Temperaturschwankungen verursachen so viele Todesfälle wie Luftverschmutzung
Extremereignisse wie Hitzewellen wirken sich negativ auf die menschliche Gesundheit aus und können sogar zum Tod führen. Doch nur wenigen ist bekannt, welche Folgen ein weiterer problematischer Aspekt des Klimawandels, nämlich schwankende Temperaturen, für die Gesundheit hat. In Anbetracht der Wetterschwankungen hat dieser Aspekt – und seine Konsequenz für die weltweite Sterblichkeit – nicht viel Aufmerksamkeit erhalten. Jetzt wurde eine neue Studie in der Fachzeitschrift „The Lancet Planetary Health“ veröffentlicht, die ein klareres Bild der globalen Sterblichkeit durch Temperaturschwankungen zeichnet. Die Studie wurde zum Teil über das EU-finanzierte Projekt EXHAUSTION unterstützt und offenbart die Anzahl der Todesfälle durch schwankende Temperaturen pro Jahr. „Der Klimawandel stellt ein bedeutendes Problem für die öffentliche Gesundheit im 21. Jahrhundert dar“, erläutert der Hauptautor der Studie, Prof. Yuming Guo von der Monash Universität in Australien, in einer Pressemitteilung auf der Website „Medical Xpress“. „Nach unseren Ergebnissen wirken sich Temperaturschwankungen ähnlich auf die globale Sterblichkeit aus wie die Luftverschmutzung.“
Über 1,75 Millionen Todesfälle pro Jahr
Die Studie berichtet von zunehmend schwankenden Temperaturen in der Welt zwischen 2000 und 2019. Anhand von Daten des länderübergreifenden und städteübergreifenden gemeinsamen Forschungsnetzwerks des Projektpartners von EXHAUSTION, der London School of Hygiene and Tropical Medicine, analysierten die Forschenden die Beziehung zwischen Temperaturschwankungen und der Sterblichkeit in 750 Städten in 43 Ländern und Regionen. Dabei entdeckten sie, dass während dieser 20 Jahre jährlich mehr als 1,75 Millionen Todesfälle weltweit mit instabilen Temperaturen in Zusammenhang stehen. Außerdem heißt es in der Studie, dass große Teile von Asien, Australien und Neuseeland „einen höheren Anteil der Übersterblichkeit vorweisen als die Welt im Durchschnitt“. Übersterblichkeit bezieht sich auf die Anzahl der Todesfälle während einer Krise, die über die erwarteten Zahlen zu normalen Bedingungen hinausgehen. Weltweit ist der Anteil der Übersterblichkeit zwischen 2000 und 2019 pro Jahrzehnt um etwa 4,6 % gestiegen. Den größten Anstieg pro Jahrzehnt fanden die Forschenden in Australien und Neuseeland (7,3 %), gefolgt von Europa (4,4 %) und Afrika (3,3 %) vor. „Mit zunehmenden Temperaturschwankungen müssen proaktive Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um die menschliche Gesundheit vor dieser Variabilität zu schützen“, merkt Prof. Guo in der Pressemitteilung an. „Es wurden viele Maßnahmen zur Bewältigung der Bedrohungen durch klimabedingte Extremereignisse entwickelt, zum Beispiel Warnsysteme für Hitzewellen und Luftverschmutzung. Doch diese Maßnahmen und Strategien liegen nicht zur Bewältigung der negativen Auswirkungen von Temperaturschwankungen vor.“ Die mit Unterstützung von EXHAUSTION (Exposure to heat and air pollution in EUrope – cardiopulmonary impacts and benefits of mitigation and adaptation) durchgeführte Studie könnte die Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam machen und das Verständnis fördern. Außerdem wird die Notwendigkeit koordinierten Handelns und gezielterer Maßnahmen zur Vermeidung von Todesfällen aufgrund von Temperaturschwankungen betont, insbesondere in Regionen, die besonders von schwankenden Temperaturen betroffen sind. Weitere Informationen: EXHAUSTION-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
EXHAUSTION, Temperatur, Klima, Hitzewelle, Luftverschmutzung, Sterblichkeit, Tod