturwarnungen nur auf den physikalischen Informationen der Wettervorhersagen. Unterschiede bei der Anfälligkeit für Hitze und Kälte je nach Bevölkerungsgruppe wurden nicht berücksichtigt“, sagt der außerordentliche Forschungsprofessor Joan Ballester Claramunt vom ISGlobal, dem Institut für globale Gesundheit Barcelona, Projektträger von EARLY-ADAPT, HHS-EWS und FORECAST-AIR, in einer kürzlich veröffentlichten Pressemitteilung. „Bei unserem System ist der Ansatz anders und der Fokus von der Meteorologie auf die Epidemiologie und soziale Faktoren für Anfälligkeit zu Umweltfaktoren verlagert. Bei forecaster.health werden nicht nur die Temperaturen vorhergesagt, sondern auch das tatsächliche Risiko, das diese Temperaturen für die Bevölkerung als Ganzes und insbesondere einzelne Untergruppen, nach Geschlecht und Alter, bedeuten.“ Um die epidemiologischen Modelle auf die Bevölkerungsgruppen anzupassen, hat das Forschungsteam die Datenbank zur Sterblichkeit von EARLY-ADAPT genutzt, in der aktuell Daten zu 580 Regionen vorliegen, aufgeteilt nach Geschlecht, Alter und Todesursache. Temperaturaufzeichnungen und Vorhersagen werden täglich auf die Seite hochgeladen. Mit epidemiologischen Modellen wird die temperaturbedingte Mortalität nach Geschlecht und Alter für jeden Tag innerhalb der kommenden zwei Wochen ausgegeben. Der ISGlobal-Forscher Marcos Quijal-Zamorano erklärt weiter: „Wir wissen, dass die Anfälligkeit für Hitze von mehreren Faktoren abhängt, darunter Geschlecht und Alter. Frauen sind zum Beispiel anfälliger für Hitze als Männer und das Sterberisiko durch Hitze und Kälte steigt mit zunehmendem Alter. Daher werden in unserem Instrument epidemiologische Modelle auf einzelne Geschlechts- und Altersgruppen angepasst, um unabhängige Warnungen zu den realen Auswirkungen auf die Bevölkerung erstellen zu können.“ Die Plattform wurde mit Unterstützung von EARLY-ADAPT (Signs of Early Adaptation to Climate Change), HHS-EWS (Operational Heat-Health-Social Early Warning System) und FORECAST-AIR (Open-Access Forecasting System of the Health Effects of Air Pollution) eingerichtet und soll demnächst durch weitere Länder und kleinere Regionen erweitert werden. Außerdem sollen neue epidemiologische Modelle entwickelt werden, um Gesundheitswarnungen zu verschiedenen Luftschadstoffen zu ermöglichen und Warnungen zu konkreten Todesursachen und anderen gesundheitlichen Folgen auszugeben. Weitere Informationen: EARLY-ADAPT-Projektwebsite HHS-EWS-Projekt FORECAST-AIR-Projekt forecaster.health-Website
Schlüsselbegriffe
EARLY-ADAPT, HHS-EWS, FORECAST-AIR, Frühwarnung, Temperatur, Hitze, Vorhersage, Sterblichkeit, epidemiologisch