Freier Zugang zum Stromnetz schafft eine nachhaltigere Energiezukunft
Die Energielandschaft befindet sich in einem rasanten Wandel. Die zentralisierte Energieversorgung, mit Stromerzeugung auf Industrieniveau in großen, zentralen Kraftwerken und einseitigen Stromflüssen, konkurriert mit dem Aufkommen intelligenter, sauberer Technologien, die neue Möglichkeiten zur lokalen Energieerzeugung und -verwaltung eröffnen. Erneuerbare Energien werden einen größeren Anteil des Strommixes ausmachen, sodass auch die Stromerzeugung variabler, weniger zentralisiert und unberechenbarer wird.
Durchbrechen der Hürden für mehr Beteiligung am Energiemarkt
Dieses neue Paradigma der Stromerzeugung erfordert mehr Flexibilität, um die Stromversorgung an die Nachfrage anzupassen und sicherzustellen, dass die Stromsysteme sicher und effizient arbeiten. Stromträger, Verteiler und Verbrauchende werden aufgerufen, gemeinsam ihre neuen Rollen in einer Umgebung festzulegen, in der Strom nicht mehr nur in eine Richtung fließt, sondern in beide. Auch digitale Technologien könnten dabei helfen, die erwarteten Vorteile von intelligenten Netzen auszunutzen, die angemessene Effizienzniveaus und Interoperabilität garantieren. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit von Agierenden, Komponenten und Anwendungen in intelligenten Netzen, durch Datenaustausch zusammenzuarbeiten. Das EU-finanzierte Projekt CoordiNet will aufzeigen, wie mehr Koordinierung zwischen Übertragungsnetzbetreibern und den Verteilernetzbetreibern dazu beitragen könnte, neue Netzdienste zu aktivieren und günstige Bedingungen für alle Netzbeteiligten zu schaffen. Übertragungsnetzbetreiber sind für das Gleichgewicht zwischen Stromversorgung und -nachfrage zwischen den Kraftwerken und den Verbrauchenden zuständig. Sie verwalten auch die Übertragungsnetze (Hochspannung), während die Verteilernetzbetreiber die Mittel- und Niederspannungsnetze verwalten. Das Projekt strebt zudem an, die Hürden zu durchbrechen, die die Beteiligung von Verbrauchenden und kleinen Marktbeteiligten mit Verbindung zum Vertriebsnetz am Energiemarkt verhindern. „Unser Ziel ist es, verschiedene Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Stromnetzbetreibern und Verbrauchenden einzurichten, um zur Entwicklung eines intelligenten, sicheren und stabileren Energiesystems beizutragen“, merkt der Projektkoordinator Marco Baron an. Das Projekt bietet sichere und effiziente technische, regulatorische und Marktlösungen für Systemdienstleistungen, indem Ressourcen eingesetzt werden, die mit verschiedenen Ebenen des Stromnetzes verbunden sind. „Die wirkungsvolle Beteiligung von zentralen Interessengruppen ist wichtig, um die erforderlichen Veränderungen am aktuellen Stromsystem vorzunehmen.“
Pilotvorführungen
Stromnetzbetreiber und Verbrauchende haben an drei großen Demonstrationsprojekten an zehn Standorten in Griechenland, Spanien und Schweden teilgenommen. Das Konsortium hat standardisierte Produkte festgelegt, mit denen flexible Dienste im Stromsystem ausgetauscht werden können, sowie die Anforderungen, denen eine vereinte europäische Energieplattform gerecht werden sollte. „CoordiNet sollte durch die Erprobung einer Palette an standardisierten Produkten dazu beitragen, Mechanismen für die notwendigen Netzdienste auf Verteilungs- und Übertragungsebene zu bestimmen. Zu diesen Diensten gehören der Reserve-, Aktivierungs- und Abwicklungsprozess“, erklärt Baron. Das Projekt testet außerdem bahnbrechende Technologien wie das Internet der Dinge, künstliche Intelligenz (KI), Big Data, Plattformen für den Energiehandel untereinander sowie Blockchain, um die Marktbeteiligung kleiner Energieprosumierender zu ermöglichen. Die über CoordiNet getesteten Lösungen werden den Weg für die interoperable Entwicklung eines europaweiten Marktes ermöglichen, der es allen Marktbeteiligten gestattet, Energiedienste anzubieten, und neue Einnahmequellen für Verbrauchende eröffnet, die Netzdienste anbieten. „Im Großen und Ganzen entwickeln wir kostengünstige Modelle für Stromsystemdienste, die ausgebaut werden können, um auch Netzwerke von anderen Übertragungs- und Verteilersystembetreibern zu umfassen, und die im gesamten EU-Energiesystem repliziert werden können. Sie könnten die Grundlage für neue Netzwerkcodes bilden, insbesondere beim Stromausgleich“, so Baron.
Schlüsselbegriffe
CoordiNet, Verbrauchende, Übertragung, Vertrieb, Stromnetzbetreiber, einheitliche europäische Stromnetzmarktplattform, flexible Dienste, Netzwerkcodes