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Religious Super-Diversity in Cape Town. Dynamics of Leadership and Territorialization Through Religious Spaces in the Migration Process.

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Ein anthropologischer und statistischer Ansatz zur Untersuchung der religiösen Vielfalt

Die Analyse der Überschneidung von religiösen Praktiken und Migrationsmustern führt zu einem besseren Verständnis der demografischen Verhältnisse im sehr vielfältigen südafrikanischen Kapstadt.

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Auf der ganzen Welt und vor allem innerhalb der EU führen Migrationswellen zu einer größeren Pluralität in städtischen Gemeinschaften. Zu verstehen, wie Vielfalt die Identität formt, ist eine entscheidende Aufgabe für moderne politische Institutionen. Im Verlauf des mit Unterstützung der Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen durchgeführten Projekts RELCAPETOWN wurden Volkszählungsdaten und andere Ressourcen analysiert, um Kapstadt als Fallstudie im Rahmen der anthropologischen Superdiversität zu entwickeln.

Durch die Linse der Superdiversität

Steven Vertovec stellte das Konzept der Superdiversität erstmals im Jahr 2007 vor. Das Modell der Superdiversität geht über eine weit gefasste Kategorie wie die ethnische Herkunft hinaus und zeigt detaillierte Unterschiede in Zuwanderergemeinschaften auf. Dadurch bietet es ein differenzierteres Verständnis von Identität. Zum Beispiel können Zugewanderte in einem bestimmten Umfeld mit einer gemeinsamen ethnischen Herkunft legale Bürgerinnen und Bürger, Menschen ohne Papiere, Geflüchtete oder sich um Asyl Bewerbende sein. Diese Aspekte wirken sich neben vielen anderen soziologischen Faktoren auf die Identität der Einzelnen und der Gemeinschaft aus. Maria-Sklodowska-Curie-Stipendiat Carmelo Russo wandte das Konzept der Superdiversität auf die Untersuchung der religiösen Vielfalt in Südafrika an. Russo erklärt: „Ziel war es, anhand von Religionszugehörigkeit und -anhängigkeit die religiöse Landschaft Südafrikas und Kapstadts in Verbindung mit anderen Indikatoren aus den Volkszählungsdaten, wie Bevölkerungsgruppen, Migrationsmuster, durchschnittliches jährliches Haushaltseinkommen und Bildungsniveau, darzustellen.“

Kapstadt als Fallstudie

Der afrikanischen Zuwanderung in europäische Städte wurde einige Aufmerksamkeit gewidmet, aber die Untersuchung der Einwanderungsmuster innerhalb Afrikas wurde vernachlässigt. Kapstadt ist ein ideales Fallbeispiel, weil die neuen Einwanderungswellen nach dem Ende der Apartheid 1994 zu einem superdiversen Umfeld geführt haben. Aufgrund der Verfügbarkeit reichhaltiger statistischer Ressourcen betrachtet Russo Kapstadt als eine Fallstudie, die für weitere anthropologische Forschungen und Überlegungen zur Verfügung steht. Russo analysierte ein breites Spektrum an statistischen Daten, darunter die Daten der Volkszählung in Südafrika aus den Jahren 2001 und 2011, eine Gemeinschaftserhebung aus dem Jahr 2016 und eine Aufschlüsselung der Bevölkerung und der Haushalte Kapstadts nach Stadtbezirken aus den Jahren 2001 und 2011. Darüber hinaus umfasste das Projekt quantitative Daten in Form von mündlichen Interviews sowie eine Untersuchung der Website Cape Town Interfaith Initiative.

Religiöse Vielfalt im Fokus

Während es ein großes wissenschaftliches Interesse an der Anwendung des Konzepts der Superdiversität auf anthropologische Studien gab, fehlte bisher ein Fokus auf religiöse Superdiversität. RELCAPETOWN konzentrierte sich auf drei Kapstädter Unterbezirke – geografisch definierte Gebiete, die aus einer begrenzten Anzahl benachbarter Bezirke bestehen. Die Unterbezirke 15, 16 und 20 wurden aufgrund der beeindruckenden Präsenz von religiösen Stätten alter und neuer Zugewanderter ausgewählt. Das Projekt baut auf Anwendungen des Superdiversitätsmodells aus dem Jahr 2016 auf, die von Forschenden in Deutschland und Italien durchgeführt wurden. Diese Arbeit verbindet die religiöse Praxis mit einem räumlichen Kontext. Die Forschenden Becci, Burchard und Giorda haben drei Arten von räumlichen Strategien identifiziert: „place-keeping“, „place-making“ und „place-seeking“ (Ortspflege, Ortsgestaltung und Ortssuche). Durch die Anwendung dieses Ansatzes auf Kapstädter Gemeinden trägt Russo zur Diskussion über die Art der Ortsbildung im Kontext der religiösen Superdiversität bei. Die Geschichte des Wachstums, der Veränderung und der Koexistenz von religiösen Räumen ist ein wichtiger Teil der Identitätsentfaltung in dynamischen Gemeinschaften. RELCAPETOWN ist wichtig für Europa. Russo erklärt dazu: „Das Projekt kann die europäische Gesellschaft positiv beeinflussen, weil es die verschiedenen Themen im Zusammenhang mit Zuwanderung aufzeigt und sie von den Gefahren der Stereotypen befreit.“

Schlüsselbegriffe

RELCAPETOWN, religiöse Vielfalt, Zuwanderung, Migration, Kapstadt, Anthropologie, Superdiversität

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