Skip to main content
European Commission logo
Deutsch Deutsch
CORDIS - Forschungsergebnisse der EU
CORDIS
CORDIS Web 30th anniversary CORDIS Web 30th anniversary

Feeding Anglo-Saxon England: The Bioarchaeology of an Agricultural Revolution

Article Category

Article available in the following languages:

Wie sicherte das mittelalterliche England die Ernährung seiner wachsenden Bevölkerung?

Ein archäologisches Team enthüllt neue Erkenntnisse darüber, wie es Bauersleute im Mittelalter schafften, ausreichende Nahrungsmittel für die wachsende englische Bevölkerung zu erzeugen.

Es ist bekannt, dass der Bevölkerungszuwachs in England zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreichte. Unbekannt ist allerdings noch, wie es den mittelalterlichen Bauersleuten gelang, ausreichend Getreide zu produzieren, um den Nahrungsbedarf dieser rasant wachsenden Bevölkerung zu decken. „War diese landwirtschaftliche Revolution das Ergebnis einer schrittweisen Entwicklung – also eine ‚lange‘ Revolution – oder resultierte sie aus einem plötzlichen technologischen Wandel?“, fragt Helena Hamerow, Professorin für frühmittelalterliche Archäologie an der Universität Oxford. Diese Frage wird in archäologischen und geschichtswissenschaftlichen Kreisen bereits seit langem diskutiert – und stand im Mittelpunkt des Projekts FeedSax. Das Projekt erhielt Finanzmittel des Europäischen Forschungsrates.

Neue wissenschaftliche Werkzeuge bringen eine alte Debatte voran

Um diese Debatte voranzubringen, konzentrierte sich das Projekt auf wissenschaftliche Daten, und zwar mittels funktionaler Unkrautökologie, Pollenanalysen, zooarchäologischen Analysen (Untersuchung von Tierknochen) und Analysen stabiler Isotope von Getreide. Mit letzterer Herangehensweise war es in der Vergangenheit bereits gelungen, Getreidekörner aus den trockenen Regionen im Mittelmeerraum und im Nahen Osten zu analysieren. Doch bei den Proben aus dem nördlichen Europa gestaltete sich die Sache schon komplizierter. Laut Hamerow, die als Forschungsleiterin des Projekts fungierte, stellte sich heraus, dass die Getreidekörner aus diesen nasseren, schwereren Böden schlecht erhalten waren, sodass die Hälfte der Projektproben gar nicht analysiert werden konnte. „Wir nannten einen Teil dieser Körner ‚Ostereier‘, da sie von außen prachtvoll erhalten, innen aber hohl waren“, merkt sie an. Um dieses Problem zu bewältigen, beschlossen die Forschenden, die Ergebnisse über alle Fallstudienstandorte hinweg zu normalisieren. Dadurch konnten sie die nötigen Informationen extrahieren, um wichtige Schlussfolgerungen zu ziehen.

Eine lange landwirtschaftliche Revolution

Eine dieser Schlussfolgerungen lautete, dass es keinen „revolutionären Moment“ gab, in dem alle wichtigen Innovationen des mittelalterlichen Getreideanbaus zu einer einzigen, allesverändernden Lösung zusammenflossen. „Unsere Forschung ergab, dass Innovationen wie Fruchtwechsel, der Streichbrettpflug und die extensive Bodenbewirtschaftung mit geringem Input mindestens schon seit dem 8. Jahrhundert bekannt waren, allerdings erst mehrere Jahrhunderte später breiter zum Einsatz kamen“, erklärt Hamerow. Da diese Innovationen bereits genutzt wurden, als die normannische Eroberung im Jahr 1066 begann, schlussfolgerten die Forschenden, dass der Aufschwung des Getreideanbaus in England wohl zu früh begonnen hatte, um von normannischen Grundherren initiiert worden zu sein. Viel wahrscheinlicher ist, dass der Streichbrettpflug und der systematische Fruchtwechsel erstmals auf Bauernhöfen eingeführt wurden, die mit Orten mit hohem Status wie königlichen Klöstern verbunden waren, und dass sie sich mit der Übernahme durch örtliche Gutsherren und wohlhabende Bauern im 10. und 11. Jahrhundert weiter verbreiteten.

Abnehmende Bodenfruchtbarkeit und Fragen der Nachhaltigkeit

Das Team stellte außerdem eine stete Verschlechterung der Bodenfruchtbarkeit in dieser Epoche fest, was Fragen über die langfristige Nachhaltigkeit von Agrarsystemen mit geringem Input und hohem Störungsgrad aufwirft. „Diese Feststellung führt zu der Frage, ob die Abnahme der Bodenfruchtbarkeit ein Faktor bei der großen Hungersnot zu Beginn des 14. Jahrhunderts war“, merkt Hamerow an. „Sie ist auch für die heutige Zeit relevant, da die Wissenschaft zunehmend erkennt, dass der großskalige, störungsintensive Anbau zu einer gravierenden Bodendegradation führt.“ Um dem nachzugehen, plant Hamerow nun gemeinsam mit deutschen Forschenden ein neues Projekt, das die Große Hungersnot (Great Famine) aus agrarökologischer Perspektive beleuchten und mittels experimenteller Archäologie Basisdaten hervorbringen wird.

Schlüsselbegriffe

FeedSax, landwirtschaftlich, Agrar, mittelalterliches England, englisches Mittelalter, Archäologinnen, Archäologen, Archäologie, mittelalterliche Bauernhöfe, Ernährung, Nahrungsmittel, Fruchtwechsel, Streichbrettpflug, Bodenbewirtschaftung, Landwirtschaft, Bodenfruchtbarkeit, Große Hungersnot, Bodendegradation

Entdecken Sie Artikel in demselben Anwendungsbereich