Integration offener Daten zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten
Als sich das SARS-CoV-2-Virus im Jahr 2020 auf der ganzen Welt ausbreitete, sahen sich die Regierungen mit der Frage konfrontiert, inwieweit sie dafür vorgesorgt hatten. Obwohl Pandemien regelmäßig in Risikoregistern auftauchen, traf es viele Länder offenbar dennoch unvorbereitet. Das Team des im Oktober 2021 gestarteten EU-finanzierten Projekts BY-COVID befasst sich mit einer der größten Herausforderungen bei der wirksamen Vorbereitung auf den Ausbruch von Infektionskrankheiten und der Reaktion darauf – der Verfügbarkeit aktueller, genauer und integrierter Daten. Das interdisziplinäre Projekt ist auf das Fachwissen von über 50 Partnern aus rund 20 europäischen Ländern gestützt und trägt dazu bei, kritische Daten zu mobilisieren, zu verbinden, zu standardisieren und zu analysieren.
Integrierte Datensysteme
Als die COVID-19-Pandemie um sich griff, wurde schnell eine Vielzahl von Methoden entwickelt, um die Ausbreitung und Entwicklung des Virus zu überwachen, und es wurden verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um die gesundheitlichen, sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen abzufedern. Diese Anstrengungen beruhten auf der Einrichtung verschiedener Infrastrukturen auf der ganzen Welt, die immer noch große Mengen wertvoller Daten erzeugen. Durch die Nutzung dieser Daten für den Wissensaustausch, die Koordinierung von Maßnahmen und die effiziente Zuweisung von Ressourcen hilft das Projekt BY-COVID den Behörden, künftige Ausbrüche besser vorherzusehen und sich entsprechend vorzubereiten. Ein Beispiel für die konkreten Maßnahmen der Initiative ist das Infectious Diseases Toolkit (Instrumentarium für Infektionskrankheiten), ein Archiv nationaler Strategien und bewährter Verfahren für die Reaktion. Bislang wurden Ressourcen für Belgien, die Niederlande, Norwegen, Schweden und die Schweiz hinzugefügt. Im Rahmen der Vorzeigeprojekte werden zudem besonders spannende Innovationen hervorgehoben, wie z. B. ein automatisiertes und modulares SARS-CoV-2-Genom-Überwachungssystem, das auf der quelloffenen Plattform Galaxy entwickelt wurde. Das Team von BY-COVID wird außerdem in Zusammenarbeit mit dem Korea Research Institute of Standards and Science ein nationales COVID-19-Datenportal einrichten, um die Daten (einschließlich des Gesamtgenoms des Virus) zu standardisieren und so ihre Kompatibilität mit internationalen Datenbanken zu verbessern. Durch die Nutzung von SARS-CoV-2-Sequenz-Variationen aus koreanischen Instituten wiederum wird der Umfang des European COVID-19 Data Portal, einer Schlüsselkomponente der COVID-19-Datenplattform, die zu Beginn der Pandemie eingerichtet wurde, erweitert.
Bessere Vorsorge
Über BY-COVID wurde zudem ein Kurzdossier erarbeitet, um Entscheidungsorgane bei der Entwicklung von Pandemievorsorgeplänen zu unterstützen. Zu den Empfehlungen gehören: Vorrang für offene Daten; Ermutigung der Forschung, Daten zu hinterlegen; Sicherstellung von Investitionen in die notwendigen nationalen, lokalen und von der Forschungsgemeinschaft betriebenen Infrastrukturen; Gewährleistung von Schulungen für die effektive Nutzung der verfügbaren Instrumente. BY-COVID steht im Einklang mit der globalen Initiative „Eine Gesundheit“, um die Verfahren und Ressourcen verschiedener Sektoren und Interessengruppen effektiver zu koordinieren und so bessere Ergebnisse im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu erzielen. Daher ist das Projekt so konzipiert, dass es sich in bestehende nationale und europäische Infrastrukturen wie ELIXIR, BBMRI, ECRIN, PHIRI und CESSDA einfügt und mit Partnern wie dem Versatile Emerging infectious disease Observatory (VEO) zusammengearbeitet werden kann. Das Projekt ist auch Teil des Europäischen Plans zur Vorsorge gegen biologische Gefahren der Europäischen Kommission – HERA-Inkubator –, um die Bedrohung durch Coronavirus-Varianten zu antizipieren und Wissenschaft, Industrie und staatliche Behörden bei der Entwicklung wirksamer Reaktionen zusammenzubringen.
Schlüsselbegriffe
BY-COVID, COVID-19, SARS-CoV-2, Pandemie, Infektionskrankheit, Vorsorge, Daten, Infrastruktur, Variante, Genom, Sequenz, öffentliche Gesundheit