Die Wälder nach Käferbefall wiederherstellen
2018 wurden die Wälder in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland Nordrhein-Westfalen massiv von Schädlingsbefall heimgesucht, was zu weitreichenden Verwüstungen führte, mit denen die Region noch immer zu kämpfen hat. Als Reaktion auf die Notwendigkeit, das Ökosystem der Wälder in Nordrhein-Westfalen wiederherzustellen, hat das Team des EU-finanzierten Projekts SUPERB viele Interessengruppen zusammengebracht, um ein leistungsfähiges Netzwerk aufzubauen, das praktisches und wissenschaftliches Wissen vereint und einen Wandel herbeiführen kann. Die Verwüstungen in den Wäldern Nordrhein-Westfalens sind das Werk des Großen Achtzähnigen Fichtenborkenkäfers (Ips typographus). Der Befall führte zum Waldsterben, einer weitverbreiteten Verschlechterung der Gesundheit und schließlich dem Absterben von Bäumen in den Waldökosystemen. Neben Insektenbefall kann das Waldsterben auch durch Faktoren wie Trockenheit, sauren Regen und Luftverschmutzung verursacht werden. Ganz unabhängig von seiner Ursache kann es jedoch erhebliche ökologische und wirtschaftliche Folgen haben, die sich auf die biologische Vielfalt, die Kohlenstoffbindung und die Holzindustrie auswirken. Die Gemeinden in Nordrhein-Westfalen mussten einen Rückgang des Tourismus, des Erholungswerts sowie Probleme mit der Wasserversorgung und der Bereitstellung von Holz verzeichnen. Auch die Einkommensverluste infolge der großflächigen Katastrophe haben dazu geführt, dass viele Waldbesitzparteien nicht in der Lage sind, die Wiederaufforstung ohne Unterstützung durchzuführen. Teil der Maßnahmen im Rahmen von SUPERB zur Bekämpfung der Auswirkungen des Käferbefalls in Nordrhein-Westfalen war ein Workshop zur Einbeziehung der Öffentlichkeit, der im April 2024 stattfand. Dem 2,5-stündigen Workshop, der erstmalig im deutschen Demogelände des Projekts in der Nähe von Arnsberg stattfand, gingen Diskussionen über die Ziele der Wiederherstellung und die Erwartungen der verschiedenen Interessengruppen voraus. Die Diskussionen wurden bei einem geführten Rundgang durch das Demogelände fortgesetzt. Die Themen reichten von der Klimaresilienz und der Auswahl von Baumarten bis hin zur Rolle des Rotwilddrucks bei der Wiederherstellung von Wäldern und der Bedeutung von Totholz für die biologische Vielfalt. Daraus resultierten wertvolle Einblicke in die in diesem Waldgebiet vorherrschenden Bedürfnisse und Herausforderungen, sein Ökosystem und die Probleme der Menschen.
Synergien ausweiten
Um eine europaweite Wiederherstellung der Wälder zu erreichen, arbeitet SUPERB auch mit Einrichtungen zusammen, die nicht formell an dem Projekt beteiligt sind. Eines davon ist Coillte, die staatliche irische Forstbehörde, die großes Interesse daran gezeigt hat, aus dem Projekt zu lernen und die wichtigsten Erkenntnisse in ihren strategischen Plan zur Bewirtschaftung der irischen Wälder einfließen zu lassen. „Der Besuch war sehr aufschlussreich, um die Erfahrungswerte aus der katastrophalen Vermehrung des Großen Achtzähnigen Fichtenborkenkäfers von 2018 zu verstehen und um zu erfahren, wie die deutsche Forstwirtschaft als Reaktion auf die Auswirkungen des Klimawandels resilientere Wälder erschaffen wird“, berichtet Coillte-Direktor Ciaran Fallon in einer SUPERB-Pressemitteilung. „Die Entwicklung einer Strategie für mehr Widerstandsfähigkeit und Anpassung an den Klimawandel, einschließlich des zunehmenden Risikos eines größeren Schädlingsbefalls, ist für unsere Gebiete von entscheidender Bedeutung. Aufbauend auf den Erkenntnissen aus Kontinentaleuropa arbeiten wir mit Partnern zusammen, um mit möglichst genauen Daten zukünftige Klimaszenarien und die damit verbundenen Auswirkungen zu modellieren. Anhand der Ermittlung von Risiken und der Prüfung von Szenarien werden wir in der Lage sein, die beste Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit für unsere Waldgebiete zu entwickeln.“ Catharina Schmidt vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW, Partnereinrichtung des Projekts SUPERB (Systemic solutions for upscaling of urgent ecosystem restoration for forest related biodiversity and ecosystem services), betont, wie wichtig es ist, eine globale Perspektive auf die Wälder einzunehmen, um die Klima- und Biodiversitätskrise wirkungsvoll zu bekämpfen. „Wälder bieten eine Vielzahl von Ökosystemleistungen, sie dienen als Kohlendioxidsenken, produzieren den nachhaltigen Rohstoff Holz und bieten zahlreichen Arten Lebensraum. Es ist daher wichtig, unsere Wälder weltweit zu schützen. Ich freue mich, unsere Erfahrungen weiterzugeben, damit andere von uns lernen können, um noch früher proaktive Schritte zur Risikominderung zu unternehmen. Die rechtzeitige Umwandlung der Wälder ist angesichts des globalen Wandels wichtig.“ Weitere Informationen: SUPERB-Projektwebsite
Schlüsselbegriffe
SUPERB, Wald, Wiederherstellung, Ökosystem, Nordrhein-Westfalen, biologische Vielfalt, Schädling, Käfer, Ips typographus, Absterben