Mit neuen Werkzeugen die Antibiotikaentwicklung optimieren
Bakterien und andere Mikroorganismen erwerben die Fähigkeit, die Wirkstoffe zu besiegen, die sie eigentlich töten sollen. Dadurch wird die Behandlung von Krankheiten erschwert und das Risiko einer schweren Erkrankung oder sogar des Todes erhöht. Neue Antibiotika sind wichtige Verbündete im Kampf gegen antimikrobielle Resistenzen (AMR), die zu einer akuten Bedrohung der öffentlichen Gesundheit geworden und weltweit für mindestens 1,27 Millionen Todesfälle direkt verantwortlich sind. Wir brauchen Werkzeuge, die der Entwicklung neuer Wirkstoffe den Weg bereiten, – Werkzeuge, mit denen bei der Entwicklung die Wirksamkeit neuer antibakterieller Behandlungen bewertet werden kann. Das im November 2019 gestartete EU-finanzierte Projekt COMBINE arbeitet an einem genormten In-vivo-Pneumoniemodell zum Testen niedermolekularer Antibiotika. Das Modell, dem das Potenzial auf eine optimierte Prüfung und Entwicklung neuer Antibiotika innewohnt, wird gegenwärtig evaluiert.
Auf dem Weg zu einem standardisierten Protokoll
Im Rahmen von COMBINE wird die Validierungsstudie gemeinsam mit vier führenden Unternehmen des Antibiotikasektors durchgeführt: CARB-X, CAIRD, iiCON und Pharmacology Discovery Services. Wie in einer Pressemitteilung von „EurekAlert!“ berichtet, werden dank der Zusammenarbeit die wichtigsten Interessengruppen ihre Daten und ihr Fachwissen austauschen können, wobei die Validierungsstudie für das In-vivo-Pneumoniemodell mithilfe der Prüfung durch mehrere Einrichtungen gestärkt wird. „Dies ist Teil der laufenden Bemühungen, ein standardisiertes Protokoll für das In-vivo-Pneumoniemodell zu entwickeln. Mit den Daten des Modells wird außerdem der Aufbau einer Referenzstammbank klinisch relevanter, gut charakterisierter gramnegativer Stämme unterstützt“, heißt es in der Pressemitteilung. COMBINE nutzt außerdem mathematische Modellierungsverfahren, um die Lücke zwischen präklinischen Daten und klinischen Behandlungsergebnissen zu schließen. Die Arbeit am Pneumoniemodell wird von einem Team des COMBINE-Projektpartners Statens Serum Institut in Dänemark geleitet. Die In-vivo-Experimente werden am Standort des dänischen Partners und an zwei weiteren Partnerstandorten, am Paul-Ehrlich-Institut (Deutschland) und bei GSK (Vereinigtes Königreich), durchgeführt, um zu sehen, ob die Ergebnisse in verschiedenen Labors reproduzierbar sind. „Ich freue mich, dass das Protokoll, das COMBINE für das Standard-Pneumoniemodell erarbeitet hat, mit den bisher getesteten Isolaten und Antibiotika gut funktioniert“, sagt Prof. Lena Friberg von der Universität Uppsala, Schweden, die das Projekt COMBINE koordiniert. „Es sind nun weitere Studien im Gange, um das Modell vollständig zu charakterisieren, und wir freuen uns darauf, das Protokoll der rund um antimikrobielle Resistenz forschenden Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen.“ COMBINE (Collaboration for Prevention and Treatment of MDR Bacterial Infections) wird von der Initiative Innovative Arzneimittel, einer Partnerschaft zwischen der Europäischen Union und der europäischen Pharmaindustrie, unterstützt. Außerdem nimmt es eine koordinierende Rolle im Accelerator zu antimikrobiellen Resistenzen der Initiative Innovative Arzneimittel ein, einem Programm, das Universitäten, Pharmaunternehmen, Forschungseinrichtungen sowie kleine und mittlere Unternehmen vereint, um neue Instrumente und Behandlungen zur Bekämpfung arzneimittelresistenter Pathogene zu entwickeln. „Wir sind begeistert, dass wir diejenigen, die daran arbeiten, die Pipeline mit neuen Antibiotika zu füllen, mit standardisierten Instrumenten ausstatten können, und wir sind stolz darauf, Teil einer Gemeinschaft von Interessengruppen zu sein, die gemeinsam an der Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenz arbeiten“, so Prof. Anders Karlén von der Universität Uppsala. Weitere Informationen: COMBINE-Projektwebseite
Schlüsselbegriffe
COMBINE, Antibiotikum, antimikrobielle Resistenz, AMR, Lungenentzündung, Pneumonie, Pathogen, Mikroorganismus, Mikrobe, Bakterien, Arzneimittel, Wirkstoff